„Kitzbüheler Alpen“ waren Pionier
Es war ein langer Weg von der Idee eines ortsübergreifenden Prospekts im Juni 1951 bis zum ersten Gemeinschaftsprospekt der „Kitzbüheler Alpen“ im Herbst 1970. Die freie Vereinigung war Vorbild für die späteren Zwangszusammenschlüsse in Tirol.
Die Idee einer gemeinsamen Werbung für einen größeren Bereich kam überraschend aus Kitzbühel, wo sich der Fremdenverkehr wieder erholte. Karl Mensshengen (1897 – 1987), schon vor dem Krieg Kurdirektor und nun wieder eingesetzt, sah sich mit Anfragen konfrontiert, die in einem der noch weniger entwickelten Orte des Umlandes willkommen gewesen wären. „Der Baron“ schickte seine Überlegungen einigen der 1949 wieder erstandenen Verkehrsvereine und schlug einen gemeinsamen Prospekt vor.
Plan für gemeinsame Werbung
Denn die enorme Reiselust sollte befriedigt werden. In Kitzbühel trafen viele Anfragen ein, die nicht entsprechend beantwortet werden konnten, weil der allgemeine Preisstand hier höher war und die gebotenen Unterkunftsmöglichkeiten für viele zu teuer waren.
Diesem Umstand könnte leicht abgeholfen werden, wenn sich die Fremdenverkehrsgemeinden in der Umgebung zu einer Zusammenarbeit entschließen könnten und einen gemeinsamen Werbeprospekt herausbringen. Der Sammelprospekt soll kein Ersatz für die Prospekte der einzelnen Orte sein, sondern soll den nun einmal in der ganzen Welt bekannten Namen Kitzbühel in der neutralen Form nutzen.
Es wird leichter sein, bei Bahn, Post und Straßenverwaltung Verbesserungen durchzusetzen, wenn das ganze Gebiet „Kitzbüheler Alpen“ als ein geschlossener Fremdenverkehrskomplex auftritt, als wenn jeder Ort für sich selber um Verbesserungen herumstreiten muss.
Der Kitzbüheler Vorschlag ging schon ins Detail: Auflage 40.000 Stück, Kosten für den Kupfertiefdruck etwa 30.000 S. Bei rund 3.000 Fremdenbetten im Gesamtgebiet würden die Kosten so aufgeteilt, dass es pro Bett etwa 10 S treffen würde. Das ist ein Beitrag, den wohl auch der kleinste Fremdenverkehrsverband für eine so wichtige Werbesache auslegen kann.
Um schon im September für den kommenden Winter mit einem solchen Werbeprospekt herauskommen zu können, müssten die Vorarbeiten schnellstens in Angriff genommen werden.
Nur sehr geringe Zustimmung
Der Verkehrsverein Westendorf antwortete prompt und stimmte zu. Die Antwortkarte ist ein Zeitzeugnis: Behufs einer diesbezüglichen Aussprache sind wir gerne bereit, daran teilzunehmen, wenn Sie eine solche in Kitzbühel durchführen. Bei einer Rücksprache mit den Herren in Hopfgarten und Itter wurde der Wunsch geäußert, einen Samstagnachmittag oder einen Montagabend zu bestimmen, da wir zu diesem Zeitpunkt gemeinsam ein Privatauto benützen könnten (zwecks etwa ungünstiger Zugsverbindung). Stets gerne von Ihnen hörend verbleibe mit ergebener Hochachtung Gg. Ager.
Auch aus Hopfgarten kam Zustimmung. Die anderen Verkehrsvereine äußerten sich nicht. Aus dem vorgesehenen Prospekt für das Gebiet von Jochberg bis St. Johann i. T. sowie das Brixental wurde nichts.
Ein zweiter Anlauf
Es dauerte Jahre bis zu einer neuen Initiative. Der Kitzbüheler Anzeiger berichtete am 27. November 1954 über den Plan für einen „Fremdenverkehrsverband Kitzbüheler Alpen“ und über bedeutsame Vorschläge von Baron Carl Mensshengen auf der Fremdenverkehrstagung in Kitzbühel. Im Hotel Klausner tauschten sich die Obmänner und Geschäftsführer über Erfolge und Schwierigkeiten während der vergangenen Jahre aus. Fieberbrunn, Kirchberg und Brixen – mit einer Steigerung von kaum 1000 Nächtigungen auf über 14.000 - verzeichneten einen bedeutenden Aufschwung.
Zum Vorschlag mehrerer Verkehrsvereine, durch Organisation geeigneter Verkehrsmittel einen Fremdenverkehrsgroßraum mit dem natürlichen Mittelpunkt Kitzbühel zu schaffen, regte Baron Karl Mensshengen, an, zu diesem Zweck einen „Fremdenverkehrsverband Kitzbüheler Alpen“ zu gründen und einen gemeinsamen Werbe-Bildprospekt herauszugeben... von Hans Wirtenberger
Den gesamten Bericht "Heimatblätter Nr. 4/2021" findest Du in der aktuellen Ausgabe des Kitzbüheler Anzeiger.
Bild: Das Urlaubsprospekt aus dem Jahre 1970.