Kitzbüheler Anzeiger
07.08.2024
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Kritik an fehlender Kommunikation

Vier Wolfsabschuss-Verordnungen sind im Bezirk aufrecht, doch nach wie vor wurde kein Tier erlegt. Daher lud Kammerpräsident Josef Hechenberger zu einem Krisengespräch nach St. Johann.   

St. Johann | Das Telefon läutete in den vergangenen Wochen sehr oft beim Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Josef Hechenberger. Die fehlenden Wolfsabschüsse und vor allem viele Risse auf den Almen sorgen in letzter Zeit für gereizte Stimmung zwischen Jägern und Bauern. Vier Abschussbescheide sind derzeit im Bezirk Kitzbühel aufrecht, zwei in Kufstein. Doch während in Osttirol und vor allem in Kärnten immer wieder Abschüsse gemeldet werden, wurde hierzulande noch kein Tier erlegt. 

„Es gab daher wirklich großen Bedarf, miteinander zu reden“, informiert Hechenberger. Er lud daher vergangenen Freitagnachmittag in die Räumlichkeiten des Maschinenrings und staunte. Der Saal platzte aus allen Nähten – Jäger und Bauern saßen Seite an Seite und gingen den Problemen gemeinsam auf den Grund. „Der Ansturm an einem Freitagnachmittag mitten im Sommer war für mich ein Zeichen, dass der Schuh wirklich drückt“, sagt Hechenberger, der gemeinsam mit Bezirkskammerobmann Josef Fuchs und Bezirksjägermeister Hans Embacher die Sitzung leitete. 

„Dass wir etwas tun müssen, ist unbestritten. In den Niederlanden gehen die Leute nicht mehr in den Wald. Wenn wir nicht aufpassen, haben wir in fünf Jahren die gleichen Verhältnisse. Wir reden hier nicht von einem Ausrotten des Wolfes, sondern von einer Regulierung“, stellt Hechenberger klar. Derzeit werde Tirol von einer italienischen Population richtig in die Zange genommen.

Dass im Bezirk genetisch eine Fähe und ein Rüde nachgewiesen wurden, hieße, dass mit Nachwuchs zu rechnen ist.

Legalität weiterhin im Zweifel
Wie sich bei der Krisensitzung herausstellte, sind viele Jäger trotz Verordnung des Landes unsicher, ob ein Abschuss nicht doch mit jagdrechtlichen Konsequenzen einhergeht. Stichwort: Europäischer Gerichtshof. Dieser hatte erst vor kurzem klargestellt, dass die Jagderlaubnis gegen die Habitatsrichtlinie verstoße. „Wir halten an den Verordnungen fest, da die Abschussverordnungen Schadwölfe betreffen“, ist Hechenberger von der Rechtmäßigkeit übrerzeugt. 

Die Bauern werfen den Jägern jedoch zum Teil auch mangelnden Ehrgeiz vor. Doch fest steht, dass die Jagd auf den Wolf nicht die geringste Ähnlichkeit mit jener auf Schalenwild, wie sie hierzulande Usus ist, hat. Der Beutegreifer ist nachtaktiv, extrem intelligent und damit schwer zu bejagen.

Dass die dazu notwendige Ausrüstung teilweise nicht gesetzeskonform ist, wurde im Rahmen des Krisengesprächs deutlich. Überdies werden für die Jagd etwa Nachtsichtgeräte benötigt – diese Geräte sind jedoch sehr teuer.

„Mir ist klar, dass wir es hier mit einer neuen Tiergattung zu tun haben. Auch wenn das mit dem Waffenrecht schwierig ist, werden wir diese Problematik lösen“, versprach Hechenberger Abhilfe. Auch ihm ist diese Thematik neu. 

Einer der Hauptpunkte, die angesprochen wurden, war jedoch die fehlende Kommunikation zwischen Bauern und Jägern. Wenn am Donnerstag ein Riss zu beklagen ist und die Jäger das erst drei Tage später am Wochendende erfahren bzw. erst dann die Verordnung kommt, sei es zu spät, hieß es.  

Auch hier soll es Lösungen geben. Wie er betonte, „kann ich mit der Kritk der Tierschützer gut leben.Wir haben Veranwortung, dass es die Almwirtschaft, die Jagd und den ländlichen Raum weiterhin gibt. Daher müssen wir jetzt etwas tun.“ Hechenberger zog nach dem Gespräch eine positive Bilanz. Margret Klausner

Bild: Stock Adobe

 
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