Kitzbüheler Anzeiger
18.12.2022
News  
 

Lift fährt in Zukunft in Finnland

Der Beschluss ist den Kirchdorfern nicht leicht gefallen: Der Sessellift, um dessen Überleben so lange gerungen wurde, wird verkauft. Das Kinderland bleibt weiter bestehen, betont Geschäftsführer GR Florian Schluifer.

Kirchdorf | „Wir sind gescheitert“, – Bürgermeister Gerhard Obermüller und GR Florian Schluifer hielten vergangene Woche mit ihrer Enttäuschung nicht hinter dem Berg. Seit fast sieben Jahren kämpfen Obermüller und Schluifer um das Überleben des kleinen Skigebietes. Jetzt nützt aber alles nicht mehr: Der Sessellift wird abgebaut und verkauft.
„Es bleibt nur noch die kleine Lösung“, betont Schluifer. Er hatte vor fast sieben Jahren voller Enthusiasmus die Geschäftsführung der Liftgesellschaft übernommen und war immer überzeugt, aus dem kleinen Gebiet ein überlebensfähiges Skigebiet zu machen. Doch jetzt muss er mit dem Verkauf der Anlage ein weiteres negatives Kapitel aufschlagen. Die Corona-Pandemie hatte auch in Kirchdorf für finanziell schwierige Zeiten gesorgt.

Dorfchef finanzierte Arbeit aus eigener Tasche
„Mir tut es sehr weh, dass es uns nicht gelungen ist, wie wir es geplant haben“, so Dorfchef Gerhard Obermüller. Er habe sogar die Mitarbeiter seines Unternehmens zum Arbeiten ins Skigebiet geschickt – auf seine Kosten. Auch die vor zwei Jahren gestartete Aktion, im Rahmen derer die Kirchdorfer mit vergünstigten Vouchern zum Kauf von Tickets animiert werden sollten, hatte nicht den gewünschten Effekt. Im Gegenteil – auch hier erwarb Obermüller die meisten Tickets aus seiner privaten Tasche. Und so gehe es halt einfach nicht.

Die Gemeinde muss zum Erhalt des Kinderlandes erneut 42.000 Euro zuschießen, der Tourismusverband beteiligt sich nur noch mit 18.000 Euro, also um 50 Prozent weniger als ursprünglich vereinbart, da die Zukunft des gesamten Gebietes nicht klar ist. Um die Finanzen der Gesellschaft aufzubessern, bleibt nichts anderes übrig als den Sessellift zu verkaufen. Eine finnische Gesellschaft legt rund 440.000 Euro dafür auf den Tisch. Der Rückbau der Stützen und der weiteren Infrastruktur schlägt mit irund 80.000 Euro zu Buche.
Begeistert waren die Gemeinderäte nicht, sahen die Notwendigkeit des Verkaufs jedoch ein und stimmten mit einer Gegenstimme der Veräußerung nach Finnland zu. Margret Klausner

Bild: Vor über 15 Jahren wurde der Vierer-Sessellift im kleinen Kirchdorfer Skigebiet gebaut – mit der Verschlechterung der finanziellen Lage der Gesellschaft geriet der Lift zunehmend in Kritik. Still steht er bereits seit zwei Jahren. Foto: Klausner

Daten & Fakten - Unendliche Lift-Geschichte
Es ist eine unendliche Geschichte, jene rund um das kleine Kirchdorfer Skigebiet.  Vor rund sieben Jahren stand die Skliftgesellschaft fast vor dem Aus. Mit über einer Million Euro stand das Unternehmen, das zu 70 Prozent der Gemeinde und zu 30 Prozent dem Tourismusverband und einigen Gesellschaftern gehört, schon vor dem Aus. Ein Grund dafür war der Neubau des Sesselliftes vor über 15 Jahren , der ein großes Loch in die Finanzen riss. Schneearme Winter taten ein Übriges. Gemeinde und Tourismusverband übernahmen die Entschuldung, doch immer wieder musste die öffentliche Hand Geld zuschießen.

Vor fünf Jahren übernahm GR Florian Schluifer das Zepter des Geschäftsführers, ging mit viel Optimismus an die Umsetzung großer Pläne und suchte nach Investoren. Der Bau einer Art Freizeitpark war der große Traum. Gescheitert ist dieser letztlich auch aufgrund der Coronapandemie.
Vor zwei Jahren kam dann ein drastischer Einschnitt: Der Sessellift wurde ruhend gestellt. Ein Vouchersystem sollte die Anlage retten, doch die Resonanz war zu gering. Jetzt wird mit dem Rückbau und dem  Verkauf der Bahn das letzte Kapitel aufgeschlagen. mak

 
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