Kampf um Hol- und Bringbörse
Seit fast acht Jahren ist die Hol- und Bringbörse ein fixe Einrichtung in St. Johann. Jetzt steht sie vor dem Aus, klagt Initiatorin Christl Bernhofer. Die Gemeinde will die Kosten nicht mehr tragen.
Seit Jahrzehnten ist Christl Bernhofer die gute Seele in St. Johann – das SPÖ-Urgestein saß jahrzehntelang im Gemeinderat und kümmert sich vor allem um sozial Benachteiligte.
Mit dem Einsetzen der Flüchtlingswelle vor acht Jahren begann Bernhofer, Sachspenden zu sammeln. Daraus entwickelte sich eine Hol- und Bringbörse, die im Logistikpark Huber untergebracht ist. Im Areal befindet sich auch die „Computeria“ – hier erlernen ältere Menschen den Umgang mit dem Computer – sowie das Büro des Pensionistenverbandes, deren Obfrau Bernhofer seit Jahren ist.
Unentgeltlich Sachen holen oder bringen
Jeder, egal, ob Einheimischer, Zugezogener oder Asylwerber und egal aus welcher Einkommensschicht er stammt, kann in der Hol- und Bringbörse unbürokratisch und unkompliziert Sachen unentgeltlich bringen oder abholen. „Wir verlangen da keinen Nachweis über Bedürftigkeit oder so“, sagt Bernhofer, für die nicht nur der soziale Charakter im Vordergrund steht. „Es ist auch ein Projekt für Nachhaltigkeit“, betont die Initiatorin. So werden viele Dinge nicht weggeworfen, sondern leisten anderen Menschen gute Dienste. Oft sind es auch Flüchtlinge, die sich bei Christl Bernhofer ausstatten können. Die Palette an Dingen, die es gibt, reicht von Geschirr über Möbel bis hin zu Spielsachen. Die Sachen werden fotografiert und sind auf der Homepage des Pensionistenverbandes (https://www.pv-kitzbuehel.at/Pensionistenverband-Kitzbuehel-Hol-und-Bringboerse_pid,37197,type,aktuelles.html) zu finden. Ein kurzer Anruf zur Terminvereinbarung genügt, dann kann man sich die Sachen abholen.
Doch jetzt ist das Projekt in Gefahr, wie Bernhofer bedauert. Bisher habe die Gemeinde die Kosten, u.a. die Miete für die Räumlichkeiten, getragen. Der Sozialausschuss allerdings wolle das Projekt so nicht mehr. Denn die Kosten für die Gemeinde würden bei rund 40.000 Euro im Jahr liegen. Doch so stimme das nicht, stellt Bernhofer klar.
Dass der Eigentümer die Räumlichkeiten zukünftig selber benötigt, ist für Bernhofer kein Problem.Sie kann sich eine Containerlösung, ebenfalls auf dem Huberareal, vorstellen. Nur sterben lassen will sie das von ihr initiierte Projekt natürlich nicht. Ihrer Ansicht nach hat der Sozialausschuss in die Kosten auch jene für die „Computeria“ mit einbezogen. Diese habe mit der Hol- und Bringbörse aber nichts zu tun, wie Bernhofer betont.
Ausschuss sucht nach einer Lösung
Sozialausschussobmann GV Klaus Födermair (SPÖ) streut Bernhofer für ihr Projekt Rosen, allerdings räumt er ein, dass die Kosten so nicht mehr zu stemmen sind. Händeringend werde nach einer Lösung gesucht, betont Födermair. Wie es mit der Hol- und Bringbörse weitergeht, ist derzeit nach wie vor nicht geklärt. Die „Computeria“ sei von dieser Diskussion nicht betroffen. Christl Bernhofer und Sebastian Hochfilzer sind bereit, weiterzumachen und hoffen auf eine baldige Lösung.