„Knappenhäusl“ liebevoll saniert
Die gebürtige Hamburgerin Marisa Daut verbringt schon seit ihrer Kindheit viel Zeit in Kitzbühel. Mit der Restaurierung des über 250 Jahre alten „Grasserhäusls“ am Reither Astberg hat sie sich einen Lebenstraum erfüllt.
Reith | Schon wenn man mit eingezogenem Kopf das kleine Knappenhäusl am Reither Astberg betritt, fühlt man sich in die alte Zeit zurückversetzt – niedrige Decken, gr0be Holzböden und ganz kleine Räume mit so niedrigen Türstürzen, dass die Bewohner nur gebückt von einem Raum in den anderen gelangen. Marisa Daut hat den ursprünglichen Charme des Gebäudes erhalten, so zum Beispiel bei Lichtschaltern oder ähnlichem, Küche oder Bad sind hingegen zeitgemäß.
Es ist einer Hamburgerin zu verdanken, dass dieses historische Kleinod vor dem Verfall gerettet wurde. Marisa Daut ist von der Kindheit regelmäßig in Kitzbühel zu Gast. Als die 42-Jährige vor einigen Jahren nach einem eigenen Domizil suchte, stieß sie auf das „Grasserhäusl“. Das kleine Gebäude am Astberg stammt aus dem Jahr 1769 und gehört zu einem Bergbau-Ensemble. Dazu gehören u.a. der Fuggerschacht samt einem Stollen, der Plattenteich, der verlandete Speicherteich und zwei Barbarakapellen.
Das „Grasserhäusl“ selbst war ein sogenanntes Knappenhäusl, das bis vor zehn Jahren von einer alten Dame bewohnt wurde. Weder gab es fließend Wasser noch eine Toilette oder eine Heizung. Die gebürtige Hamburgerin verliebte sich in das Kleinod und kaufte es. Für sie war von Anfang an klar, dass sie kein klassisches Haus im Alpenstil, sondern das Gebäude originalgetreu restaurieren wollte. Einher ging die jahrelange Renovierung mit viel Schweiß und Tränen, denn auch das Denkmalamt hatte da ein Wörtchen mitzureden und die Suche nach Handwerkern, die sich mit einer solch alten Bausubstanz auskennen, war alles andere als einfach.
Bankerin mit Liebe zum Klimaschutz
Die Bankerin, die mit Fokus auf „Green Finance“ eigentlich in London arbeitet und erst im Vorjahr Töchterchen Livia zur Welt brachte, legte auch selber Hand an, war wochenlang in Reith auf der Baustelle, da es ihr auch wichtig war, viele Dinge, die noch im Haus waren, wieder zu neuem Leben zu erwecken. Es war ihr nicht nur wichtig, dem Denkmalschutz zu entsprechen und der jahrhundertealten Bausubstanz neues Leben einzuhauchen. Für sie stand auch das Thema Klimaschutz ganz oben auf der Agenda. Für die „Bauherrin der anderen Art“, wiesie∂ sich selbst bezeichnet, war das auch eine besondere Herausforderung. Denn Denkmalschutz und Klimaengagement sind schwierig zu kombinieren, doch Marisa Daut hat es geschafft.
Vor kurzem wurde sie in Innsbruck vonUmweltministerin Leonore Gewessler für die Sanierung ihres „Häusls“ ausgezeichnet. Sie erhielt das Gütesiegel von „Klimaaktiv“ in Gold für nachhaltiges Bauen. Die Palette der Maßnahmen reichte von der Installation einer Erdwärmeanlage bis zum Einbau einer Luftaustauschanlage.
Die Freude bei der jungenMutter ist groß: „Mir war es wichtig zu zeigen, dass es auch bei der Restaurierung eines solchen historischen Gebäudes möglich ist, den Klimaschutz mitein-zubeziehen und das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu rücken“, betont Marisa Daut. Auch Kinder sollten umgeben von Geschichte und Natur in einem gesunden Umfeld aufwachsen können. Margret Klausner
Bilder: 1) Marisa Daut mit Töchterchen Livia hat das jahrhunderte alte „Grasser-Häusl“ wieder zu neuem Leben erweckt. Foto: Privat
2) Das 1769 erbaute „Grasserhäusl“ am Astberg in Reith 1913. Foto: Archiv Klien