Mehrheit lehnte Wohnungskauf ab
Hitzige Debatten standen vergangene Woche im Mittelpunkt einer außertourlichen Sitzung rund um das Vorkaufsrecht für eine jahrzehntealte Wohnung.
Kitzbühel | 68,5 Quadratmeter groß, 50 Jahre alt, in zentraler Lage gelegen – vergangene Woche stand diese Wohnung im Mitelpunkt einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung in Kitzbühel. Notwendig war diese geworden, weil die Stadt Kitzbühel die Möglichkeit des Vorkaufsrechts innerhalb von 30 Tagen in Anspruch hätte nehmen müssen.
Allerdings sprach sich der Gemeinderat rasch mehrheitlich gegen den Ankauf aus. „Dieser Ankauf ist wirtschaftlich nicht sinnvoll und sozial sicher nicht treffsicher“, erklärt Bürgermeister Klaus Winkler. Demnach läge der Preis für die Wohnung bei 280.000Euro. Allerdings auch nur deshalb weil die Grundpreise in diesem Bereich sehr hoch seien. Die Wohnung selbst sei knapp 56.000 Euro wert. Das wurde auch durch einen Gutachter bestätigt.
Da das Gebäude selbst in einem schlechten Zustand ist, würde der Verkaufspreis inklusive Nebenkosten und Sanierung bei über 400.000 Euro liegen. „Wir können wichtige Mittel besser einsetzen als für so einen Ankauf“, argumentiert Winkler. In den nächsten Jahren würden 70 Wohnungen gebaut. Hier wäre das Geld besser aufgehoben.
Im Gemeinderat stimmten mit den Unabhängigen Kitzbühelern und der SPÖ sieben Mandatare für das Ziehen des Vorkaufrechts, die ÖVP und FPÖ mit elf Stimmen dagegen.
Von einer schwierigen Entscheidung spricht die SPÖ, StR. Andreas Fuchs-Martschitz (UK) wird da noch sehr viel deutlicher. Er ist der Meinung, dass „die Wohnung nach einer öffentlichen Ausschreibung an einen Einheimischen verkauft werden kann.“ Und hat seine eigene Rechnung aufgestellt: „Die Wohnung hätte 280.000 Euro gekostet, der Quatratmeterpreis wäre damit bei 3880 Euro“, so Fuchs-Martschitz. Für die Wohnung mit 69 Quadratmetern wären dann 292.600 Euro zu zahlen gewesen, so der Lokalpolitiker. Da das Gebäude 49 Jahre alt ist, wäre eine Summe von rund 60.000 Euro für die Sanierung aufzuwenden gewesen, hatte Fuchs-Martschitz berechnet. Für die Gemeinde wäre keinerlei finanzielle Belastung oder Risiko entstanden, ist er überzeugt. Es gäbe auch bereits einen Interessenten. Die UK werde jetzt jedenfalls genau verfolgen, was mit dieser Wohnung passiere. Die Entscheidung des Gemeinderates sei eine zugunsten von Immobilienspekulanten, so Fuchs-Martschitz. Hier seien völlig fadenscheinige Argumente im Spiel gewesen. Bgm. Klaus Winkler betont jedoch, „dass es eine rein sachliche Entscheidung gewesen ist.“ mak
Bild: Im Kitzbüheler Rathaus hängt einmal mehr der Haussegen schief: Der Ankauf einer Wohnung am Lindnerfeld sorgte für intensive Debatten im Sitzungssaal. Foto: Klausner