Irrweg zur nächsten Apotheke
„Welche Apotheke hat nun Dienst?“, fragten sich St. Johanner Leser des Kitzbüheler Anzeigers. Warum die Bereitschaftsdienste täglich wechseln.
St. Johann | Wenn man am Wochenende oder am Abend ein Medikament braucht, ist es meistens dringend. „Alle drei Apotheken in St. Johann sind wir letzten Samstagnachmittag abgefahren, bis wir dank der Hilfe des Bezirkskrankenhauses erfahren haben, dass gar keine Apotheke Dienst hat“, schildert uns eine Kitzbüheler Anzeiger Leserin. Der Leserin wurde mitgeteilt, sie solle nach Ellmau, Fieberbrunn oder Kössen fahren. „Jetzt haben wir seit Herbst drei Apotheken in St. Johann. Wie kann es sein, dass gar keine Dienst hat? Besonders, wenn man an das Einzugsgebiet durch das Krankenhaus denkt“, wundert sich die Leserin.
Wer bestimmt die Bereitschaftsdienste?
Das war auch nicht immer so – mit 15. März wurde der Apotheken-Bereitschaftsdienst neu geregelt. Der wochenweise Wechsel zwischen den drei St. Johanner Apotheken wurde abgeschafft und die Apotheken aus Fieberbrunn, Kössen sowie Ellmau in die Dienstzeiten miteinbezogen. Herausgekommen ist ein täglich wechselnder Bereitschaftsdienst. „Es war ein langes Bestreben, Fieberbrunn, Kössen und Ellmau in das Dienst-Rad miteinzubeziehen, um eine bessere Versorgung der gesamten Region zu gewährleisten“, erklärt Verena Bortenschlager von der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel.
Die BH ist für die Verordnung der Bereitschaftsdienste zuständig. Zusammen mit der Apothekerkammer, der Arbeiterkammer und den Apotheken wurde die Bereitschaftsdienst-Verordnung neu ausgearbeitet. „Ein täglicher Wechsel war die beste Lösung. Es gab dazu auch keinen Einspruch der betroffenen Gemeinden“, erklärt Bortenschlager.
Kein Wunsch, aber beste Lösung
Max Zipser, Leiter der Apotheke „Zum Wilden Kaiser“ in St. Johann hat noch keine Beschwerden von Kunden zum neuen Bereitschaftsdienst bekommen: „Man muss auch bedenken, hätten wir eine wochenweise Lösung, dann hätte eine ganze Woche lang in St. Johann keine Apotheke Bereitschaftsdienst.“ Er betont aber, dass das neue Dienst-Rad kein Wunsch der Apotheker war: „Das Ziel der Apothekerkammer war, Fieberbrunn , Ellmau und Kössen einzubinden. Kunden können z.B. aber auch nach Kitzbühel ausweichen.“
Schilder übersehen?
Die Kitzbüheler Anzeiger Leserin beklagte zudem, dass bei keiner St. Johanner Apotheke ersichtlich war, wer gerade Dienst hat. Dem widerspricht Zipser: „Wir in der Apotheke ‚Zum Wilden Kaiser‘ hängen das immer aus.“
Ingrid Lötsch von der „Apotheke am Weg“ erklärt, dass sich beim Eingang eine elektronische Anzeige befindet und verweist auch auf das Internet sowie auf den Anrufbeantworter der Apotheke.
Warten auf Medikament
Die Kitzbüheler Anzeiger Leserin machte sich dann übrigens auf den Weg nach Fieberbrunn, um an das benötigte Medikament zu kommen. Mit einer weiteren Überraschung: am Samstagnachmittag war niemand vor Ort, man musste anrufen. Eine Wartezeit von rund 20 Minuten. „Im Apothekengesetz heißt es ‚ehestmöglich‘. Eine halbe Stunde Wartezeit ist bei Bereitschaftsdiensten zumutbar“, erklärt dazu Verena Bortenschlager von der BH Kitzbühel.
Somit avancierte die Medikamenten-Beschaffung der Kitzbüheler Anzeiger Leserin beinahe zu einer vollwertigen Nachmittagsbeschäftigung. Johanna Monitzer
Bild: „Wir haben die diensthabende Apotheke immer ausgehängt“, sagt Max Zipser, Apotheke „Zum Wilden Kaiser“ St. Johann. Beim Lokalaugenschein am Wochenende war das auch so. Foto: Monitzer