Gründer trotzten der Pandemie
Es brauchte Mut und einen langen Atem um während der Corona-Pandemie ein Geschäft zu eröffnen – Manuela und Manfred Kuchinka sowie Thomas Ziepl haben es gewagt und sind optimistisch.
Kitzbühel, St. Johann | Nach seiner erfolgreichen Karriere als Eishockey-Spieler und Trainer hat Manfred Kuchinka einen völlig neuen Weg eingeschlagen und vor sechs Jahren ein Modegeschäft in der „Kitz Galleria“ in der Gamsstadt eröffnet. Immer tatkräftig unterstützt von seiner Frau Manuela, die neben ihrem Job im Vertrieb einer bekannten Modegruppe, auch regelmäßig im Geschäft anzutreffen ist.
Schon länger liebäugelte das Paar mit der Eröffnung eines weiteren Geschäftes und auch die Corona-Pandemie konnte die Beiden nicht stoppen. „Als ein Geschäftslokal im selben Stockwerk frei wurde, haben wir zugegriffen“, erzählt Manuela Kuchinka. Trotz Lockdowns blickten sie optimistisch in die Zukunft, bauten den neuen Laden aufwändig um und eröffneten am 10. Dezember 2020 ihren „Concept 12 Store“ – um ihn am 24.Dezember gleich wieder zu schließen.
Die Expansion inmitten der Corona-Krise bereut weder Manfred noch Manuela – mit dem Umgang der öffentlichen Stellen mit engagierten Handelsunternehmern hadern sie jedoch. „Da wir beide Geschäfte als ein Unternehmen führen, sind wir bei den Förderungen anfänglich durch den Rost gefallen“, schildert Manuela Kuchinka. Denn um Covid-Förderungen zu bekommen ist ein Umsatzausfall von mindestens 40 Prozent notwendig, in Kuchinkas Fall war es mit Start des zweiten Geschäfts mit 36 Prozent genau um die verflixten vier Prozent zu wenig. „Wir haben zahlreiche Telefonate mit den zuständigen Stellen geführt und sind vorerst überall abgeblitzt. Wir hatten immer das Gefühl, dass sich keiner auskennt. Aufgeben werden wir aber sicher nicht“, bleiben die Kuchinkas weiter am Ball.
Suche nach Mitarbeitern nach wie vor schwierig
Nach wie vor sind die Unternehmer auf der Suche nach Mitarbeitern. „Ein mehr als schwieriges Unterfangen“, betont Kuchinka. Sie hat das Gefühl, dass die Kurzarbeits-Phase für eine Verschiebung der Prioritäten gesorgt hat – es zähle nicht unbedingt mehr das Geld, die Freizeit sei wichtiger geworden. „Wenn man bei uns expandiert, dann hat man das Gefühl man wird bestraft“, so das Fazit der Kuchinkas über die abgelaufenen Monate.
Ähnlich fühlt sich auch Thomas Ziepl. Der Oberndorfer eröffnete im März 2020 – also mit Start des ersten Lockdowns – sein Geschäft „TZ Sole Moroccan Interiors und Fashion“ in St. Johann. „Ich hatte ja überhaupt noch keine Kunden, aber schon viel Geld investiert“, erzählt Ziepl von seiner sehr harten Zeit. Inzwischen hat er sich einen soliden Kundenstock aufgebaut, aber natürlich hängt ihm die Corona-Pandemie noch nach. So war es ihm nicht möglich, in dieser Zeit die notwendigen Waren direkt vor Ort in Marroko einzukaufen und auch das ewige „Auf und Zu, Auf und Zu“, zerrte an den Nerven Ziepls. „Und das genau in der besten Zeit“, sagt er. Obwohl sein Steuerberater sich sehr bemüht habe, gab es natürlich auch keine Förderungen. Wenig Verständnis bringt Ziepl dafür auf, „dass der Handel gerade einmal 15 Prozent des Umsatzes gefördert bekam, Tourismusbetriebe aber 80 Prozent.“ Der Handel leide am meisten und bekomme am wenigsten. Er hat die harte Zeit mit seinen privaten Ersparnissen überbrückt, wie er sagt. Jetzt hofft er, dass kein Lockdown mehr kommt.
Wirtschaftskammerchef Peter Seiwald zeigt Verständnis für die betroffenen Unternehmer und kann auch den Unmut verstehen: „Ich bin jedoch nach wie vor überzeugt, dass wir das beste Fördersystem Europas haben. Aber natürlich gibt es immer Fälle, die durch den Rost fallen, das bedauere ich auch.“ Margret Klausner
Bilder: Ging das Wagnis einer Neugründung während der Corona-Pandemie ein: Thomas Ziepl in seinem Geschäft „TZ Sole“ in St. Johann.
Im Dezember 2020 eröffneten Manfred und Manuela Kuchinka ihren „Concept12-Store“ in Kitzbühel und mussten zwei Wochen später wieder zusperren. Fotos: Klausner