Kitzbüheler Anzeiger
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16.06.2022
News  
 

Kreative Pause für Pussy Riot

Knapp drei Wochen nach ihrem österreichweit Aufsehen erregenden Auftritt kehrte Pussy Riot nach St. Johann zurück. Hier produzierte die Punkband ihren neuen Song: ein Protestlied gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

St. Johann | Die Proteste des russischen Aktivismus-Kollektivs Pussy Riot gegen Putin und das russische Regime währen schon mehr als zehn Jahre. Ihre Forderungen nach Regimewechsel, Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit sind nach wie vor präsent, aktuell ergänzt durch den Appell für ein Kriegsende in der Ukraine.

Pussy Riot: „Artists in Residence“
Als „Artists in Residence“ produzierten die Pussy Riot-Aktivistinnen Masha Alyokhina, Diana Burkot, Olga Borisova und Taso Pletner auf Einladung von Muku St. Johann und Homebase St. Johann ihr neues Lied „Anti War Song“. Der Titel bestimmt das Thema: Der Song handelt vom Krieg in der Ukraine. Pussy Riot singt auf Russisch von erschreckenden Bildern, dem Massaker in Butscha und russischer Propaganda. Was mit pfeifenden Sirenentöne beginnt, schließt mit den übersetzten Worten „Ukraine, wir lieben euch“. „Musik und Text sind ebenso eingängig wie politisch“, schildert Muku-Mitarbeiterin Berit Neumayr.
Während der Aufnahmen im Studio berichten die Aktivistinnen über Familie und Freunde in Russland, die in Gefahr schweben. Gefährlich sei dort vieles: regimekritische Aussagen, persönliche Entscheidungen zu Liebe und Identität - Homosexualität ist in Russland eine Straftat - oder Proteste gegen den Krieg.

Die Punk-Band ist dankbar für die musikalische Chance in St. Johann und lobt ausdrücklich die hiesige Integration von ukrainischen Geflüchteten, heißt es seitens der Muku St. Johann. Dennoch sind die Musikerinnen mit ihren Gedanken stets in der Heimat. „Ich schaue auf wunderschöne Berge, gleichzeitig sehe ich Leichen und die neuesten Schlagzeilen zum Putin-Krieg“, sagt Taso Pletner.
Die Aktivistinnen drängen auf ein hundertprozentiges Embargo von russischem Gas und Öl und weisen darauf hin, dass trotz Menschenrechtsverletzungen und russischer Propaganda gegen Europa, weiterhin europäisches Geld nach Russland fließt. „Es ist dieses Geld, das Putin stärkt, den Krieg finanziert und Menschen umbringt. Nicht länger dürfen Profit über die Leben von Menschen gestellt werden“, erklären die Aktivistinnen.

Aktivismus sei absolut notwendig, wie ein aktuelles Beispiel zeige: Vor wenigen Tagen wurde Mit-Aktivistin Aysoltan Niyazova während der Tournee in Kroatien mit einem turkmenischen Haftbefehl aufgrund von angeblicher Veruntreuung öffentlicher Gelder verhaftet und mehrere Tage festgehalten.
Nach vier Tagen Aufenthalt in St. Johann haben Pussy Riot ihre Tournee wieder aufgenommen. Ihre Abreise verbanden sie  mit dem Appell, die Menschen zu inspirieren, sich für Gleichberechtigung und Menschenrechte einzusetzen und politisch wachsam zu bleiben. „In jedem Land gibt es Probleme, also seid politisch und wehrt euch auch hier gegen ungerechte Strukturen.“

Breite Unterstützung in St. Johann
Auf außerordentlich engagierte Weise unterstützt wurde das Projekt „Pussy Riot – Artists in Residence in St. Johann in Tirol“ von Hanel Ingenieure, Mood und Homebase St. Johann, Carma Projekte GmbH, Gasthof Schöne Aussicht St. Johann, Hotel Fischer St. Johann, Woodway Studio St. Ulrich, Moden Hofinger, Haar Almberger und Musik Kultur St. Johann. KA/ali

Bilder: 1) Die Pause während der Europa-Tournee nützte Pussy Riot für einen viertägigen Abstecher nach St. Johann: Auf Einladung von Muku und Hombase produzierten Masha, Olga, Taso und Diana (von links) hier ihren „Anti-War-Song“. Foto: Huter
2) St. Johanner Unterstützung für Pussy Riot - im Bild: Carlo Chiavistrelli, Olga, Masha, Diana, Taso und Hans Oberlechner (von links). Foto: Höck

 
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