„Lebenshilfe“ für selbstbestimmtes Leben
Vor 60 Jahren wurde die Lebenshilfe Tirol gegründet, seit über 40 Jahren werden auch im Bezirk Kitzbühel Menschen mit Behinderung von Mitarbeitern der Lebenshilfe betreut. Geändert hat sich in dieser Zeit vieles.
Im August 1963 gründete Karl Winkler gemeinsam mit Erich Schaber und Hans Klingler und anderen Engagierten den Verein Lebenshilfe Tirol als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation. Heute ist die Lebenshilfe in rund 80 Prozent aller Tiroler Gemeinden aktiv und begleitet Menschen mit Behinderung bei einem barrierefreien, selbstbestimmten und erfüllten Leben.
Seit über 40 Jahren sind die Mitarbeiter der Lebenshilfe auch im Bezirk Kitzbühel aktiv. Die Kitzbühelerin Käthe Nagiller († 2020) hatte bereits 1968 den privaten Behindertenverein für körper- und sprachbehinderte Kinder gegründet. Damit war der Grundstein des Therapiezentrums in Oberndorf gelegt. Das Haus wurde Anfang der 1980er-Jahre von der Lebenshilfe Tirol übernommen. Jahrzehntelang wurden dort Menschen mit Behinderung betreut, lebten dort gemeinsam unter einem Dach. In den Werkstätten wurde auch heimischen Unternehmen zugearbeitet.
Inzwischen hat sich vieles geändert. Das Gebäude in Oberndorf gehört zwar nach wie vor der Lebenshilfe, doch wohnen dort inzwischen ukrainische Flüchtlingsfamilien.
Es habe sich viel geändert seit damals, sagt auch Markus Themel, der seit zehn Jahren die Lebenshilfe-Einrichtungen im Bezirk leitet. Und diese haben sich massiv gewandelt. Das klassische Behindertenheim, in dem alle gemeinsam betreut werden, gehört der Vergangenheit an. Inzwischen leben die Klienten in kleinen Wohneinheiten und sind so selbstbestimmt wie möglich. „Derzeit betreuen wir rund 300 Personen“, weiß Themel. Rund 120 nicht behinderte Mitarbeiter sind in den Lebenshilfe-Einrichtungen tätig.
„Naturtalent“-Läden sind erfolgreich
Auch die Arbeitswelt hat sich für die Lebenshilfe-Klienten massiv verändert. Heute arbeiten sie u.a. in den unterschiedlichen „Naturtalent“- Läden, die es unter anderem in St. Johann und Brixen gibt, in der Arche Neo in Oberndorf gibt es eine Werkstätte, in Fieberbrunn eine Tauschbörse. Das Restaurant „Naturtalent“ in der Aquarena in Kitzbühel gibt es ebenfalls bereits seit einigen Jahren.
„Die Lebenshilfe wurde als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation gegründet. Das ist die Basis für unsere Arbeit und trieb die Lebenshilfe an, lange bevor die Gleichstellung rechtlich verankert wurde. Als eine der ersten Organisationen hat die Lebenshilfe Verantwortung für Menschen mit Behinderungen – die im nationalsozialistischen Regime verfolgt wurden – übernommen. Die Lebenshilfe hat das Recht auf Arbeit und Wohnen umgesetzt und die Mobile Begleitung gestartet – mit der Idee, lebe wo und wie du leben willst. , informiert Lebenshilfe-Präsident Peter Heidler.
Auch wenn zwei Drittel aller Personen, die von der Lebenshilfe Tirol begleitet werden, je nach Wunsch allein oder zu zweit mitten in Gemeinden wohnen, ist die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft noch nicht erreicht, bedauern die Verantwortlichen. „Menschen leben immer noch eingeschränkt und werden viel zu oft nicht ernst genommen“, so Georg Willeit, Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol gem GmbH. Unter dem Motto „NeverStoppInnovating“ kämpfen sie auch zukünftig für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen.