Lebendiges christliches Brauchtum
Vor hundert Jahren wurden zwei umfassende Berichte zu „einem der merkwürdigsten und malerischsten Tiroler Volksbräuche “ veröffentlicht.
Es besteht die Absicht, diesen Antlassritt wieder in allen seinen Teilen, festhaltend an der Volksüberlieferung, in Waffen und Tracht aufleben zu lassen, um dieses ehrwürdige und wirklich erhebende (nur mitunter durch Bosheit und Dummheit gestörte oder verunstaltete) Schauspiel zu einem wahren einzigen Volksfest zu gestalten.
Die Musik, die an dem Zug nicht reitend teilnimmt, rückt bei dem heurigen Ritt das erste Mal in alter Tracht aus. Auch ein Teil der Reiter wird in Tracht und mit Waffen erscheinen. Falls das Wetter günstig ist, dürfte der Fronleichnamstag wieder eine große Menge Besucher in Kirchberg sehen.
Anlässlich des heuer besonders feierlich stattfindenden Antlassritts sei an das Gedicht eines unbekannten Autors erinnert, das 1843 bei Duyle in Salzburg auf das zweihundertjährige Bestehen des Schweden- oder Antlassritts wiedergegeben wurde.
Das Gedicht beschreibt in elf Strophen den Ablauf eines Schwedeneinfalls und die Abwehr durch die Brixentaler. Da heißt es: Nicht Kriegsfahnen ziehen voran, es weh’n die kirchlichen Fahnen, die Priester alle schlossen sich an voll Mut, wie alle die Ahnen; und wie’s bei Prozessionen ist: der Pfarrer trug den Herrn Jesu Christ.
Zweihundert Jahre sind heut’ die Zier, dass hier der Mut nicht verloren; wir Brixentaler, da stehen wir, das Tal hat Gott uns erkoren. Und dräng’ heut der Feind mit böser Macht, er würde auch heut’ zurückgebracht.
Dieses Gedicht hält an der Volksüberlieferung fest, dass die Brixentaler zur Abwehr eines Schwedeneinbruchs auszogen, obwohl von wissenschaftlicher Seite diese Ansicht ins Reich der Fabel verwiesen und der Brauch als Überbleibsel eines altheidnischen Frühlingsfestes gedeutet wird.
Seitdem Beda Weber im Jahr 1838 das erste Mal von diesem seltsamen Brauch Mitteilung machte, ist er so vielfach behandelt und zu erklären versucht worden, dass sich kaum mehr Neues vorbringen lässt. Von Ludwig Weinold und Rudolf Sinwel
Die ganze Geschichte über den "Brixentaler Antlassritt" liest du in der aktuellen Printausgabe des Kitzbüheler Anzeiger vom 1. Juni 2023.
Bild: Brixentaler Antlassritt. Aus der Zeitschrift Stadt Gottes, 11/1933.