„Gibt keine Alternative zur Alm“
Zwei Wölfe treiben im Bezirk ihr Unwesen, das wurde durch DNA-Analysen nachgewiesen. Brixentaler Schafbauern lassen aus diesem Grund ihre Tiere über den Sommer größtenteils im Tal. Doch hier leiden sie unter Hitze.
Westendorf, Hopfgarten | Rund 360 Schafe aus Landwirtschaften in Hopfgarten, Itter, Söll und Wildschönau, die den Sommer normalerweise auf der Rosswildalm in der Kelchsau verbringen, weiden heuer auf einer Alm im Lechtal/Außerfern. Zu groß ist unter den Bauern die Angst vor neuerlichen Wolfsrissen in den heimischen Almgebieten geworden.
Im Tal fehlen die Weideflächen
Bauern, die über kein Ausweichquartier für ihre Tiere verfügen, sind dagegen dazu gezwungen, die Schafe und Ziegen im Tal zu lassen. Doch hier fehlen meist die Weideflächen, wie Dennis Aschenwald, Züchter von Schwarznasenschafen und Krainer Steinschafen in Westendorf, auf Anfrage schildert.
Auch er hat im Vorjahr durch Wolfsrisse auf der Rotwandalm in der Windau gleich mehrere Schafe verloren und die verbliebenen Tiere umgehend in den heimatlichen Stall getrieben. Als Alternative zum heurigen Almsommer habe er daher nach bestmöglichen Notlösungen im Tal gesucht - zufrieden sei er damit aber ganz und gar nicht, wie er sagt: „Es gibt keine Alternative zur Alm.“
Wie viele andere Landwirte hat Aschenwald im Tal heuer mehrere Tiere eingebüßt - nicht durch den Wolf, sondern durch Parasitenbefall, der sich aufgrund der Hitze, aber auch aufgrund der fehlenden Weideflächen entwickelt. Die Tiere rotten sich dort zusammen, wo es für sie am kühlsten ist - entweder im hintersten Eck des Stalls oder unter einem Schatten spendenden Baum. „Parasitenbefall ist eine logische Folge der Heimweide“, bestätigt Walter Pupp, Vorstandsmitglied im Verein Weidezone Tirol und selbst betroffener Schafzüchter in Hopfgarten. Verabreichte Impfungen und Medikamente gegen den Parasitenbefall können für die Tiere nicht die Lösung sein, klagt der Westendorfer Schafzüchter Peter Aschaber. Er hat heuer bereits drei Tiere aus dem selben Grund eingebüßt und sehe „mit Tränen in den Augen, wie seine verbliebenen Schwarznasenschafe unter der großen Hitze leiden“.
Der Verein Weidezone hofft indes, dass seitens des Landes Tirol zumindest für den Sommer 2023 schon heuer eine praktikable Lösung für die Almbewirtschaftung geschaffen wird. Walter Pupp: „Es braucht jetzt dringend ein effizientes und rasches Wolfsmanagement. In klar definierten Weidezonen sollen der Wolf und anderen große Beutegreifer legal entnommen werden können.“ A. Fusser
Bild: In den kühleren Almgebieten fühlen sich die Schafe wohl (Symbolbild), im Tal leiden sie unter der Hitze und unter Parasitenbefall. Foto: pixabay