Kitzbühel strebt oberste Liga an
Mit 1. Jänner 2024 steht den Mitgliedern von Kitzbühel Tourismus die Erhöhung der Aufenthaltsabgabe sowie eine stufenweise Anhebung der Pflichtbeiträge ins Haus. Die Mehreinnahmen will der Verband in die Infrastruktur investieren.
Kitzbühel | Nächtigungsrückgang, Bettenrückgang, Auslastungsrückgang: Der Tourismus in der Gamsstadt hat ganz offensichtlich schon bessere Tage erlebt. „Wir haben definitiv ein Strukturproblem“, stellten Obmann Christian Harisch und die geschäftsführende Obfrau Viktoria Veider-Walser in der Vollversammlung unmissverständlich klar. Angesichts der präsentierten Daten und Fakten (siehe Factbox unten), fiel das Fazit der beiden wenig überraschend aus: Kitzbühel habe Nachholbedarf. Kräftige Investitionen in die Infrastruktur seien jetzt unverzichtbar. Nicht nur, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, sondern auch, um Kitzbühel an die Spitze vergleichbarer Destinationen zu katapultieren. Harisch: „Wir sind besonders im Sommer noch lange nicht dort, wo wir gerne sein möchten.“
Schützenhilfe erhielt er von Bürgermeister Klaus Winkler, der in einer emotionalen Rede die anwesenden Mitglieder auf Zusammenhalt einschwor. „Wir haben eine starke Marke, die besten Betriebe und damit auch die besten Voraussetzungen, unsere Ziele zu schaffen.“ Die Lorbeeren würden aber nicht sehr hoch hängen, warnte Winkler. „Unsere Mitbewerber schlafen nicht.“ Bergbahn-Vorstand Anton Bodner, im Verband stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, verwies auf die „großartige Arbeit“, die im TVB, aber auch seitens der Bergbahn für den Tourismus geleistet werde. „Wir wollen die legendärste Sportstadt der Alpen sein. Dafür braucht es ein Zusammenwirken und ein Miteinander aller Beteiligten.“
Zeitpunkt der Erhöhung wurde kritisiert
Wie mehrfach berichtet, standen in der Vollversammlung grundlegende Entscheidungen zur Abstimmung: Die Erhöhung der Ortstaxe (Aufenthaltsabgabe) von derzeit 1,80 Euro auf 3,50 Euro sowie des Promillesatzes (Pflichtbeiträge) von aktuell 11,5 auf 13,8 Promille, jeweils zum Stichtag 1. Jänner 2024. Diese Maßnahmen sollten drei Millionen Euro Mehreinnahmen in die Kasse von Kitzbühel Tourismus spülen, wobei jeweils ein Euro der Aufenthaltsabgabe zweckgebunden in die Infrastruktur fließen soll. Diese vom Aufsichtsrat einstimmig empfohlenen Maßnahmen waren im Vorfeld nicht unumstritten, besonders den Zeitpunkt für die Erhöhungen kritisierten einige Mitglieder.
Pflichtbeiträge werden stufenweise angehoben
Montagabend wurde der Vollversammlung ein abgefederter Antrag vorgelegt: „Die Pflichtbeiträge sollen stufenweise erhöht werden“, erläuterte Harisch und präzisierte: „Mit 1. Jänner 2024 von aktuell 11,5 auf 12,8 Promille und am 1. Jänner 2025 von 12,8 auf 13,8 Promille.“
Beide Anträge, sowohl die Erhöhung der Pflichtbeiträge, als auch die Anhebung der Aufenthaltsabgabe (auf 3,50 Euro), wurden mit überwiegender Mehrheit von der Vollversammlung abgesegnet. „Selbst ohne Stimmengewichtung ist das Ergebnis klar und eindeutig “, frohlockte Obmann Christian Harisch. „Wir haben heute eine großartige Grundlage für die weitere Entwicklung geschaffen. Unsere Mitbewerber dürfen sich in Zukunft auf vieles gefasst machen.“ Alexandra Fusser
Bild: „Kitzbühel startet neu durch“, lautete die Devise nach erfolgreicher Abstimmung. Im Bild: Mike Mayr-Reisch, Andreas Dagn, Viktoria Veider-Walser, Christian Harisch, Anton Bodner und Thomas Zanolin (von links). Foto: Fusser
Daten & Fakten
Kitzbühel verliert Betten
Kitzbühel | Kitzbühel Tourismus zählt aktuell 2.562 Mitglieder, davon machen die Beherbergungsbetriebe 20 Prozent aus. Die Zahl der Mitglieder hat seit 2019 um 6 Prozent zugenommen.
Kitzbühel verlor Betten bei den Privatzimmervermietern sowie in der Zwei- und Drei-Stern-Kategorie. Allein fünf Betriebsschließungen sind seit 2019 für den Verlust von 1.500 Betten verantwortlich.
Die Sommersaison hat generell Aufholbedarf: Allein 2023 wurden um 86.000 Nächtigungen weniger verzeichnet als im Jahr 2019. Insgesamt musste das Tourismusjahr 2022/23 bei den Nächtigungen ein Minus von 16,2 Prozent gegenüber 2018/19 hinnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr (2021/22) gab es heuer ein Nächtigungsplus von 8,7 Prozent, davon entfielen plus 20 Prozent auf den Winter und minus 2,4 Prozent auf den Sommer.
Das Ausbleiben der britischen Gäste macht sich in der Gamsstadt und ihren Feriendörfern deutlich bemerkbar. Kitzbühel Tourismus musste im Sommer 2023 einen Einbruch von rund zwei Drittel (68 Prozent bzw. ein Minus von 27.642 Nächtigungen) durch fehlende Gäste aus England hinnehmen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist generell gesunken. ali