Man muss „gefunden werden“
Online-Shopping muss nicht immer gleich bedeutend sein mit den gängigsten Branchenriesen. Die Corona-Krise brachte nicht nur einen gewaltigen Regionalitäts-Schub mit sich, sondern schlicht und ergreifend auch eine gewisse Notwendigkeit für den heimischen Handel, ein eigenes digitales „Geschäft“ zu starten.
Bezirk | So weit, so gut, doch es braucht mehr als einen Webshop, um sich im Online-Business zu behaupten. „Man muss gefunden werden im Netz“, brachte es z.B. Wirtschaftskammer-Obmann Peter Seiwald vor Kurzem gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger auf den Punkt. Um diese Sichtbarkeit zu erzeugen, gab es schon reichlich regionale und überregionale Versuche, eigene Verkaufsplattformen zu bauen. Der Erfolg dieser Formate war enden wollend, und das aus einem einfachen Grund, wie der St. Johanner Webshop-Experte Klaus Rautenberg („Moving Primates“) deutlich macht: „Wenn der Shopinhaber nicht selbst die Plattform betreibt, wird es nicht funktionieren.“ Denn es braucht doch eigenes Engagement, um einen Webshop und sein darin enthaltenes Angebot regelmäßig zu pflegen und zu warten.
Die Kunden gelangen heutzutage ohnehin nicht über eine Mini-Kopie von Amazon und Co. auf die regionalen Angebote, sondern über Schlagworte in der Suchmaschine. Das war schon 2018 die große Erkenntnis einer Erhebung der Digital-Plattform Herzregion, wie einer der Initiatoren, Oliver Allmoslechner, unterstreicht: „76 Prozent der Befragten haben beim Produktkauf ihre Informations-Reise im Internet gestartet. Deshalb ist auch für lokale Onlineshops wichtig: mit den relevanten Keywords gefunden werden. Denn ein Onlineshop, der nicht gefunden wird, ist wie ein Sportwagen, der nur in der Garage steht.“
„Wo gibt es was?“ im regionalen Bereich
Sowohl Rautenberg als auch Allmoslechner sehen ein Bedürfnis der heimischen Kunden, sich regional zu orientieren. Bislang bleibt das leicht verfügbare Angebot jedoch hinter den Erwartungen zurück: „Eine der größten Hürden für den Kunden ist die, dass ich schnell das Produkt XY brauche und nicht weiß, wo ich es bekomme. Da ist die Verlockung sehr groß, dass ich auf Amazon gehe“, so Allmoslechner. Wenn jedoch schon ein Bewusstsein besteht, dass durchaus eine lokale Alternative greifbar ist, ist die Bereitschaft der Kunden auch da, sich das Gewünschte z.B. via „Click & Collect“ vom Händler des Vertrauens zu beschaffen.
Soziale Medien bieten sich in diesem Zusammenhang als Multiplikator an. Wie man darin erfolgreich netzwerkt, zeigt nicht nur das Projekt Digitallotse den St. Johanner Betrieben auf, es gab vor Kurzem zudem dazu eine Expertise der Kitzbüheler Digitalisierungsplattform „WeStriveup“: „Das Wichtigste ist: Sie brauchen überall gute Inhalte. Wenn Sie einen Kunden in Ihren Webshop bringen und die Daten bzw. Produktbeschreibungen sprechen ihn nicht an, kauft er nicht. Es geht um einen guten Dreiklang: die Website als Herzstück, ein gut geführter Shop und passendes Social Media darum herum.“
Die Coronapandemie wirkte wie ein regelrechter „Turbo“ für den Online-Handel. Dementsprechend gibt es auch immer mehr praktische Lösungen, die auch für Klein- und Mittelbetriebe leicht handhabbar sind. Oliver Allmoslechner dazu: „Einen Onlineshop aufzusetzen ist heute keine Kunst mehr und mit wenig Kapitaleinsatz möglich“. Allmoslechner verweist z.B. auf den Anbieter „Shopify“. Diesbezüglicher Ansprechpartner ist u.a. Klaus Rautenberg. Auch er weiß aus seiner Praxis in Sachen Entwicklung von Onlinestores: „Die Unternehmer wollen einfach nur einen Shop, der muss laufen und sie wollen sich nicht groß darum kümmern müssen.“ Elisabeth Galehr
Bild: Es tut sich was im regionalen Onlinehandel. Symbolfoto: Grabowska/Pexels