Kitzbühel stellt die Weichen neu
Die Anhebung von Ortstaxe und Promillesatz ab dem 1. Jänner 2024 soll drei Millionen Euro Mehreinnahmen in die Kasse von Kitzbühel Tourismus spülen. Die Mittel sind für Optimierungen der Infrastruktur und den neuen Markenauftritt vorgesehen.
Kitzbühel | Am selben Tag der Aufsichtsratsklausur wurden die Mitgliedsbetriebe informiert: Es sei einstimmig beschlossen worden, der Vollversammlung am 27. November Änderungen der Aufenthaltsabgabe und des Pflichtbeitrages zu empfehlen, stand in dem Mail zu lesen.
Konkret soll die Aufenthaltsabgabe (Ortstaxe) von derzeit 1,80 Euro auf 3,50 Euro – um 94 Prozent – ab 1. Jänner erhöht werden, davon soll ein Euro zweckgebunden für die bereits eingeleitete Bike-Offensive verwendet werden, präzisiert Obmann Christian Harisch gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger.
Die Pflichtbeiträge (Promillesatz) sollen in einem wesentlich geringeren Umfang – um 20 Prozent – von aktuell 11,5 auf 13,8 Promille angehoben werden, ebenfalls mit Stichtag 1. Jänner 2024.
Letzte Erhöhungen vor zehn Jahren
Die letzten Erhöhungen in der Gamsstadt liegen bereits rund zehn Jahre zurück. Im Vergleich mit anderen Tiroler Tourismusverbänden rangiert Kitzbühel Tourismus sowohl bei Pflichtbeiträgen als auch bei Aufenthaltsabgaben aktuell im hinteren Drittel: „St. Anton wird im November 2023 auf fünf Euro erhöhen, ebenso Ötztal Tourismus. Das Alpbachtal hebt 3,50 Euro ein“, erläutert Direktorin Viktoria Veider-Walser. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Pflichtbeiträgen: Das Ötztal mit 15,8 Promille, gefolgt von St. Anton (15,4 Promille) sowie St. Johann (15 Promille sind hier als landesweite Spitzenreiter zu nennen.
Aufsichtsrat war einstimmig
Dem einstimmigen Aufsichtsratsbeschluss vorausgegangen waren intensive Debatten, halten Harisch sowie der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Bergbahn-Vorstand Anton Bodner, fest. Dabei habe man weniger über die Höhe, sondern viel mehr über die Kurzfristigkeit der geplanten Anhebungen, insbesondere der Aufenthaltsabgaben, debattiert. Der Stichtag 1. Jänner ist gerade für die Beherbergungsbetriebe nicht ideal, zumal die Preise schon im Vorfeld fixiert worden waren, das ist auch Harisch und Bodner bewusst.
Andererseits ist die Anhebung des Promillesatzes nur mit 1. Jänner möglich, so besagt es das Tiroler Tourismusgesetz. Um niemanden zu benachteiligen, habe man sich bei beiden Tarifanhebungen schließlich auf 1. Jänner geeinigt. Bergbahnchef Bodner hält fest: „Die Bergbahn AG ist das größte Unternehmen, uns trifft die Erhöhung des Promillesatzes am meisten. Trotzdem stimmen wir dafür, um Kitzbühel weiterzubringen.“
Um wettbewerbsfähig zu bleiben und neue, jüngere Zielgruppen anzusprechen, müsse Kitzbühel in die Infrastruktur und den Marken-Relaunch kräftig investieren, begründen Harisch und Bodner, wirtschaftlich stehe der Verband jedoch auf gesunden Beinen. „Der Verband ist schuldenfrei. Alle Darlehen wurden bereits zurückgezahlt.“
Dass mit den geplanten Erhöhungen auch der Umbau des neuen TVB-Büros – der Verband übersiedelt mit Anfang November von der Hinterstadt in die Eurotours-Zentrale – finanziert würde, weist TVB-Obmann Harisch vehement zurück: „Zum Zeitpunkt der Vollversammlung ist der Umbau bereits abgeschlossen und bezahlt.“
Maßnahmen für das digitale Marketing will der Verband zeitnah in allen Mitgliedsbetrieben umsetzen: Den Vermietern der dritten Stimmgruppe soll im Zuge des Digitalisierungsprozesses „ein unkomplizierter Zuschuss“ gewährt werden, so der Vorschlag von Harisch und Bodner. Alexandra Fusser
Nachgefragt
Investitionen in die Zukunft
Herr Harisch, welche Projekte sollen mit den geplanten Mehreinnahmen finanziert werden?
Im Aufsichtsrat wurden fünf Großprojekte fixiert. Darunter fallen die Bike-Offensive, der Marken-Relaunch und die Anpassung des Marketings sowie notwendige Investitionen in Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Was passiert am Golfplatz Kitzbühel-Schwarzsee?
Unser Golfplatz ist jetzt 37 Jahre alt und bedarf einer ständigen Modernisierung. Für laufende Investitionen und den Bau der neuen Driving Range ist eine Million Euro veranschlagt.
Was ist auf dem Müllnerfeld in Reith geplant?
Pläne für eine langfristige Entwicklung müssen erst genehmigt werden. In einem ersten Schritt soll das Gelände begradigt und verschönert werden.
Was ist unter der Bike-Offensive zu verstehen?
Biken ist das Skifahren im Sommer. Die neuen Trails waren der erste Schritt von mehrren Maßnahmen. Wir streben einen Verbund von Radwegen und Trails von Wörgl bis Hollersbach und darüber hinaus an. Meine Vision ist ein Brückenschlag von Kitzbühel nach Saalbach-Hinterglemm-Leogang. Zusammen wären wir die weltweit größte Bike-Region.
Das Gespräch führte Alexandra Fusser