Gemeinden im Energiespar-Modus: Die Lichter gehen bald früher aus
„Strom sparen“ lautet die Devise angesichts der massiv steigenden Energiekosten nicht nur für die Haushalte, sondern auch für das öffentliche Leben. Im Bezirk überlegen die Gemeinden bereits erste Maßnahmen.
Kitzbühel | Die Stadt Kitzbühel hat einen jährlichen Stromverbrauch von 90 Gigawattstunden (90 Millionen kWh). Nur neun Prozent davon stammen aus eigener Erzeugung, der Rest wird über die Strombörse in Leipzig zugekauft.
Kitzbühel kauft viel Strom über die Börse zu
Was bedeutet, dass Kitzbühel massiv vom internationalen Strommarkt abhängig ist, wie Stadtwerke-Chef Jörg Kickenweitz auf Anfrage bestätigt.
Um gegen die Energiekrise gewappnet zu sein, wird eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Vertretern des Stadtrates, des Nachhaltigkeits-Ausschusses sowie der Stadtwerke Kitzbühel gebildet - der Beschluss dafür ist bereits gefasst. „Diese Gruppe soll ausloten, in welchen kommunalen Bereichen künftig Strom eingespart werden soll, erklärt Bürgermeister Klaus Winkler, „es müssen alle Möglichkeiten, auch die ganz kleinen, dabei in Betracht gezogen werden“.
Einsparungspotenzial sieht der Stadtchef u. a. in der öffentlichen Beleuchtung, etwa für die Gams oberhalb der Traverse. Denkbar sei auch, dass die Giebelbeleuchtung in der historischen Innenstadt – im Vorjahr bereits auf LED umgestellt und seit Jahresbeginn nur bis Mitternacht in Betrieb – künftig noch früher ausgeschaltet wird. Ähnlich energieeffiziente Maßnahmen sind bei der Kirchen-Beleuchtung oder Flutlichtanlagen angedacht.
Photovoltaikanlagen sind in der historischen Kitzbüheler Innenstadt aufgrund von Stadt- und Ortsbildschutz nicht zugelassen. Auf dem Dach der Mittelschule sowie des Stadtwerke-Betriebsgebäudes wird jedoch bereits Solarstrom erzeugt. Solarstrom ist auch in St. Johann großes Thema, wie Bürgermeister Stefan Seiwald erklärt.
Solarstrom für 150 Haushalte
„Auf rund 1.200 Quadratmeter Dachfläche sind Photovoltaikanlagen installiert und können damit 150 Haushalte versorgen.“ Ob auf der Panorama-Badewelt oder auch dem Bauhof – wo es möglich ist, wird Strom gewonnen. Die Marktgemeinde hat bereits mit der Einsparungsoffensive gestartet: „Es gibt für jedes öffentliche Gebäude ein vollautomatisches Energiemonitoring. Das heißt, dass wir unseren Energieverbrauch ganz genau kennen“, schildert Seiwald, der auch stolz darauf ist, „dass wir als einer der ersten die gesamte Beleuchtung auf LED umgestellt haben.“ Rund 50.000 Euro werden dadurch bereits jährlich eingespart.
Anteil an fossilen Stoffen bei 15 Prozent
Mit der von der Firma Egger produzierten Fernwärme hat St. Johann ein weiteres Ass im Ärmel: „Wir heizen alle öffentlichen Gebäude mit Fernwärme. Bei uns liegt der Anteil an fossilen Brennstoffen gerade einmal bei 15 Prozent.“ Rund 800 Gebäude hängen inzwischen am Netz. Seiwald ist zuversichtlich, dass die Energiekrise keine allzu großen Auswirkungen hat: „Wir schauen in jedem Fall, dass die St. Johanner eine warme Stube haben.“
Ähnliche Überlegungen wurden auch im Pillerseetal angestellt. In Fieberbrunn befasst sich ein eigener Ausschuss mit Maßnahmen zum Einsparen von Energie bei öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen, schildert Bgm. Walter Astner. Einsparpotenziale sieht er u. a. bei der Straßenbeleuchtung. Astner: „Die öffentliche Hand hat eine Vorbildwirkung, der sie auch nachkommt.“
Der Hochfilzener Gemeinderat will in seiner nächsten Sitzung beraten. Doch es müsse immer ein Kompromiss zwischen Stromeinsparungen und Sicherheit gefunden werden, so Dorfchef Konrad Walk, das sei aber eine Gratwanderung. „Die Sicherheit darf dabei niemals in den Hintergrund treten. Es kann nicht sein, dass jemand um ein Uhr in der Früh mit dem Zug in Hochfilzen ankommt und auf der Straße alles dunkel ist,“ sagt Walk. Im Brixental steht das Thema Energiesparen hoch in Kurs.
Vorstellbar: jede zweite Lampe abschalten
„Die Gemeinde überlegt bereits, wo Strom eingespart werden könnte, indem etwa jede zweite Lampe der Straßenbeleuchtung weggeschaltet wird. „Die Feuerwehr hat schon einen Plan vorgelegt, wie im Haus Strom gespart werden kann“, erklärt dazu der Kirchberger Bürgermeister Helmut Berger. Mögliche Maßnahmen werden derzeit ausgelotet und geplant, damit sie jederzeit anwendbar sind. Den Auftrag dazu habe er letzte Woche erteilt. Konkrete Zahlen sollen in den nächsten beiden Wochen vorliegen. „Bisher weiß noch niemand, wie sich die Preise entwickeln werden“, betont Berger. „Es gibt noch keine Auskünfte, weder vom Land noch von den Energieanbietern, da es diese selbst nicht wissen, was die Zukunft bringt.“
Eine Herausforderung ist die Situation auch für den Westendorfer Dorfchef René Schwaiger: „Es gab bereits eine Anfrage im Gemeinderat. Ziemlich alle Straßenlaternen und -beleuchtung im Ort sind bereits auf energiesparende LED-Technologie umgestellt.“ Sonstige öffentliche Beleuchtungen gäbe es im Sommer aber ohnehin nicht. Vor dem Winter soll wieder darüber nachgedacht werden, ob etwa die Weihnachtsbeleuchtung erforderlich sei. Bei der Straßenbeleuchtung will man in Westendorf aber nicht einsparen. Schwaiger: „Da steht für uns die Sicherheit im Vordergrund.“ ali/mak/ahoy
Bilder: 1) Kitzbühel bei Nacht: Die öffentliche Beleuchtung könnte bald eingeschränkt werden. Foto: Albin Niederstrasser 2) In St. Johann-West laufen derzeit die Bauarbeiten für den Ausbau der Fernwärme, die im Winter für warme Stuben sorgen wird. Foto: Klausner