In der Gamsstadt ist die Bestürzung groß
Die Nachricht vom Ableben des deutschen Fußballkaisers erschüttert nicht nur die Sportwelt, sondern auch die heimische Bevölkerung. In Kitzbühel und in Oberndorf herrscht tiefe Betroffenheit.
Kitzbühel | „Er war ein feiner Mensch und eine wahre Größe.“ Helmut Gruber, Kitzbüheler Schneidermeister und Tirols Missenmacher i. R., ist betroffen wie viele andere auch, die Franz Beckenbauer persönlich gekannt haben. Der charismatische Münchner, Jahrgang 1945, war als Spieler und Trainer eine Lichtgestalt des Sports und er war ein Liebling des Boulevards. In seiner Tiroler Wahlheimat war er für viele nur der Franz – stets liebenswürdig, offen, gesellig und alles andere als abgehoben.
Kickte jeden Freitag mit den Altherren
In und rund um Kitzbühel war Beckenbauer immer gern gesehen. Er selbst hatte ein ausgesprochenes Faible für die Gegend und deren Menschen. Mit den Kitzbüheler Alt-Herren, denen damals auch Helmut Gruber angehörte, spielte er vor 40 Jahren sogar Fußball in der Turnhalle der Hauptschule – jeden Freitagabend. „Wir konnten es damals gar nicht glauben, dass er ausgerechnet mit uns kicken wollte“, erinnert sich Gruber.
Seit den frühen Achtzigerjahren weilte Beckenbauer in der Gamsstadt – zunächst am Lutzenberg in unmittelbarer Nähe seines 2002 verstorbenen Managers Robert Schwan. 1996 zog es ihn nach Oberndorf, wo er das Bauernhaus „Wald“ erwarb, um es für die weiteren 20 Jahre als Lebensmittelpunkt zu nutzen. „Das war sein Refugium, er konnte sich nur schwer davon trennen“, erinnert sich Bürgermeister Hans Schweigkofler. Auch er ist sehr bestürzt. „Oberndorf und ich haben einen guten Freund und besonderen Menschen verloren.“
Bevor Franz Beckenbauer mit seiner Familie 2015 dauerhaft nach Salzburg übersiedelte, sorgte er 2013 mit dem Kauf des sogenannten „Langerhauses“ in Kitzbühel für Aufsehen. Jahre zuvor hatte er in Going ein Haus mit mehreren Wohnungen errichtet.
Unterstützte zahlreiche wohltätige Zwecke
Seine liebgewonnene Wahlheimat verlor Beckenbauer jedoch niemals aus den Augen – als Freund des Hauses war er beim Stanglwirt gerne zugegen, im Hotel zur Tenne und später im Hotel Kitzhof lud er alle Jahre zu seinem berühmten Neujahrs-Karpfenessen.
Darüber hinaus engagierte er sich immer wieder karitativ. Über seine Stiftung ließ er wohltätigen Zwecken in der Region regelmäßig stattliche Beträge zukommen, ohne dass die Öffentlichkeit davon wusste. Unvergessen sind die unzähligen Fußball-Benefizturniere rund um Kitzbühel, an denen er einst begeistert teilnahm. Auch öffentliche Termine – etwa die Eröffnung des Reither Fußballplatzes 1982 – nahm die Sportlegende gerne wahr. Selbst im Oberndorfer Kindergarten erinnert ein besonderes Präsent an ihn: eine Kaffeemaschine, die er den Pädagoginnen einst vorbeibrachte. A. Fusser
Bild: Ein Erinnerungsbild aus alten Tagen: Franz Beckenbauer mit Helmut Gruber und Johan Cruyff in Kitzbühel. Foto: Markus Kaps