Luxushotel bleibt Polit-Zankapfel
Bei einem Lokalaugenschein am Areal des geplanten Hotelresorts Tragstätt steht für die Grünen der Bodenverbrauch massiv in der Kritik. Fieberbrunns Bürgermeister Walter Astner kontert empört.
Fieberbrunn | Mehr Bodenschutz und weniger Bodenversiegelung in Östereich ist ein grünes Schwerpunktthema, für das sich Vizekanzler Werner Kogler vergangene Woche in Tirol stark machte. Bei einer Visite der Tragstätt-Gründe ließ er sich über das geplante und in der Öffentlichkeit durchaus umstrittene Luxushotel-Projekt eines bulgarischen Investors informieren.
Grüne Kritik an Tirols Raumordnungspolitik
Bei diesem „Mega-Hotelprojekt“ komme alles zusammen, was in Tirol schiefläuft, so die Meinung von Hannes Fleckl, dem grünenVize-Bürgermeister von Fieberbrunn. „Eine unnötige weitere Bettenburg entsteht am Ortsrand, eine saftige Wiese wird verbaut und ein Naherholungsgebiet wird beeinträchtigt.“ Dazu entstehe viel mehr Durchzugsverkehr, weil das Hotelresort fern der touristischen Infrastruktur angesiedelt werde und ein „dubioser Investor“ komme noch oben drauf. „Dagegen werden wir weiter mobil machen“, sagt Fleckl, der wiederholt auf die Online-Petition „Stopp dem Luxushotel am Tragstätt-Areal in Fieberbrunn“ mit 707 Unterstützern verweist.
Einen Tag nach Koglers Fieberbrunn-Besuch meldete sich Bürgermeister Walter Astner (Liste Fieberbrunn) gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger zu Wort und stellte klar: „Spazierweg, Loipe und Feuchtgebiet sind Teil eines Naturkonzeptes und bleiben für Einheimische erhalten, eine Biologin wird eingebunden.“
Dass durch das Hotelprojekt eine saftige Wiese zerstört werde, weist Astner ebenfalls entschieden zurück: „Diese Fläche ist für eine Landwirtschaft nicht nur zu klein, sondern auch von minderer Qualität, das bestätigen Landwirte.“
„62 Prozent des Areals werden Außenanlage“
Und auch die Behauptung, dass das gesamte 3,8 Hektar große Tragstätt-Areal komplett verbaut werde, sei falsch, sagt Astner. Er begründet: „62 Prozent der Gesamtfläche werden Außenanlagen. Dort werden Bäume gepflanzt und Blumenwiesen angelegt.“
Das Argument des zu befürchtenden Verkehrschaos widerlegt der Bürgermeister mit einer ohnehin geplanten Straßenerweiterung. Nicht nur wegen des Hotels, sondern auch wegen des geplanten Wohngebietes „Lehen“. Der Investor wolle überdies einen Shuttleverkehr einrichten.
Kann das Projekt eigentlich noch scheitern? Wenn das vorliegende Gesamtfinanzierungskonzept – es wird derzeit von einem Wirtschaftsprüfer unter die Lupe genommen – positiv ausfalle, wohl kaum, bestätigen sowohl Astner als auch Fleckl. Das Ergebnis wird für März erwartet.
3,8 Millionen Euro liegen auf Treuhandkonto
Als Investitionsvolumen werden zwischen 70 und 80 Millionen Euro kolportiert, für die Gemeinderäte gibt es aber vorerst keinen Einblick in die Finanzierungsunterlagen der Banken mit Sitz in Deutschland und Bulgarien. Auch Astner gibt sich wortkarg, hält aber fest: Der Baubeginn müsse binnen zwölf Monate nach Vorliegen der rechtskräftigen Baugenehmigungen erfolgen. „Vor dem Baubeginn müssen die aktualisierten Gesamtfinanzierungsverträge neuerlich vorgelegt werden, weil sich bis zu diesem Zeitpunkt die Rahmenbedingungen, etwa die Baukosten, ändern können.“ Sobald alle Bedingungen erfüllt seien, habe die Gemeinde Zugriff auf den Verlaufserlös des Areals: 3,8 Millionen Euro liegen laut Astner auf einem Treuhandkonto.
16 Fußballfelder werden täglich verbaut
Zurück zur grünen Kritik an der Bodenversiegelung: Österreich sei in diesem Bereich ein Negativ-Weltmeister. Täglich würden im Schnitt 11 Hektar – ca. 16 Fußballfelder – wertvoller Boden verbaut. Um diesen negativen Trend zu bremsen, wollen die Grünen Böden durch eine österreichweit gültige Bodenschutzstrategie erhalten. Damit soll die Verbauung auf maximal 2,5 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2030 sinken. Die Verhandlungen seien in einem fortgeschrittenen Stadium seitens Länder und Gemeinden gestoppt worden, erklärte Kogler, der im Fall des Hotelprojektes Tragstätt konstatiert: „Nicht die Hotelkomplexe werden knapp. Der Boden wird knapp. Bodenschutz ist aber Hochwasserschutz, Artenschutz und letzlich auch Menschenschutz.“ Alexandra Fusser
Bild: Lokalaugenschein Tragstätt mit Tirols grünem Klubchef Gebi Mair, Vizekanzler Werner Kogler, dem Fieberbrunner Vize-Bürgermeister Hannes Fleckl und Grün-Bezirkssprecher Matthias Schroll (von links). Foto: Fusser