Im Ernstfall am besten auf‘s Gas
Es war ein Einsatz, der die Helfer wie die Augenzeugen gleichermaßen schockierte: Bei einem Zugunfall in der Vorwoche kamen in St. Johann Vater und Sohn ums Leben.
St. Johann | Es sind Bilder, welche die Augenzeugen und vor allem auch den Lokführer lange verfolgen werden: Eine Urlauberfamilie aus Saudi-Arabien wurde vergangene Woche in einen schrecklichen Zugunfall verwickelt.
Einheimische wissen um die Gefahrenstelle beim Bahnübergang in der Höhe des Eggerwerks – staut es sich auf dem kurzen Stück bis zur Einfahrt der Pass-Thurn-Straße, gilt es vor dem Bahnübergang stehen zu bleiben, bis wieder Platz ist.
Dessen dürfte sich der 35-jährige Saudi nicht bewusst gewesen sein. Er kam auf den Gleisen zu stehen, als sich die Schranken schlossen. Die 34-jährige Ehefrau konnte mit ihren sieben- und elfjährigen Kindern noch den Wagen verlassen. Der 35-jährige Vater holte zwar den vierjährigen Buben noch aus dem Auto, doch der herannahende Zug konnte nicht mehr bremsen und erfasste Vater und Sohn. Das Kind starb noch an der Unfallstelle, der Vater erlag einen Tag später in der Klinik seinen Verletzungen. Für die Augenzeugen und die Passagiere der S-Bahn ein furchtbares Erlebnis, doch auch für die 60 Kräfte der Feuerwehr, Rettung und Polizei ein belastender Einsatz.
In den vergangenen Jahren werden solche Unfälle glücklicherweise immer weniger. Grund dafür ist auch die Offensive der ÖBB, solche beschrankten Bahnübergänge zu entschärfen und durch Über- bzw. Unterführungen zu ersetzen.
Entschärfung der Eggerkreuzung geplant
Alleine zwischen Wörgl und Hochfilzen wurden in den vergangenen zehn Jahren 13 solcher Bahnübergänge aufgelassen. In St. Johann gibt es neben jenem beim Eggerwerk einen im Zentrum sowie weitere in den Weilern Almdorf und Winkl-Sonnseite. In Kitzbühel sind es vor allem jene bei der Horn- und bei der Hahnenkammbahn, an denen Vorsicht geboten ist.
Der Übergang an der Egger-Kreuzung soll aber bald der Vergangenheit angehören. Erst vor kurzem wurde im Gemeinderat noch einmal der Wunsch nach einer Entschärfung der Kreuzung - nicht nur im Bahn- sondern auch im Straßenbereich – bekräftigt. Die Planungen dafür laufen von Seiten der ÖBB und dem Land bereits.
Kommt es trotz aller Vorsicht zu einer solchen Situation, dass man mit dem Fahrzeug auf den Gleisen zu stehen kommt, gibt es klare Regeln, die es zu befolgen gilt. Sollte man vom Schranken eingeschlossen werden, rät ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair dazu, Gas zu geben. Die Schrankenbäume, so der Sprecher, haben Sollbruchstellen und brechen ab, sobald man mit dem Auto dagegen drückt.
Er weist auch daraufhin, dass der Zug nicht wie ein Auto stehen bleiben kann. Ist er mit rund 100 Stundenkilometern unterwegs, beträgt der Bremsweg etwa einen Kilometer. Ist es nicht mehr möglich, Gas zu geben, sollte man das Auto sofort verlassen, so ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair abschließend. Margret Klausner
Bild: Der Bahnübergang in Höhe des Eggerwerks sorgt immer wieder für gefährliche Situationen. Der tragische Unfall in der vergangenen Woche zeigt einmal mehr, wie wichtig der Umbau dieser Einfahrt in die Pass-Thurn-Bundesstraße ist. Foto: ZOOM.TIROL