Kritik an Plänen der Krankenkasse
Die ÖGK will den Kostenersatz für Patienten, die einen Wahlarzt aufsuchen, abschaffen. Die Tiroler Ärztekammer ist strikt dagegen: Sie sieht die Wahlärzte mit dieser Forderung an den Pranger gestellt.
Kitzbühel | Der Vorschlag der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) stößt den Vertretern der Tiroler Ärzteschaft sauer auf: „Wahlärzte halten die Versorgung unserer Bevölkerung gemeinsam mit den Kollegen in den Kassenordinationen und Krankenhäusern aufrecht", erklärt Tirols Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner. Jahrelang sei der Weg in die Ordinationen nur durch die Tätigkeit als Wahlarzt möglich gewesen, denn die Wartezeit auf einen Kassenvertrag war lange, wie Kaster begründet: „Die Schaffung neuer Kassenstellen scheiterte an der Blockadehaltung der Krankenkassen."
Bezirk: Rund ein Drittel mit Kassenvertrag
Der Bezirk Kitzbühel zählt nach Angaben der Tiroler Ärztekammer 130 niedergelassene Ärzte, die sich in 51 Allgemeinmediziner (Hausärzte) und 79 Fachärzte aufgliedern. Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung sind die Mediziner mit eigenen Ordinationen allesamt unabdingbar - allerdings hat davon nur rund ein Drittel, konkret sind es 47 Ärzte im Bezirk, einen Kassenvertrag.
Wie berichtet, handelt es sich bei 20 der insgesamt 52 Allgemeinmediziner im Bezirk um Kassenärzte der ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse). Die restlichen 22 seien Wahlärzte, wie Dr. Günther Atzl, Direktor der Tiroler Ärztekammer auf Anfrage präzisiert. Bei den Fachärzten haben gar nur 18 einen Kassenvertrag, während 61 als Wahlärzte praktizieren.
Kassenstellen sind schwer nachzubesetzen
Im niedergelassenen Bereich boomt also der Wahlarztsektor, während Kassen-Vertragsstellen seit Jahren nur mehr schwer nachzubesetzen sind. "Es gibt", so konstatiert Atzl, einen Mangel an Kassenärzten.
Mit ihrer Forderung nach Abschaffung des Kostenersatzes bei Wahlärzten stelle die ÖGK zahlreiche Wahlärzte an den Pranger, die sich in Tirol erfolglos um eine Kassenstelle beworben haben und ihren Wunsch nach Niederlassung nur als Wahlarzt realisieren konnten", ist Kastner verärgert. Durch Bürokratie, veraltete Honorarkataloge und schlechte Bezahlung seien ÖGK-Kassenverträge zunehmend unattraktiv geworden, erklärt Kastner. „Man darf jetzt nicht jene Kollegen bestrafen, denen man vor Jahren noch keinen Vertrag geben wollte."
Leistungen variieren je nach Bundesland
Den Weg zu mehr Kassenärzten sieht Kastner nur über die ÖGK: „Noch immer sind die Leistungen österreichweit nicht harmonisiert. Manche Leistungen sind in Tirol um 30 Prozent schlechter bezahlt als in Wien und das bei deutlich höheren Lebenserhaltungskosten im Westen", wundert sich Kastner, der jetzt die Östereichische Gesundheitskasse am Zug sieht.
Im Bezirk Kitzbühel sind aktuell noch immer drei Kassenstellen vakant: Es fehlen ein Allgemeinmediziner in Kirchberg sowie zwei Fachärzte (Psychiatrie sowie Kinder und Jugendheilkunde). Bewerber sind dafür kaum in Sicht. Alexandra Fusser
Bild: Kassenvertragsärzte sind gefragt, aber rar geworden. Die Zahl der Wahlarztpraxen hat hingegen deutlich zugenommen. Foto: pixabay