„Ich habe so viel zurückbekommen“
Thomas Gredler hat sich eine berufliche Auszeit genommen und dabei nicht nur im Rotary-Distrikt viel bewirkt, sondern auch persönlich wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Kitzbühel | Mit 1,4 Millionen Mitgliedern in 200 Ländern, 400 Millionen Stiftungs-Dollars, die jährlich in 1.000 Projekte weltweit investiert werden, und Tausenden ehrenamtlichen Helfern, die unzählige Stunden ihrer Zeit in den Dienst der Gemeinschaft stellen, zählt Rotary zu den wichtigsten Service-Clubs der Welt. Das meiste geschieht im Stillen, ohne viel mediale Aufmerksamkeit und ohne den Anspruch auf öffentliche Anerkennung.
Der Rotary Club Kitzbühel wurde 1966 gegründet und zählt derzeit 65 Mitglieder – unter ihnen auch Thomas Gredler. Der Unternehmer blickt auf eine ganz besondere Rotary-Karriere zurück: Bis Juli war er als Governor für den Distrikt 1920 tätig und damit für 82 Rotary-Clubs mit rund 4.000 Mitgliedern in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich verantwortlich. Obwohl das Amt bereits auf eine bedeutende Rolle innerhalb der Organisation schließen lässt, ist wahrscheinlich nur den wenigsten Menschen bewusst, welche Verantwortung mit dieser Funktion tatsächlich verbunden ist.
Menschen motivieren, ihre Zeit zu schenken
Thomas Gredler ahnte bei der Amtsübernahme vor einem Jahr selbst nicht, wie sehr die Aufgabe des Governors sein Leben prägen würde. „Ich befand mich gerade in einer Phase der beruflichen Neuorientierung und wollte die Zeit nutzen, um Rotary und der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Es war quasi ein Geschenk an mich selbst“, erzählt Gredler rückblickend.
Die Vorbereitungen begannen schon zwei Jahre zuvor.
Als künftiger Governor musste er verschiedene Ausbildungen absolvieren und sein rund 40-köpfiges Team wählen. „Das war eine komplett neue Herausforderung für mich. Als Unternehmer war ich es gewohnt, Mitarbeiter für ihren Aufwand finanziell zu entlohnen. Jetzt ging es darum, Menschen, die in ihrem Beruf erfolgreich sind und alles erreicht haben, zu motivieren, ihre Zeit und ihr Knowhow ohne Gegenleistung zur Verfügung zu stellen“, beschreibt er.
300 neue Mitglieder in einem Jahr
Mit seiner lockeren, stets gut gelaunten Ausstrahlung und seiner positiven Einstellung gelang es Thomas Gredler nicht nur diese Herausforderung zu meistern, sondern auch einen anderen bemerkenswerten Rekord aufzustellen. Als er vor einem Jahr das Amt des Governors übernahm, war es ihm ein besonderes Anliegen mit dem Image des „alten, grauen Rotariers“ aufzuräumen. Der Plan ging auf: Insgesamt 300 neue, vielfach junge Mitglieder kamen im vergangenen Jahr in den einzelnen Clubs des Distrikts dazu – ein weltweit einmaliger Wert.
Auch die Förderung der Jugend liegt Thomas Gredler am Herzen. Dank seiner Initiative wurden im vergangenen Jahr zahlreiche internationale Projekte, Workshops und Wettbewerbe ins Leben gerufen. Dabei konnten die Mädchen und Burschen vom Wissen und der Erfahrung renommierter Experten aus dem Rotary-Netzwerk profitieren.
Als Experten junge Menschen unterstützen
„Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Jugend heute präsentiert. Viele ihrer spannenden Ideen haben sich inzwischen zu erfolgreichen Startups entwickelt“, betont er. Auf der Distrikt-Konferenz Ende Juni in Kitzbühel, dem Höhepunkt des rotarischen Jahres, wurden die besten Projekte prämiert und vorgestellt.
Auch für Thomas Gredler bot der feierliche Rahmen die Gelegenheit, die vergangenen Monate noch einmal Revue passieren zu lassen: „Für mich war es eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Es war ein Fulltime-Job, der weit mehr Wochenstunden in Anspruch nahm, als jeder andere Beruf. Doch ich habe so viel Positives zurückbekommen und in meiner ganzen persönlichen Entwicklung profitiert. 4.000 Mitglieder zu führen, die außer Lob und Anerkennung keinen Lohn für ihren Einsatz bekommen, war nicht einfach. Aber es hat mir gezeigt, wie wichtig gegenseitige Wertschätzung ist und wie viele Möglichkeiten wir haben, die Welt zu verändern.“
Am 1. Juli übergab Thomas Gredler das Amt des Governors an seinen Nachfolger, dem er dieses Jahr noch als „Past-Governor“ zur Seite stehen wird. Welchen beruflichen Weg er künftig einschlagen wird, ist noch offen. Sicher ist jedoch: als Präsident der Rotary Golf Austria Fellowship wird er auch in Zukunft als aktives Mitglied erhalten bleiben. Sabine Huber
Bild: Amtsübergabe bei der Distrikt-Konferenz: Thomas Gredler (r.) übergab die Funktion des Governors an seinen Nachfolger Peter Neuner (l.). Foto: Rotary
Wissenswert
Wofür steht Rotary?
Rotary | wurde als erster Serviceclub der Welt 1905 in Chicago gegründet. Im Mittelpunkt steht die Pflege von Freundschaft und Partnerschaft zwischen den Mitgliedern, die sich aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammensetzen.
Heute besteht Rotary aus über 42.000 Clubs mit insgesamt etwa 1,4 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern. In Österreich sind die Rotarier in den Distrikten 1920 und 1910 organisiert, denen jeweils ein Governor vorsteht. Pro Jahr werden ca. 400 Millionen Dollar allein aus der Stiftung in rund 1.000 Projekte weltweit investiert. Das Hauptaugenmerk von Rotary liegt neben der Unterstützung von sozialen Projekten in der Jugendförderung und der Weitergabe von Knowhow.