In den Gemeinden muss der Rotstift angesetzt werden
Die fetten Jahre sind – vorerst – auch in den Gemeinden des Bezirkes vorbei. Die Erstellung der Budgets 2025 wird zu einer besonderen Herausforderung, sind sich die Bürgermeister einig.
Kitzbühel | Hier ein modernes Bildungszentrum, dort ein neues Feuerwehrhaus – in den 20 Gemeinden des Bezirkes sind in den letzten zehn Jahren in schönster Regelmäßigkeit die Baumaschinen aufgefahren. Die Kredite waren relativ günstig, die Angebote der Handwerker und Baumeister gut stemmbar. Doch jetzt sind auch die Gemeinden mit der allgemeinen Rezession und hohen Lohnkosten konfrontiert. Das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen die Dorfchefs zu kämpfen haben. Die Ausgaben in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Löhne bewegen sich zwischen vier und acht Prozent, gleichzeitig sinken die Einnahmen um rund fünf Prozent, wie beim Bürgermeistertag auf der Innsbrucker Herbstmesse in der Vorwoche thematisiert wurde. Auch die Ertragsanteile von Bund und Land für die Gemeinden sinken um rund drei Prozent.
Im Bezirk muss der Gürtel ebenfalls deutlich enger geschnallt werden. Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler stimmt dem zu: „Wir müssen vorsichtig budgetieren.“ Große Projekte wie etwa das Stadtbad sind trotzdem zu stemmen. „Gewisse Nettigkeiten wird es im Budget nicht mehr geben, die Grundversorgung wird immer umfangreicher, die Mittel weniger.“ Für ihn steht jedoch fest, dass er Gebühren, die die Grundversorgung betreffen – u.a. Wasser oder Kanal – nicht erhöhen will. Er ruft jedoch in anderen Bereichen zum Sparen auf.
„Die Jahre 2025/26 werden mit Sicherheit problematisch“ – St. Johanns Marktchef Stefan Seiwald ist alles andere als optimistisch. Dass ihm gerade hinsichtlich des geplanten Gewerbegebietes Unterbürg ein kalter Wind entgegen bläst, ist für ihn umso problematischer, da bereits ein Betrieb mit fast 50 Mitarbeitern die Abwanderung angekündigt hat. „Da gehen uns 66.000 Euro Kommunalsteuer ab. Und das ist keine Show. Und so wie es aussieht, wird es auch nicht der einzige bleiben“, ist Seiwald sauer. Auch er klagt, dass die Aufgaben, die den Gemeinden aufgebürdet werden, immer mehr werden. „Wenn man da im Land anruft und um Hilfe bittet, bringt das gar nichts. Diese Telefonkosten können wir uns sparen. Wir wissen langsam nicht mehr, wo wir das Geld herbringen sollen“, so Seiwald. Als Beispiel nennt er das Pflegeheim. Aufgrund der steigenden Kosten muss die Gemeinde bis zu 250.000 Euro mehr aufbringen. Mit dem neuen Kindergarten und dem Feuerwehrhaus wurden dringende Infrastrukturprojekte umgesetzt, doch jetzt steht der Ausbau von Schulen an. Mit dem neuen „Haus der Generationen“, dessen Bau mit über 20 Millionen Euro zu Buche schlagen wird, muss ein weiterer großer Brocken gestemmt werden. „Wir planen das Projekt vorerst einmal weiter“,,kündigt Seiwald an, stellt aber klar: „dass Sonderwünsche im Budget 2025 nicht mehr drin sind“.
Kirchbergs Bgm. Helmut Berger ist noch relativ gelassen: „Wir hatten eine Überprüfung durch das Land Tirol, die uns eine gute finanzielle Gebarung bescheinigt.“ Klar sei aber auch in Kirchberg, dass „wir das Budget von vornherein sparsam ansetzen, damit wir nicht in Gefahr geraten, etwas Wichtiges nicht umsetzen zu können.“ Das Blaulichtzentrum sei in jedem Fall auf Schiene, anstehen würden allerdings Wasser- und Kanalsanierungen.
Nicht nur hohe Lohnkosten, sondern auch ausbleibende Förderungen – harte Zeiten für Martin Mitterer, Dorfchef in St. Ulrich, der intensiv mit dem Neubau des Bildungszentrums beschäftigt ist. Rund 7,5 Millionen Euro muss die kleine Gemeinde dafür aufbringen. Dazu kommt noch die laufende Sanierung der Laastalquelle. „Für das Bildungszentrum steht im Dezember die finale Finanzierungsbesprechung an. Dann werden wir weitersehen“, betont Mitterer. Spannend werde es auf jeden Fall.
„Wir sind derzeit dabei, die Fakten für die Budgeterstellung zu sammeln“, informiert Kössens Bürgermeister Reinhold Flörl. In der Kaiserwinklgemeinde wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche millionenschwere Projekte, etwa das Sozialzentrum oder der Recyclinghof, umgesetzt. Derzeit ist das neue Bildungszentrum in Bau. Kostenpunkt: rund 20 Millionen Euro. Wie Flörl betont, laufe der Bau ganz normal weiter: „Ich habe allerdings bereits die Devise ausgegeben, dass die Ressorts ihre Budgetwünsche mit äußerster Disziplin erstellen müssen.“ Es müsse auch eine Erhöhung von Gebühren geben. „Die Hauptaufgaben werden wir sicher bewerkstelligen. Mir ist es jedoch auch wichtig, dass gerade Traditions- und Sportvereine nicht unter einem Sparkurs leiden müssen.“
„Die Budgeterstellung wird heuer knackig“, meint Goings Bürgermeister Alexander Hochfilzer. Die Einnahmen sinken. „Es hat schon einfachere Zeiten gegeben. Wir werden aber an unseren Projekten festhalten“, betont Hochfilzer. Mit dem Neubau des Feuerwehrhauses wird heuer noch nicht gestartet.
Infrastrukturprojekte wie Sicherheitsverbauungen oder der Radweg stehen in Hopfgarten auf der Agenda. Dass es nicht leichter wird, betont Bürgermeister Paul Sieberer, und das seit über 30 Jahren: „Die fetten Jahren sind vorbei. Man muss es einfach so sagen. Die Aufgaben für die Gemeinden werden immer schwieriger“, so Sieberer. Bei der Budgeterstellung müsse man manches daher auch kritischer hinterfragen. Margret Klausner, Foto: Adobe Stock