Junge Bergbaugeschichte freigelegt
Der seit 2014 bestehende Verein stellt mit viel Einsatz die große Bergbauvergangenheit und den aktiven Bergbau ins Rampenlicht und lebt Bergmannstraditionen.
Oberndorf | Über den Bergbau auf Silber, Kupfer und kurzzeitig Salz am Rerobichl im Bichlach, der von 1540 bis 1774 große wirtschaftliche Bedeutung für die Region hatte, liegen umfassende wissenschaftliche Abhandlungen in Archiven und Bibliotheken. Für die Nachfahren am Ort war das Kapitel abgeschlossen. Nur das Kuriosum, dass dort bis 1870 der tiefste Schacht der Welt bestand, der 140 m unter den Meeresspiegel reichte, blieb im Gedächtnis. Wiederholte Bemühungen, den Abbau in Schwung zu bringen, waren erfolglos.
Vom Lehrpfad zum Museum
Der „Zweitwohnungsbesitzer“ Schulrat Heinrich Schloffer, der zum Bergbau Neues erforschte und einen Lehrpfad gestaltete, und der Knappenverein, der bergmännische Traditionen lebt und das Rerobichl- Bergbaumuseum Oberndorf in wenigen Jahren auf- und ausbaute, brachten und bringen den Schwerpunkt der regionalen Wirtschaftsgeschichte wieder íns Bewusstsein.
Der Knappenverein(Obmann Georg Brunner, Georg Schwenter und Sepp Wörgötter) unterzog mit Hilfe von Stephan Trixl (TVB) den desolat gewordenen Lehrpfad einer gründlichen Renovierung.
Richard Cervinka vom Hartsteinwerk Kitzbühel lieferte Schotter für die Wege, die Grundbesitzer ermöglichten die Aufstellung der Informationstafeln und der Ruhebänke an besonders schönen Aussichtspunkten. Der Tourismusverband und die Gemeinde finanzierten das umfangreiche Vorhaben.
Fundamente der jüngsten Förderanlagen
Im Zuge der Arbeiten wurden die baulichen Reste der mit Hilfe von in Häring brotlos gewordenen und einheimischen Knappen gestarteten Neuschurfs von 1952 bis 1955 freigelegt, die als letzte Zeugen der Bergbauvergangenheit in Oberndorf gelten.
Eine ungewöhnliche Arbeit leistete Museumskustos Arthur Huber. Er gestaltete die Tafeln grafisch neu und erweiterte die Informationen. Er erarbeitete einen Faltprospekt mit einem Orientierungsplan und einer Beschreibung der zwölf Stationen.
Zwölf Tafeln voll Information
Ungewöhnlich an dem Wegweiser durch den Lehrpfad ist die umfassende, aber kurz gefasste Beschreibung von der Geologie und dem Bergbaugelände über den Arbeitsalltag, die Wohnsituation der Familien und das Schicksal der Bergwerksverwandten, die Zuleitung von Wasser vom Schwarzsee und von der Reither Ache über den „Gablgraben“, die Rückschläge durch Grubenexplosionen oder den seit 65 Jahren betriebenen Tagbau auf das vulkanische Ergussgestein Diabas. Wer weiß, dass das dort gewonnene Biolit eine dem fruchtbaren Nilschlamm vergleichbare chemische Zusammensetzung aufweist, das als Ersatz für chemischen Dünger verwendet wird?
Ein ungewöhnliches Bergbaumuseum
Wer den ca. 3,6 km langen Bergwerkslehrpfad vom Tourismusbüro und zurück in etwa eineinhalb Stunden durchwandert, bewältigt auf dem Rundweg exakt insgesamt 107 Höhenmeter. Dringend empfohlen wird die Nutzung des Folders, der beim Tourismusverband und im Gemeindeamt kostenlos erhältlich ist.
Ebenso ratsam ist es, den Folder zum Nachlesen aufzubewahren, weil er die Geschichte des größten Montanunternehmens im Bezirk übersichtlich und reich bebildert aufarbeitet. Mit diesem „Führer“ kann man die einzelnen Stationen verfolgen und die Wanderung gestalten. Der günstigste Parkplatz ist beim Bichlachbad.
Ungewöhnlich ist auch das in wenigen Jahren aufgebaute Rerobichl- Bergbau-Museum des Knappenvereins im Keller des Wohn- und Pflegeheims (Hintereingang), das nach Vereinbarung mit Kustos Arthur Huber, Tel. 0699/10073702, oder Chronist Gerhard Kohler, Tel. 0664/73761157, zu besichtigen ist. Hans Wirtenberger
Bild: Einige Mauerreste erinnern an den gescheiterten Neuschurf 1952 – 1955. Foto: A. Huber