Kritik an neuen ÖBB-Fahrplänen
Der neue Fahrplan der ÖBB, der ab 11. Dezember gilt, löst bei weitem nicht bei allen Fahrgästen Freude aus. Vor allem jene Pendler aus dem Bezirk, die im Inntal – etwa in Kundl oder Jenbach – arbeiten, müssen längere Wartezeiten in Kauf nehmen.
Kitzbühel | Es sind die großen Unternehmen wie Innio (Jenbacher Werke) oder Sandoz in Kundl, bei denen auch viele Menschen aus dem Bezirk arbeiten. Dank firmennaher Bahnstationen ist es für viele attraktiver, täglich mit dem Zug in die Arbeit zu pendeln, als mit dem Auto zu fahren.
Doch mit der Veröffentlichung des neuen Fahrplanes, der ab 11. Dezember gültig ist, sind viele Pendler ganz und gar nicht glücklich. Insgesamt fallen nämlich drei Direktzüge im Frühverkehr nach Innsbruck weg. Bisher kann man um 4.41 Uhr ab Kitzbühel mit einem Regionalexpress (REX) in Wörgl durchfahren, ebenso um 5.36 Uhr ab Kitzbühel mit einer Schnellbahn. Eine weitere Verbindung gibt es bisher um 7.08 Uhr ab Kitzbühel ebenfalls mit einem Regionalexpress. Zum Ärger vieler Pendler gibt es diese Direktzüge zukünftig nicht mehr. Man muss sowohl nach als auch von Innsbruck, in Wörgl umsteigen und hat dadurch eine um zehn bis 15 Minuten längere Fahrt. Alle schnellen, direkten Nahverkehrszüge aus dem Bezirk nach Kundl, Brixlegg, Wattens und retour wurden gestrichen. Viele Pendler haben das Gefühl, dass der Bezirk Kitzbühel wieder einmal sehr stiefmütterlich behandelt werden, auch wenn es – Stichwort Kulturzug – immer wieder positive Neuigkeiten gibt.
Auf Anfrage bei den ÖBB verwies Sprecher Christoph Gasser-Mair auf den VVT (Verkehrsverbund Tirol), der in diesem Fall zuständig ist.
Halbstundentakt auf Wunsch umgesetzt
„Der schnelle Halbstundentakt nach Innsbruck wurde auf vielfachen Wunsch des „Pendlerforums“ umgesetzt. 30 Minuten Wartezeit gibt es bei keiner der neuen Verbindungen, in der Regel stehen die Züge 16 Minuten in Wörgl, um den Umstieg auf oder vom Fernverkehr zu ermöglichen“, informiert VVT-Sprecherin Flora Oberhammer. Zusätzlich gäbe es auf vielfachen Wunsch ab spätestens Juni 2024 auch schnelle umsteigefreie Verbindungen nach Innsbruck – eine kurze Wartezeit in Wörgl ergebe sich, da auf den Zugteil aus Kufstein gewartet werden muss. Mit spätestens Juni 2024 – mit der Auslieferung der dafür notwendigen neuen Zuggarnituren – würden dann diese schnellen Direktverbindungen vom Brixental nach Innsbruck mit Halt in Jenbach, Rum und Innsbruck Messe eingeführt. „Weitere Halte wie beispielsweise in Kundl, Brixlegg oder Schwaz widersprächen jedoch dem Konzept der schnellen Direktverbindung und auch dem jahrelangen Wunsch der Region nach einer kürzeren Fahrzeit im Nahverkehr nach Innsbruck“, begründet Oberhammer den Wegfall der Verbindungen. Direktverbindungen vom Brixental nach Kundl, Brixlegg und Schwaz blieben jedoch zusätzlich erhalten.
Allein in Tirol über 60 Millionen Öffi-Kilometer
In Tirol würden aktuell rund 67 Millionen Öffi-Kilometer im Jahr bedient, so Oberhammer. „Diese alle aufeinander abzustimmen und gute Verbindungen und kurze Umstiegszeiten für die Fahrgäste zu gewährleisten, dazu noch Fernverkehre und den Gütertransport auf der Schiene zu berücksichtigen, ist eine höchst komplexe Aufgabe. Leider sind die unterschiedlichen Interessen der Tiroler Fahrgäste nicht immer miteinander vereinbar“, bittet Oberhammer um Verständnis.
Mit jedem Fahrplanwechsel möchte der VVT Verbesserungen für seine Fahrgäste erreichen und versucht, konkrete Wünsche der Bürger zu berücksichtigen. „Der schnelle Halbstundentakt zwischen Innsbruck und dem Bezirk Kitzbühel bringt deutlich mehr Flexibilität für tausende Pendler und verdichtet das Tiroler Öffi-Angebot weiter“, betont Flora Oberhammer. M. Klausner
Bild: Vor allem in der Früh nutzen viele Pendler die Züge der ÖBB um unter anderem zu den großen Unternehmen im Inntal zu fahren. Symbolfoto: ÖBB