Im Doppelpack 160 Jahre alt
Man kennt sie landauf und landab: Dieter und Bernd Zavratsky zählen zu den wenigen Zwillingspaaren in der Gamsstadt. Vor Kurzem feierten sie ihren runden Geburtstag.
Kitzbühel | Nur Familie und Freunde können sie auseinanderhalten, in ihrem Aussehen sind die beiden bis heute nahezu ident, was besonders in der Vergangenheit oftmals zu illustren Verwechslungen geführt hat. „Um Ausreden waren wir nie verlegen“, schmunzelt Dieter Zavratsky verschmitzt. Er ist der Erstgeborene, hat exakt 10 Minuten vor Bruder Bernd das Licht der Welt erblickt. „Zur Gaudi behaupte ich immer, dass ich der Schönere bin“, lacht Dieter Zavratsky, „denn der Schmäh rennt bei uns immer.“
Geboren wurden die Zwillinge 1941 im Sudetenland, in den Wirren des Zweiten Weltkrieges kamen sie im Alter von zwei Jahren nach Kitzbühel. „Unsere Mutter hat hier schon in den 1930er-Jahren Urlaub gemacht, deshalb hat sie sich mit uns Buben und unserer Schwester Hanni in den Zug Richtung Kitzbühel gesetzt.“ Die Familie hieß zu jener Zeit noch Jelinek: Es war dies der Name des Vaters, der im Krieg verschollen war.
In der Gamsstadt baute Mutter Gerlinde für sich und ihre Kinder eine neue Existenz auf. Sie wurde zunächst Direktrice in der Firma Sportalm-Strickerei Willi Kruetschnigg, heiratete dann Josef Zavratsky, mit dem sie 1954 die Firma Kitex Strick- und Sportmoden begründete und an deren Spitze sie lange Jahre stand. Die Zwillinge absolvierten die Kaufmännische Berufsschule in Kitzbühel und stiegen ebenfalls in die Textilbranche ein. Dieter arbeitete zunächst bei Sport-
alm, Bernd bei Kitex; in den 1960er-Jahren nahmen sie den Namen des Adoptivvaters an.
Anfang der 1980er-Jahre übernahm Dieter die Geschäftsführung der Kitex Strick- und Sportmoden, später betrieb er das Sport-Eck in der Graggaugasse, während Bernd für die Produktion der Kitex Skimoden verantwortlich war. Er wechselte Jahre später in die Sportbranche und stieg in das Management von Tennisveranstalter Ion Tiriac ein.
Der besondere Geburtstag der „Zavi-Zwillinge“, wie sie in Kitzbühel kurz und bündig genannt werden, wurde im Familien- und Freundeskreis dem Anlass entsprechend gefeiert. Dieters Tochter Susanne stellte sich zudem mit einem außergewöhnlichen Präsent ein: Sie schenkte dem Vater 80 Bäume, der diese wiederum an die Stadtgemeinde spenden will. „Damit sich alle Kitzbüheler daran erfreuen können.“ Alexandra Fusser
Bilder: Dieter und Bernd Zavratsky bei der Erstkommunion 1949 und heute : Wer ist wer? Fotos: Zavratsky