Kitzbüheler Anzeiger
17.02.2023
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In St. Ulrich gehen die Wogen hoch

Die Präsentation der „Bäderstudie“ sorgte am Montagabend in St. Ulrich für emotionale, teils aggressive, Debatten. Argumente, die für die Schließung des defizitären Hallenbades sprechen, wollen die St. Ulricher nicht gelten lassen.

St. Ulrich | „Warum wird überhaupt noch diskutiert, wenn die Schließung eh schon fix ist?“ – diese Frage stand im Mittelpunkt der emotionalen Diskussionen am Montagabend in St. Ulrich. Die Gemeinde hatte zur Präsentation der „Bäderstudie“ geladen und das Interesse der St. Ulricher war enorm. Bereits vor zwei Wochen hatte, wie der Anzeiger berichtete, Martin Mayerhofer (Kohl und Partner), die Entscheidungsträger des Pillerseetals über die Ergebnisse informiert. Die Studie war vom Planungsverband initiiert und von der Regio Tech in Auftrag gegeben worden. Neben dem „Alpensportbad“ in St. Ulrich, stand auch das „Aubad“ in Fieberbrunn im Fokus.
Jetzt standen Mayerhofer und Mitterer unter der Moderation von Stefan Niedermoser der Bevölkerung Rede und Antwort. Mayerhofer erklärte, dass die Gemeinde dem Bad pro Eintritt aktuell 45 Euro zuschießen müsse, es eine geringe Frequenz und außerdem einen hohen Investitionsbedarf habe.

Bürgermeister Martin Mitterer klärte über den enormen Energiebedarf auf, die Kosten werden im heurigen Jahr extrem steigen. Auch das Thema Nachhaltigkeit stellte Mitterer in den Raum, diese sei einfach nicht mehr gegeben. Dass die Panorama Badewelt in St. Johann sowie die Aquarena in Kitzbühel noch Kapazitäten hätten und somit die Schwimmer aus dem Pillerseetal aufnehmen könnten, betonten Mitterer und Mayerhofer ebenfalls. Doch es sind vor allem die extremen Abgänge – sie liegen laut Mitterer heuer bei über 200.000 Euro – die nicht mehr tragbar sind. Zumal in St. Ulrich zahlreiche größere Investitionen, wie etwa der Bau eines Kindergartens anstehen.
„Es ist noch keine Entscheidung gefallen“, betonte Mitterer, „doch es ist unsere Verpflichtung, diese Zahlen zu zeigen.“ Eingeladen hatte die Gemeinde auch den TVB-Vorstand Andreas Kienpointner, der klarstellte, dass von Seiten des TVB keine Subventionen für das Bad fließen werden.

„Zahlen sind nicht richtig dargestellt“
Dem Dorfchef wehte aus dem Publikum ein eiskalter Wind entgegen, die Aggression gegen die Gemeindeführung war deutlich zu spüren. „Diese Zahlen sind nicht richtig dargestellt“ erklärte Johannes Pirnbacher von der St. Ulricher Wasserrettung. Er stelle diese Studie klar in Frage. Das sei verantwortungslos und fatal, hielt sich Pirnbacher mit der Kritik nicht zurück. Warum denn überhaupt diskutiert werde, wenn die Schließung eh schon fix sei, fragte er. Bademeister Günter Belmer riss Niedermoser das Mikrofon aus der Hand, erregte sich massiv über die Fotos vom Bad, die Mayerhofer gezeigt hatte und donnerte, „dass diese Zahlen hinten und vorne nicht stimmen.“ Und wie man denn darauf käme, dass die Mütter mit ihren Kindern nach St. Johann fahren würden.
Einige der Redner wiesen in der Diskussion auf die Wichtigkeit des Bades auch für die Touristen hin und fragten, wo die Kinder in Zukunft schwimmen lernen sollen. Was tue denn St. Ulrich dann noch für die Kinder? Hier wurde Mitterer dann leicht ungehalten und führte zahlreiche Möglichkeiten vom Langlaufen über Skifahren bis hin zum Fußball an.

Lackner regte eine Volksbefragung an
Sichtlich emotional meldete sich Alt-Bürgermeisterin Brigitte Lackner zu Wort. Sie war über die Jahre immer eine Verfechterin des Bades und zeigte deutlich ihren Unmut: „Warum macht man eine solche Studie, die so viel kostet?“ Ein Ergebnis der Studie war die Kritik an der mangelnden Attraktivität. „Es ist kein Action- sondern ein Sportbad“, stellte Lackner klar. Diese Studie sei völlig umsonst, kritisierte Lackner. Sie regte eine Volksabstimmung an, damit die Bevölkerung entscheiden könne. Hier konterte Amtsleiter Christoph Wörgötter: Eine solche habe es ja indirekt schon gegeben. Das zeigen die gerade einmal 35 verkauften Saisonkarten.
Von den Gemeinderäten meldete sich Christoph Staffner (Nuaracher Demokraten) zu Wort, der sich für den Erhalt einsetzt.
Bgm. Martin Mitterer kündigte an, dass in der nächsten Gemeinderatssitzung die Zukunft des Bades Thema ist und eine Abstimmung angedacht ist. Margret Klausner

Bild: Volles Haus in St. Ulrich: Die „Bäderstudie“ interessierte hunderte St.Ulricher. Die Zahlen allerdings beeindruckten weniger. Viele Besucher waren der Meinung, dass die Zahlen nicht stimmen. Foto: Klausner

 
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