Hotelprojekt wurde zum Politikum
Die Meinungen über das geplante Hotelprojekt gehen in Fieberbrunn weit auseinander. Für die Gegner ist die Petition ein Ausdruck ihres Protests, für Bürgermeister Walter Astner eine „fragwürdige Vorgangsweise“.
Fieberbrunn | „So viele Unterschriften binnen kürzester Zeit zeigen den Unmut der Bürger gegenüber den Hotelplänen auf“, ist Hannes Fleckl, grüner Vizebürgermeister von Fieberbrunn, überzeugt. Er war es auch, der die Petition „Stopp dem Luxushotel am Tragstätt Areal in Fieberbrunn!“ mit Unterstützung grüner Nationalrats- und Landtagsabgeordneter ins Leben gerufen hat.
Allein im Zeitraum von zehn Tagen haben immerhin bis Dienstag, 3. Oktober, 14 Uhr, 435 Personen die Online-Petition unterzeichnet, der Großteil davon ist ortsansässig, zahlreiche Gegner stammen aber auch aus anderen Orten des Bezirkes und des Landes. „Jeder, der unterzeichnet, muss uns Namen und Adresse bekannt geben, auf persönlichen Wunsch hin werden die Unterstützer aber in der Öffentlichkeit namentlich nicht genannt“, schildert Fleckl. In den Online-Kommentaren begründen die Hotelgegner ihre Ablehnung vorwiegend mit „sinnlose Bodenversiegelung“, „Naturzerstörung“, „Verkehrsbelastung“ und „Übertourismus“.
Wie mehrfach berichtet, soll auf den sogenannten Tragstättgründen, einem Hochplateau rund 100 Meter über dem Talboden, ein Luxushotel samt Chalets (insgesamt 300 Betten) und Wellnessbereich sowie ein Personalhaus mit 61 Wohnungen entstehen. Allein das Haupthaus würde 27 Meter in die Höhe wachsen. Die 38.000 Quadratmeter große Freilandfläche neben einem Moorgebiet hat die Marktgemeinde Fieberbrunn 2009 erworben und 2018 um 3,9 Mio. Euro an den bulgarischen Investor Nedko Mladenov verkauft. Das Geld liegt auf einem Treuhandkonto, wie VP-Bgm. Walter Astner auf Anfrage erläutert. Die erforderliche Widmung für das Hotelresort wurde vom Land Tirol schon vor Jahren abgesegnet.
Dass die Petition nun ausgerechnet durch eine im Gemeinderat vertretene Fraktion initiiert wurde, bezeichnet der Dorfchef als „unseriöse Vorgangsweise“, zumal hinlänglich bekannt sei, dass das Projekt durch eine Unterschriftenaktion jetzt nicht mehr zu verhindern ist. Der Gemeinderatsbeschluss sei bindend, stellt Astner klar. Gegenüber Mladenov habe Fieberbrunn erhebliche Vertragspflichten zu erfüllen. Astner: „Bei Vertragsbruch drohen uns massive Schadenersatzzahlungen, die ich als Gemeindechef nicht verantworten möchte.“
Hannes Fleckl ist sich dieser Tatsachen durchaus bewusst, wie er bestätigt. Dennoch wolle er mit seinen Mitstreitern ein deutliches Zeichen gegen das Hotelprojekt setzen. Begründung: „Der Standort befindet sich weitab der touristischen Infrastruktur und ist daher ungeeignet. Der Bedarf an weiteren Gästebetten ist in Fieberbrunn nicht mehr gegeben. Es stellt sich außerdem die Frage, wer für die Erschließungskosten, vor allem für die Zufahrt, aufkommen wird.“ Astner hält dagegen: An der Zufahrt würde sich die Gemeinde beteiligen, die Erschließungskosten trage jedoch der Bauherr.
Frist läuft am 31. Dezember aus
Kann das mit 50 bis 60 Millionen Euro veranschlagte Bauvorhaben noch scheitern? Nur dann, wenn Mladenov die geforderte Gesamtfinanzierungsbestätigung bis zum Ablauf der gesetzten Frist am 31. Dezember 2023 nicht vorlegen kann, erklären Astner und Fleckl.
Astner geht davon aus, dass der Investor die Finanzierung bis Jahresende schaffen werde, Fleckl will hingegen weiterkämpfen: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Alexandra Fusser
Bild: Lokalaugenschein Tragstätt-Areal: Der grüne Vizebürgermeister Hannes Fleckl will mit der Petition gegen das Hotelvorhaben ein Zeichen setzen. Foto: Fusser