Kitzbühel bleibt eine Klasse für sich
Steigende Zinsen sowie strengere Richtlinien bei der Kreditvergabe verpassten dem heimischen Immobilienmarkt im zweiten Halbjahr 2022 einen Dämpfer. Dennoch hat sich Wohneigentum in Tirol erneut verteuert und der Kitzbüheler Luxusmarkt gehorcht ohnehin seinen eigenen Gesetzen.
Kitzbühel, Bezirk | Einen Blick auf den Tiroler bzw. Kitzbüheler Immobilienmarkt warfen vergangene Woche einerseits die Raiffeisen Landesbank Tirol sowie Remax Premium in Kitzbühel. Fazit: Die bremsenden Faktoren für die Immobilienwirtschaft, die ab dem zweiten Halbjahr 2022 zum Tragen kamen, konnten den Preisanstieg nur bedingt stoppen. Der Höhenflug der beiden Pandemiejahre war ja gerade in Tirol enorm: 2020 und 2021 verteuerte sich ein Einfamilienhaus – ausgehend von einem ohnehin schon hohen Niveau – um jeweils 16 Prozent. Wohnungen legten zwischen 2016 und 2021 durchschnittlich um 8,2 Prozent pro Jahr zu.
Preisschub in den Pandemiejahren
In Kitzbühel lagen die durchschnittlichen Wohnungspreise im Jahr 2021 bei 7.000 Euro pro Quadratmeter. In den beiden Pandemiejahren betrug der Preisschub für Häuser im Bezirk sogar satte 35 Prozent.
Der Gipfelsturm konnte erst vor einigen Monaten eingebremst werden, als die Zinswende durch die EZB ausgerufen wurde und, wie bereits berichtet, die Kreditvergaberichtlinien mit 1. August verschärft worden sind.
Genau vor diesem Datum versuchten noch viele Tiroler, ihren Immobilienkauf in trockene Tücher zu wickeln und so kam es, dass die Raiffeisen Immobilien Tirol im Jahr 2022 ihr Transaktionsvolumen um 13 Prozent steigern konnte. Auch Remax Premium mit Standorten in St. Johann und Kitzbühel freute sich dank eines Honorarplus‘ von 38,4 Prozent über das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte.
180 Objekte in der Region auf dem Markt
„Nachfrage und Preisentwicklung bleiben in der Region Kitzbühel – unberührt von nationalen Tendenzen – auf hohem Niveau“, beschreibt Christian Pfurtscheller, Managing Director der Remax Premium Gruppe, die Situation. Nach wie vor sind Chalets und Penthouse-Wohnungen in Toplagen besonders begehrt. Der „Zwölfender“ auf der Jagd nach dem Traumhaus ist naturgemäß die Ferienimmobilie mit aufrechter Freizeitwohnsitz-Widmung. Der Kitzbüheler Online-Angebotsmarkt weist derzeit etwa 180 Objekte auf. Mehr als 60 Prozent davon liegen im Preis bei über 2 Millionen Euro. Der Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus in Kitzbühel betrug im 2. Halbjahr 2022 2,375 Millionen Euro. Für Eigentumswohnungen muss man in der Region im Schnitt 456.000 Euro hinblättern. Die betuchten Kunden wollen übrigens ihre Kitzbüheler Immobilie in der Regel auch nutzen, ist das Fazit von Pfurtscheller. Die Gamsstadt habe sich zur Ganzjahresdestination entwickelt.
Daher sei die hohe Nachfrage nach Luxusobjekten als ein Investment in Lebensqualität und nicht in Betongold zu werten. Der Großteil dieses Klientels stammt aus dem bayerischen Raum, aber auch immer mehr Holländer kaufen sich ihr Traumhaus in der Region. Blickt man auf den Bezirk Kitzbühel ist natürlich die Zentrallage rund um die Gamsstadt am begehrtesten. Der Radius zieht sich bis St. Johann auf der einen, bzw. bis Westendorf auf der anderen Seite, ab dann wird es wieder etwas günstiger. Dennoch hat zum Beispiel das Pillerseetal preislich in den vergangenen Jahren zugelegt.
Für das neue Jahr erwartet sich die RLB einen eingebremsten Immobilienmarkt. „Die Leistbarkeit ist zum zentralen limitierenden Faktor geworden“, heißt es dazu. Weil aber Baugrund nach wie vor knapp ist, dürfte das Preisniveau weiterhin hoch bleiben. Der Luxusimmobilienmarkt in der Region folgt auch künftig wieder seiner ganz eigenen Logik, denn die Nachfrage ist unverändert hoch. E. Galehr
Bild: Während äußere Faktoren den Immobilienmarkt in Tirol im zweiten Halbjahr 2022 bremsten, geht das Luxusgeschäft in Kitzbühel wie gewohnt weiter. Foto: Archiv