Kelchsauer Leben normalisiert sich
Seit vergangene Woche die Behelfsbrücke eingesetzt wurde, läuft das Leben der Kelchsauer wieder in ruhigeren Bahnen. Mit der Planung der neuen Brücke wurde bereits gestartet. Die Sanierung der Landesstraße dauert noch länger.
Hopfgarten, Kelchsau | Als vor rund drei Wochen in der Kelchsau buchstäblich die Hölle losbrach, stand für ein paar Stunden die Welt im Hopfgartner Ortsteil still. Erst als klar war, dass zwar die Schäden an der Infrastruktur groß sind, aber kein Menschenleben zu beklagen ist und es auch keine Verletzten gibt, ging es ans Aufräumen. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln war vom ersten Tag an sichergestellt. Auch die Müllentsorgung war bereits einige Tage nach dem Unwetter wieder gewährleistet. Problematischer war die Lage für die Post – erst mit der Aktivierung der Behelfsbrücke wurde die Zustellung von Briefen und Paketen wieder aufgenommen.
Vergangene Woche trafen sich Bürgermeister Paul Sieberer, der Leiter des Baubezirksamtes Kufstein, Erwin Obermaier, sowie Tirols oberster Brückenbauer Günter Guglberger zu einem Lokalaugenschein vor Ort.
Paul Sieberer zog Bilanz über mehr als intensive Tage. Es galt ja nicht nur, schnellstmöglich eine Ausfahrtsmöglichkeit aus dem gesperrten Tal zu organisieren, überdies haben viele Bauern gr0ße Almen im Tal. „Da die Stromversorgung unterbrochen war, die Kühe aber gemolken werden mussten, haben wir Notstromaggregate per Hubschrauber ins Tal geflogen“, erzählt Sieberer. Besonders ärgert er sich über die Unverbesserlichen. „Da haben z.B. Schwammerlsucher die extra eingerichtete Hotline angerufen und gefragt, wann sie ins Tal fahren dürfen. Da fehlt mir jedes Verständnis!“
Vergangenen Dienstag wurde dann die Brücke von den Mitarbeitern der Straßenmeisterei Zirl – dort wird die Notbrücke des Landes gelagert – zusammengebaut und dann von einem riesigen Kran hinein gehoben. Dadurch können die Kelchsauer über den Glantersberg das Tal verlassen. „Da die Straße nur einspurig befahrbar ist, haben wir eine Blockabfertigung eingerichtet“, klärt der Bürgermeister auf. Die Vorbereitung für den Bau einer neue Brücke läuft bereits.
Kein fixer Zeitplan für Brückenneubau
Allerdings gibt es noch keine fixe Zusage, wann diese fertig gestellt ist. „Sollte alles ideal laufen könnte im Frühjahr 2022 gebaut werden. Da darf aber schon gar nichts schiefgehen“, ist Günter Guglberger vorsichtig.
Viel Arbeit gibt es auch für das Baubezirksamt. Die Kelchsauer Landesstraße muss auf einer Länge von 800 Metern komplett saniert werden. Bis zu zwei Millionen Euro wird das kosten, schätzt Obermaier. Eine Baustraße wurde bereits errichtet, die allerdings für den Individualverkehr gesperrt ist. Die Polizei werde das auch kontrollieren, kündigt Sieberer an. Es werde einige Zeit dauern, bis die Straße wieder hergestellt sei. Doch auch bei der Ache selbst liegt einiges im Argen - zwischen zwei und vier Millionen müssen die Wasserbauer in die Hand nehmen, schätzt der Straßenbauer.
Trotz aller Erleichterung, dass niemandem etwas passiert ist, plagen den Hopfgartner Bürgermeister Sorgen. Da der Neubau der Brücke in die Zuständigkeit der Gemeinde fällt, heißt es, tief in die Gemeindekassa zu greifen. Und auch die Kosten für die zerstörte Infrastruktur wie Wasser- und Stromleitungen wird an der Gemeinde hängenbleiben. „Ob wir das finanziell stemmen können, weiß ich noch nicht“, sagt Sieberer, „da wird der eine oder andere Ausflug nach Wien und Innsbruck notwendig sein.“ Margret Klausner
Bilder: Bgm. Paul Sieberer, BBA-Chef Erwin Obermaier, Ingmar Falkner, Josef Aufschnaiter, Daniel Ascher, Hans-Georg Steinbacher, Günter Guglberger (Land Tirol) und Simon Haid (v.l.) arbeiten mit Hochdruck an der Straßen- und Brückensanierung.
Mit einem riesigen Kran wurde die Brücke eingehoben. Sie hat eine Spannweite von über 20 Metern und ist einspurig befahrbar. Fotos: Hausberger, Klausner