Kitzbüheler Anzeiger
19.03.2022
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Leni R. und die „roten Teufel“

Leni Riefenstahl war 1930 von den „roten Teufeln“, Weltklasseskifahrern  aus Tirol,  fasziniert und verfolgte noch nach dem Krieg von Kitzbühel aus ein ungewöhnliches Filmprojekt, das 1954 aus politischen Gründen scheiterte.

Leni Riefenstahl (1902 – 2003) wurde als eine der interessantesten Frauen des 20. Jahrhunderts bezeichnet. In ihrer langen Berufslaufbahn war sie Tänzerin, Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin, Drehbuchautorin, bis ins hohe Alter Fotografin und Tiefseetaucherin.
Sie ist allerdings auch eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Filmgeschichte. Bis zuletzt leugnete sie ihre Verstrickung in den Nationalsozialismus. 1)

Leni Riefenstahl kam 1933 erstmals nach Kitzbühel. Den Weihnachtsurlaub 1940/41 erlebte sie mit dem Gebirgsjäger-Hauptmann Peter Jacob am Hahnenkamm. Nach vierjähriger Verlobungszeit heiratete sie am 21. März 1944 in Kitzbühel  trotz schwerer Zweifel den  notorisch untreuen Mann. 2)
Wenige Tage später empfing sie Hitler auf dem Obersalzberg – es war das letzte Zusammentreffen mit dem „Führer“.

Filmwerkstatt in Seebichl
Riefenstahl übersiedelte wegen der Bombardierungen Ende 1943 von Berlin nach Kitzbühel, wo sie sich in „Seebichl“ am Schwarzsee einmietete und in ihrer Filmwerkstatt vor allem am Projekt „Tiefland“ arbeitete. Im Februar 1945 konnte ihre Mutter Bertha mit Unterstützung von Minister Albert Speer von Berlin nach Kitzbühel nachfolgen. 3)
Nach vergeblichen Versuchen, sich bei Bekannten im hinteren Zillertal oder am Hahnenkamm (Haus Ebersberg)  zu verstecken, wurde sie von den Amerikanern in Seebichl im Mai 1945 festgenommen und in Dachau verhört, konnte aber nach wenigen Tagen zurückkehren und arbeitete weiter an „Tiefland“.

Die im Juli 1945 folgende französische Besatzung brachte für Riefenstahl einschneidende Verschlechterungen. Sie musste 1946 in die französische Besatzungszone in Deutschland übersiedeln. Filmmaterial - nach Angaben Riefenstahls „ein Waggon voll“ - wurde nach Paris verbracht und sie bezog mit ihrer Mutter eine Zweizimmerwohnung in Villingen bei Breisach. Aber sie erhielt nie Berufsverbot.

Keine Chance auf neue Karriere
Nach wiederholten Verhaftungen und Einvernahmen wurde sie Ende 1948 als „vom Gesetz nicht betroffene Mitläuferin“ eingestuft. Im Vertrauen auf den Spruch der Schwurgerichtskammer plante sie eine neue Karriere. Dabei hatte sie nicht mit der öffentlichen Meinung gerechnet.
Ihr einstiger Kollege Luis Trenker verbreitete ein „Tagebuch der Eva Braun“, das vom Gericht als Fälschung eingestuft wurde, aber der Karriere Riefenstahls nachhaltig schadete.  

Es steht fest, dass Riefenstahls Karriere als Regisseurin bereits mit ihrem großen Olympiafilm 1938 beendet war. Von den elf Filmen, die sie zwischen 1950 und 1954 plante, wurde keiner verwirklicht.
Besonders am Herzen lag ihr „Tiefland“. Gedreht wurde dafür schon ab 1940. Für das Buch waren Riefenstahl und Harald Reinl verantwortlich, der sie schon in „Der weiße Rausch“ doubelte. Reinl wurde während des Krieges als Regieassistent als „u.k.- unabkömmlich“ eingestuft. Er arbeitete später in der Riefenstahl-Film- G.m.b.H. mit . . .

Mehr dazu in der aktuellen Printausgabe "Kitzbüheler Heimatblätter" im Kitzbüheler Anzeiger von Hans Wirtenberger.

Bild: Herrn Eder zum Weihnachtsfest 1943 herzlich gewidmet Leni Riefenstahl. Univ. Prof. Eder, Begründer der wissenschaftlichen Photographie in Österreich, lebte im Ruhestand in seiner Villa Anna unweit des Schwarzsees.

 
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