Heiße Debatten rund um Erhöhung der Ortstaxe
Darüber diskutiert wird schon seit längerem: Im Rahmen einer außerordentlichen Vollversammlung beschlossen die Brixentaler Touristiker die Erhöhung der Kurtaxe. Nicht ohne Kritik.
Kirchberg | Ab 1. Dezember ziehen die Brixentaler mit den Kitzbühelern in Sachen Ortstaxe gleich – die Abgabe steigt von zwei Euro auf 3,50 Euro an.
Dieser Tage beriefen die Verantwortlichen des Tourismusverbandes eine außerordentliche Vollversammlung ein, um den Beschluss zu fassen. Das Interesse der Touristiker aus Kirchberg, Brixen und Westendorf, die in der „arena365“, den Ausführungen von Tourismusverbandsobmann Anton Wurzrainer folgten, war groß. Dieser machte keinen Hehl daraus, dass ohne die Erhöhung die Arbeit der Touristiker massiv erschwert wird.
„Vor allem im letzten Winter sind die Einnahmen aus den Pflichtbeiträgen schmerzhaft gesunken. Wir mussten bereits ein Nachtragsbudget mit Einsparungen von 500.000 Euro für das heurige Jahr beschließen“, stellte Wurzrainer klar. Die Wintersaison habe aufgrund des Wetters früh geendet. Die Kosten und die Inflation seien stark gestiegen. „Wir haben immer mehr Aufgaben zu erledigen und eine teure Infrastruktur zu erhalten“, so der Obmann. Die Ortsbudgets seien am Limit. Vor allem in Kirchberg sei die Lage schwierig. Angekündigt hatte Wurzrainer die anstehende Erhöhung ja bereits im Herbst des Vorjahres, doch aufgrund der angespannten Situation sei diese von zwei Euro auf 3,50 Euro früher notwendig als geplant, so der Obmann.
Bei vielen der anwesenden Mitglieder regte sich Unmut, doch Wurzrainer ließ sich nicht beirren. „Kommt die Erhöhung nicht, so müssen wir für die nächsten Jahre ein absolutes Sparbudget fixieren, stellte er den Anwesenden die Rute ins Fenster.
Fixiert werden konnte inzwischen bereits die Verlängerung des „Winter Woodstock der Blasmusik“. Die Kosten dafür seien extrem angestiegen. Der Vertrag mit dem deutschen Bundesligisten Borussia Dortmund sei ebenfalls verlängert worden. Rund 270.000 Euro berappt der Tourismusverband dafür jährlich. Die Einnahmen seien dafür um ein Vielfaches höher, argumentierte Wurzrainer.
TVB-Aufsichtsratsvorsitzender Willi Steindl betonte, „dass es viele Diskussionen im Aufsichtsrat gegeben hat. Wir sind schlussendlich zu einer einstimmigen Entscheidung gelangt.“ Die Kurtaxe werde erhöht, der Pflichtbeitrag bleibe hingegen unangetastet.
Als Verfechter der Erhöhung zeigte sich auch Aufsichtsrat und Bergbahnchef Anton Bodner: „Wir reden hier von Notwendigkeiten. Wir passen entweder unsere Einnahmen an oder wir müssen Leistungen streichen.“ Gehe man über die Inflationsanpassung hinaus, dann gäbe es mehr Spielraum, um in der Zukunft mehr tun zu können. Auch Kirchbergs Bürgermeister Helmut Berger sprach sich für die Erhöhung aus. Es werde dadurch eine Attraktivierung der Region geben, stellte er in Aussicht.
TVB-Obmann Wurzrainer stellte im Übrigen auch klar, dass mit der Erhöhung das Brixental bei weitem nicht die höchste Kurtaxe habe. Er habe auf seinen Reisen die Erfahrung gemacht, dass viele Regionen bei weitem teurer seien. Er sprach hier auch St. Anton an, wo fünf Euro pro Nacht fällig sind.
Unmut rührte sich bei etlichen Vermietern. So wurde etwa das Engagement mit Borussia Dortmund in Frage gestellt.
Dem einen oder anderen Vermieter fehlen konkrete Ideen für Projekte zur Steigerung der Attraktivität. „Wir kaufen also die Katze im Sack“, fragte ein Vermieter. „Ja“, räumte Anton Wurzrainer ein. Man wolle nicht versprechen, dass man dieses oder jenes baue und diese Zusage dann nicht einhalten könne.
Auch warben einige Anwesende für eine inflationsabgeltende Kurtaxe von 2,80 Euro. Das sei ausreichend meinten sie. Dem widersprach Wurzrainer vehement: „Das wäre nur der Erhalt des Status quo.“
Die Erhöhung selbst soll rund zwei Millionen Euro mehr in die TVB-Kassen spülen, wie Wurzrainer vorrechnete. Davon fließen rund 600.000 Euro in die Ortsbudgets. Rund 1,4 Millionen Euro verbleiben für die gesamte Region. Projekte im Bereich Mobilität, Marketing, Infrastruktur, Digitalisierung sowie die zahlreichen Veranstaltungen sollen damit realisiert werden.
Die Abstimmung sorgte bei Aufsichtsräten und Vorstand dann doch für Nervosität – die Stimmung im Saal war angespannt. Geleitet wurde die Abstimmung von Martin Kofler vom Land Tirol, der nach mehrfacher Auszählung für ein Aufatmen bei den Verantwortlichen sorgen konnte. 1068 Stimmen – rund 60 Prozent – votierten für die Erhöhung, 707 Stimmen waren dagegen. In der Stimmgruppe eins und zwei – also die umsatzstärksten Betriebe in der Region – stimmte man mehrheitlich zu. In der Stimmgruppe drei – hier sind die kleinen Betriebe vertreten – gab es von 64 Vertretern ein Nein, 50 stimmten für die Erhöhung.
Margret Klausner
Bild: „Wie schaut‘s aus?“ – Anton Wurzrainer, Martin Kofler (Land Tirol), Bettina Hechenberger, Jakob Lenk, Christoph Stöckl und Alois Wahrstätter (von links) schauen gebannt auf die Ergebnisse der Auszählung. Foto: Klausner
Kurtaxe - Mit Kitzbühel gleichgezogen
Kirchberg |Ab 1. Dezember wird beim Tourismusverband die Ortstaxe auf 3,50 Euro angehoben – damit ziehen die Kirchberger mit den Kitzbühelern gleich und heben damit bezirksweit die höchste Abgabe ein. Tirolweit sind St. Anton (5 Euro) und Ötztal Tourismus (4 Euro) am teuersten, die Region Hall-Wattens mit nur einem Euro am günstigsten.
Am Montag wurde jedoch seitens des Landes informiert, dass die Mindestortstaxe mit Beginn der Wintersaison tirolweit auf mindestens 2,60 Euro erhöht werden muss.
Abgaben im Bezirk pro Nächtigung derzeit:
➤ Tourismusverband Pillerseetal: 2,80 Euro (seit 1. Mai 2019).
➤ Tourismusverband St. Johann,Oberndorf, Kirchdorf, Erpfendorf: 2,20 Euro
➤ Tourismusverband Kaiserwinkl: bisher 1,90 Euro, ab November 2,50 Euro.
➤ Kitzbühel Tourismus: seit 1. Jänner 2024 3,50 Euro, bisher 1,80 Euro.
➤ Tourismusverband Wilder Kaiser (Going, Ellmau, Söll, Scheffau): 2,50 Euro - seit Jahren gleich.
➤ Tourismusverband Hohe Salve (Hopfgarten, Itter, Kelchsau, Wörgl, Angath, Angerberg, Mariastein, Kirchbichl): 2 Euro (seit Jahren gleich).