Kunstwerke mutwillig zerstört
Seit Eröffnung der Skulpturenaustellung entlang des Achendamms, sind die aus Müll kreierten Kunstwerke immer wieder Opfer von Vandalen. Auch ein Kunstwerk im Pfarrpark wurde zerstört.
Kössen | Immer wieder kommt es bei jenen Kunstwerken, die entlang des Achendamms aufgestellt sind, zu massiven Vandalenakten. Kössens Obmann für Kunst, GR Emanuel Daxer, kann angesichts so großer Zerstörungswut nur noch den Kopf schütteln. Von den Tätern fehlt vorerst jede Spur.
Erst vor kurzem vergriffen sich Unbekannte an der Skulptur „Schrein“ von Josef Huber, die als Symbol der Zusammenführung aller Religionen der Welt gilt. Dabei symbolisiere gerade diese Skulptur die friedliche Vereinigung der Religionen, ist Daxer entsetzt. Zuerst sei die Solarbeleuchtung gewaltsam außer Betrieb gesetzt und schlussendlich das doch einige hundert Kilo schwere Objekt umgeworfen worden. „Es müssen also mehrere Täter gewesen sein, denn einer allein schafft das sicher nicht“, glaubt der Gemeinderat. Und das sei bei weitem nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen.
34 Kunstwerke aus Müll geschaffen
Das Projekt „Transformationen“ wurde bereits im Jahr 2014 gestartet. Nach dem Jahrhunderthochwasser ein Jahr vorher stand in der Gemeinde fest, dass die an der Ache situierte stillgelegte Mülldeponie im Zuge der Aufräumarbeiten ebenfalls ausgehoben werden muss. Und dieses Unterfangen erwies sich buchstäblich als Sisyphusarbeit - immerhin galt es Tonnen an Müll auszuheben. Doch nur mit Ausbaggern, Aufladen und auf die nächste Deponie liefern, war es leider nicht getan. Es war nämlich nicht klar, welche unliebsamen Überraschungen der Müllhaufen zu Tage bringt. Immerhin wurde die Deponie etwa 1920 bis Ende der 1970er-Jahre betrieben, dann zugeschüttet und begrünt. Da es damals ja noch keine Mülltrennung gab, musste tonnenweise recyclingfähiges Material deponiert werden.
Die händische Sortierung übernahmen damals die in Kössen lebenden Asylwerber. Schlussendlich wurden 6.790 Stunden aufgewendet, die buchstäblich jedes Teil in die Hand nahmen.
77.690 Tonnen Müll waren es schlussendlich, die aus der Deponie geholt wurden. Darunter fanden sie Kuriositäten wie eine Artilleriegranate aus dem ersten Weltkrieg, eine SPÖ-Wahlliste aus dem Jahr 1980, Grabsteine, die aus der alten Friedhofsmauer stammten, zahlreiche Autowracks und sogar ein alter Postbus. Die Räumungsaktion rief ein Künstler-Kollektiv unter der Leitung von Leo de Romedis und Hartmuth Brinkmann (Kulturschmiede Kössen) auf den Plan. 19 Künstler aus fünf Nationen ließen ihrer Kreativität freien Lauf und erschufen 34 Kunstwerke, die entlang des Uferweges aufgestellt wurden.
„Mahnmale unserer Wegwerfkultur“
Vor zwei Jahren wurde die Ausstellung dann feierlich eröffnet. Als „Mahnmale unser Wegwerfkultur“ bezeichnete GR Daxer die Kunstwerke, die auch polarisieren. Nicht einfach war die Suche nach den Standorten für die Skulpturen. So war es aus Hochwasserschutzgründen nicht möglich, diese im Bereich der ehemaligen Deponie aufzustellen, also fanden sie Platz auf privaten Grundstücken bzw. auf Flächen der Großachengenossenschaft.
Dass sich nicht alle Bürger mit dieser „modernen Kunst“ identifizieren können, damit hatten Künstler, aber auch die Verantwortlichen gerechnet, dass diese aber immer wieder Opfer von brutaler Zerstörungswut werden, entsetzt dann aber doch. Bereits zum sechsten Mal vergriffen sich die Unbekannten inzwischen an den Kunstwerken, zeigt sich Daxer verärgert. „Inzwischen wurde nicht einmal mehr davor zurück geschreckt auch im Pfarrpark zu zuschlagen“, betont Daxer. Ein Kunstwerk mit Keramikvögeln von Peter Bichler war hier das Ziel. Diese wurden gewaltsam aus der Verankerung gerissen und beschädigt liegen gelassen.
„Ich bitte die Bevölkerung, die Augen offen zu halten und solche Vorkommnisse zu melden“, so Daxer. Am besten sei es, ein Foto zu machen und dieses dann an die Behörden weiter zu geben. Margret Klausner
Bild: Der „Schrein“, ein von Josef Huber gestaltetes Kunstwerk, das am Achendamm geschaffen wurde und das einige hundert Kilo wiegt, liegt umgekippt in der Wiese. Von den Tätern gibt es keine Spur. Foto: Daxer