„Kitzbüheler Wies‘n“ wird kreiert
Der Termin ist schon fix, der Standort noch ungeklärt. Für Kitzbühel Tourismus ist aber jetzt schon klar: Der legendäre Münchner Eröffnungsruf „O‘zapft is!“ soll in der Gamsstadt bereits im nächsten Jahr erschallen.
Ein Oktoberfest vor dem Oktoberfest – die Verantwortlichen von Kitzbühel Tourismus wollen 2025 erstmals eine richtige „Kitzbüheler Wies‘n“ aus der Taufe heben. Aber nicht nur als bloßes Herbst-Zeltfest über ein Wochenende, sondern gleich im großen Stil, angelehnt an das berühmte Münchner Original. Mit Achterbahn, Autodrom, Karussell und diversen Schaustellern sowie einem Festbetrieb, der sich von Ende August durchgehend über 16 Tage erstreckt und Mitte September endet. Konkret: Eine Woche, bevor das Münchner Oktoberfest seine Pforten öffnet, soll das Gamsstädter Pendant zu Ende gehen. „Unsere Wies‘n wird sozusagen das Warm-Up für das Münchner Oktoberfest“, bestätigt Tourismusobmann Christian Harisch gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger erfreut.
„Nach Gabalier ist die Luft draußen“
Für ihn ist das Vorhaben „Kitzbüheler Oktoberfest“ ein Herzensprojekt, wie er sagt. Nicht nur, weil er felsenfest davon überzeugt ist, dass dieses Vorhaben der Renner schlechthin wird. „Wir sind eine Destination, die von Events geprägt ist. Wir haben im Sommer Tennis, wir haben den Jahrmarkt und noch eine ganze Reihe kleinerer Veranstaltungen. Nach dem Gabalier-Wochenende ist aber die Luft draußen. Mit unserem Oktoberfest, das eine Woche nach Gabalier den Betrieb aufnimmt, können wir ein neues touristisches Highlight setzen und ein richtiges Feuer entzünden“, ist Harisch euphorisch.
Aus Sicht der Touristiker soll die Kitzbüheler Wies‘n zur Ankurbelung der Nächtigungszahlen dienen, darauf habe sich der Ausschuss von Kitzbühel Tourismus geeinigt.
Die Planungen bewegen sich aktuell im Frühstadium. Fest steht aber schon jetzt, dass man im kommenden Jahr klein beginnen will – zunächst mit nur einem Festzelt und diversen Schaustellern. Auf lange Sicht soll das Oktoberfest á la Kitzbühel jedoch wachsen. „In Rosenheim funktioniert es ja auch – also warum nicht bei uns?“ sagt Harisch. „200.000 oder gar 300.000 Festbesucher sind in einigen Jahren durchaus realistisch.“
„Unsere Wirte haben das nötige Know-How“
Selbst ein Festumzug nach Münchner Vorbild schwebt dem umtriebigen Tourismus-
obmann vor. „Mit Blasmusik, Schützen, Bauern und allen Kitzbüheler Vereinen. Kitzbühel hat alles, was für ein Oktoberfest benötigt wird. Hervorragende bäuerliche Produkte, engagierte Wirte und Vereine. Es soll ein Oktoberfest mit typischen Kitzbüheler Akzenten entstehen.“ Nachsatz: „Wir haben viele heimische Wirte, die auf der Münchner Wies‘n arbeiten und das notwendige Know-How einbringen können.“
Einziger Wermutstropfen: „Die Standortfrage ist bis dato ungeklärt. Für ein Event dieses Ausmaßes sei das Müllnerfeld in Reith geradezu prädestiniert,“ schwärmt Harisch. Das rund zehn Hektar große Areal befindet sich seit 2009 im Eigentum von Kitzbühel Tourismus, der Verband ließ es im Vorjahr um viel Geld aufschütten und begradigen, wir haben berichtet.
Bgm. Stefan Jöchl: „Nicht vorstellbar“
In Reith steht man dem Vorhaben jedoch sehr skeptisch gegenüber, wie Dorfchef Stefan Jöchl in einer ersten Reaktion gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger klarstellt. Er verweist einmal mehr auf das angrenzende Siedlungsgebiet. „Für mich sind solche Veranstaltungen unmittelbar neben dem Wohngebiet nicht vorstellbar und miteinander auch nicht in Einklang zu bringen. Die Lebensqualität der Reither Bevölkerung darf nicht beeinträchtigt werden. Das möchte ich ausdrücklich festhalten.“
Auch alternative Standorte würden evaluiert, beruhigt Harisch. Er betont abermals: „Zunächst braucht es eine Vision, dann wird Schritt für Schritt an ihrer Umsetzung gearbeitet.“
Text: Alexandra Fusser
Anzeiger-Collage: Neumayer; Quellen: adobe.stock (2); Wörgötter