Lage verschlechtert sich zusehends
Hohe Kosten, fehlende Planungssicherheit und die gedämpfte Konsumlaune machen den Tiroler Händlern zu schaffen. Für die Wirtschaftskammer Tirol ist eine treffsichere Unterstützung durch die Politik alternativlos.
Innsbruck, Kitzbühel | Aus Sicht des Tiroler Handels kann der bisherige Jahresverlauf bestenfalls als durchwachsen beschrieben werden. „Die Corona-Krise ist gewissermaßen nahtlos in die Ukraine- und damit in weiterer Folge in die Energiekrise übergegangen. Unseren Betrieben fehlt dadurch seit geraumer Zeit jegliche Planungssicherheit. Dazu kommen die enormen Preissteigerungen, die nicht nur das leichte nominelle Wachstum auffressen, sondern sich auch negativ auf die Kauflaune der Tirolerinnen und Tiroler auswirken. Viele drehen aktuell jeden Euro zweimal um, bevor sie ihn ausgeben. Das alles trägt dazu bei, dass die Lage in allen Bereichen des heimischen Handels spürbar angespannt ist“, zeichnet der Obmann des Tiroler Handels, Dieter Unterberger, ein düsteres Stimmungsbild.
Situation wird sich weiter verschärfen
Betrachtet man die Ergebnisse einer aktuellen Erhebung des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung, besteht auch wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich die Situation bald verbessert. Unterberger dazu: „Im Gegenteil: Mit dem bevorstehenden Jahreswechsel droht den Handelsbetrieben eine toxische Mischung aus drei Komponenten: Belastungen durch weiter steigende Energiepreise, notwendige kollektivvertragliche Erhöhungen und Indexanpassungen bei den Mieten. In Summe bedeutet das für viele Unternehmen eine Kostenexplosion, die sie nur schwer verkraften werden können.“
Das unterstreicht auch Wolfgang Feucht, Obmann des Tiroler Modehandels und Mitglied des Präsidiums der Sparte Handel in der Tiroler Wirtschaftskammer. „Stagnierende Umsätze bei massiv steigenden Kosten – das ist eine fatale Kombination, der wir aus eigener Kraft derzeit nicht entfliehen können“, so Feucht.
Aktuelle Lage auch im Bezirk angespannt
Ähnlich sieht es auch Klaus Lackner, selbst Händler im Bezirk und stellvertretender Gremialobmann im Tiroler Handel. „Grundsätzlich ist der Handel im Bezirk Kitzbühel, gegenüber so manch anderen Regionen Österreichs, noch immer gut aufgestellt,“ sagt Lackner. Dies hänge sicher auch mit der Verknüpfung mit einem starken Tourismus zusammen. „Ständig steigende Belastungen, verbunden mit stagnierenden Umsätzen, setzen auch unseren Händlern massiv zu,“ sagte der Schuh-Fabrikant. Erste Reaktionen würden zeigen, dass bereits mehr als die Hälfte der kleinen und mittelgroßen Handelsbetriebe im Bezirk mit einem Investitionsstopp reagieren.
„Seit dem Ende der Lockdowns kehren die Konsumenten in den stationären Handel zurück. Sehr zur Überraschung der Experten, die eine Übernahme des Onlinehandels prognostiziert haben, ist das Einkaufen vor Ort trotz eines leichten, pandemiebedingten Anstiegs im Online-Handel immer noch sehr beliebt. Da viele Konsumenten den Einkauf von Waren im Geschäft bevorzugen, brauchen wir weiterhin florierende Ortskerne und Innenstädte,“ betont der Funktionär.
Unterstützungen alternativlos
Sowohl Wolfgang Feucht als auch Dieter Unterberger betonen, dass es für viele Händler schwierig wird, ohne entsprechende Unterstützungen zu überleben. Sie sehen die Bundesregierung gefordert, endlich treffsichere Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
„Während im privaten Bereich vielfach nach dem Gießkannenprinzip Geld ausgeschüttet wird, wird in der Wirtschaft durch willkürliche Zugangskriterien eine Zweiklassengesellschaft geschaffen. Das muss sich ändern, damit die Hilfe bei den Betrieben ankommt, die sie wirklich benötigen,“ sagten die Obleute.
Dem schließt sich auch Klaus Lackner an: „Es ist unerlässlich, dass Händler, die aufgrund der aktuellen Situation in Schwierigkeiten geraten, unterstützt werden.“ KA/ahoy
Bild: Sehen schwierige Zeiten auf den heimischen Handel zukommen: Wolfgang Feucht (Obmann Tiroler Modehandel), Spartenobmann Dieter Unterberger und Peter Voithofer von Economica (von links). Foto: WKT/Die Fotografen