Kitzbüheler Anzeiger
30.10.2024
News  
 

Immer wieder die Gams im Fokus

Signe Reisch und ihre Mitstreiter wollen „die originale Kitzbüheler Gams“ zurück. Obmann, Geschäftsführung und Aufsichtsrat von Kitzbühel Tourismus nehmen dies zur Kenntnis, ersparen sich aber weitere Kommentare und legen neuerlich ihre Standpunkte dar.  

Kitzbühel | „Mit dem neuen Schriftzug kann ich mich anfreunden, er ist gut leserlich und für mich nie zur Diskussion gestanden. Aber der Gams-Kopf muss weg“, sagt Signe Reisch, Chefin des renommierten Kitzbüheler Hotel Rasmushof resolut. „Ich werde nicht Ruhe geben, bis dieser Kopf Geschichte ist und im Museum gelandet ist.“

Wie mehrfach berichtet, hagelt es für den neuen Markenauftritt des Kitzbüheler Tourismusverbandes seit Juni herbe Kritik durch Signe Reisch – sie war von 2012 bis 2020 Obfrau des Verbandes – und ihre Mitstreiter. Ihre Argumente sind bekannt: Eine der stärksten Marken in den Alpen sei ohne Notwendigkeit durch eine stilistisch artifizielle Design-Gams ersetzt worden. „Durch den neuen Markenauftritt wurde einem Kulturgut Kitzbühels ein beträchtlicher Schaden zugefügt und die Marke stark beschädigt oder gar zerstört“, kritisiert Reisch einmal mehr in einer von ihr einberufenen Pressekonferenz im Rasmushof, die großes Medieninteresse hervorrief.

Die von ihr im Juli initiierte  Online-Petition „Wir wollen die originale Gams zurück“ wurde von 4.337 Personen, darunter Urlauber sowie Einheimische, unterzeichnet. Bei Letztgenannten handle es sich konkret um 907 Kitzbüheler, 76 Reither, 54 Jochberger und 45 Auracher, wie Signe Reisch präzisiert. Als „Stimme von 4.337 Menschen“ fordert sie, dass die berühmte Walde-Gams wieder in Form von Autoaufklebern und Merchandisingartikeln zurückkehrt. Die vorgenommenen Veränderungen an der Gams seien für sie nicht nachvollziehbar und hätten dem Kitzbüheler Tourismus geschadet.

Das Ergebnis der Online-Petition habe sie Thomas Zanolin, dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Verbandes, überreichen wollen, er habe seine Teilnahme jedoch kurzfristig abgesagt, klagte Signe Reisch.  

„Wurde zu Gespräch im kleinen Kreis geladen“
Zanolin war hingegen „überrascht“, dass bei dem besagten Gespräch, zu dem er von Reisch geladen war, auch Medienvertreter anwesend waren, wie er gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger erklärte. „Unser Gespräch sollte persönlich stattfinden. Hätte ich gewusst, dass es sich dabei um eine Pressekonferenz handelt, hätte ich dem Termin erst gar nicht zugestimmt.“ Darüber hinaus, so Zanolin, sei er als AR-Vorsitzender kein Vertretungsorgan von Kitzbühel Tourismus und daher der falsche Adressat. Er hält weiters ausdrücklich fest: Seine Absage beruhe auf einem kurzfristig einberufenen, geschäftlichen Termin.

Und wie kommentiert Obmann Christian Harisch die Situation? Er bringt einmal mehr die bekannten Argumente vor: „Kitzbühel hat sich vollumfänglich die Rechte an der Walde Gams gesichert. Dem zugrunde liegen ein einstimmiger Aufsichtsratsbeschluss vom 4. Juni 2024 und die Vertragsunterzeichnung vom 18. Juni 2024.“ Mit der Sicherung der Rechte seien die Veränderungen an der ursprünglichen Walde-Gams, die durch Grafiker Ende der 1970er- und in den 1980er-Jahren vorgenommen wurden, korrigiert worden. „Die Gams entspricht seit dem Erwerb der Rechte jetzt wieder weitestgehend der original Walde Gams, wie sie von Kitzbühel Tourismus ab den 1950er-Jahren bis zum Ende der 70er-Jahre verwendet wurde.“

Harisch: „Wir nehmen unsere Mitglieder ernst“
Die Petition bestätige die Entscheidung und Investition des Aufsichtsrates vom 4. Juni. „Wir haben die Walde Gams wieder zurückgeholt“, hält der Obmann fest. Den Mitgliedsbetrieben stehe die Gams für die nicht-kommerzielle Nutzung zur Verfügung. Eine Abschaffung sei nie zur Diskussion gestanden. Harisch: „Wir sichern uns ja nicht die Rechte der Gams, damit wir sie dann aufgeben.“  

Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, will der Verband seine Mitglieder in Zukunft im Rahmen der „Kitzbühel Tourismus News“ laufend über Neuigkeiten und das Verbandsgeschehen informieren und in Kürze einen weiteren Postwurf versenden. Harisch räumt ein: „Es gibt Potenzial für die interne Kommunikation. Diesen Kritikpunkt unserer Mitglieder nehmen wir ernst.“ Damit sei die Diskussion über die Gams für ihn, Harisch, beendet.

Thomas Zanolin bleibt  gesprächsbereit
Für ein persönliches Gespräch stehe er weiterhin gerne zur Verfügung, sagt Aufsichtsrat-Chef Thomas Zanolin an Signe Reisch gerichtet. „Ich bin davon überzeugt, dass beide Seiten das gleiche Ziel verfolgen. Kitzbühel touristisch weiterzuentwickeln und positiv in die Zukunft zu führen.“ A. Fusser

Bild: Der neue Markenauftritt polarisiert. Signe Reisch und ihre Mitstreiter lehnen den Gams-Kopf vehement ab. Foto: Fusser

Nachgefragt - „Streit schadet Kitzbühel“
Kitzbühel  | Es läuft offensichtlich nicht rund unter Kitzbühels Touristikern, das macht die öffentlich ausgetragene Diskussion nur allzu deutlich. Aufgrund kritischer Stimmen meldet sich TVB-Obmann Christian Harisch zu Wort.

Wie erklären Sie sich die Differenzen, die jetzt öffentlich ausgetragen werden?
Wir hatten in Kitzbühel immer eine Tradition: Intern diskutieren und auch einmal streiten, aber niemals nach außen. Das schadet Kitzbühel. Die jüngste Entwicklung ist mehr als zu bedauern.

Die Verbandsregion verzeichnet sinkende Nächtigungszahlen. Wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht dar?  
Seit 2016 fand und findet ein Strukturwandel statt. Billigreisen wurden zurückgedrängt und Qualität in den Vordergrund gestellt. Zum Beispiel hatte der Jägerwirt annähernd 30.000 Nächtigungen, also 3 Prozent. Heute wohnen dort Mitarbeiter der Harisch Hotels. Es hat keinen Sinn, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Haben die Betriebe ihre Aufgaben gemacht?
Kitzbühel ist eine der erfolgreichsten Destinationen der Alpen. Das Angebot der Bergbahn ist in den letzten Jahren unter der Führung von Anton Bodner und Christian Wörister mit dem AR-Vorsitzenden Klaus Winkler zum Besten in den Alpen aufgestiegen. In Kürze werden wir auch im Bike-Angebot die Führung übernehmen. Die Beherbergungs-Unternehmen, die Gastronomie, der Handel und das Handwerk haben zukunftsweisend investiert.

Kritisiert wird offenbar eine sinkende Wertschöpfung. Was sagen Sie dazu?
Die Wertschöpfung steigt seit 2020 und wir sind mitführend in den gesamten Alpen. Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich betonen: Wir lassen es nicht zu, Kitzbühel öffentlich schlecht zu machen. Wenn das aus den eigenen Reihen geschieht, ist das mehr als bedauerlich, aber zur Kenntnis zu nehmen. Das Gespräch führte Alexandra Fusser

 
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