Mit Grausamkeit und Schönheit
Die aufstrebende Künstlerin Iryna Iskra stellt derzeit ihr umfassendes und berührendes Werk in der St. Johanner Homebase zur Schau.
St. Johann | Ihre Geschichte macht sprachlos – die junge Ukrainerin hat in der Kunst ihre Kommunikationsmöglichkeit gefunden. 1987 in der Region Odessa geboren, studierte Iryna Iskra an der dortigen Kunsthochschule. Anfangs beschäftigte sie sich mit Modedesign, doch das Genaue in der Schneiderei liege ihr nicht, erzählt Iryna schmunzelnd. Da verrechne man sich um einen Zentimeter und schon passt das Kleidungsstück nicht mehr. Daher wandte sie sich Blumen zu und arbeitet in Kiew als Floristin. Sie wollte sich mit den schönen Dingen beschäftigen. Doch irgendwann fand sie die Möglichkeiten, sich durch Blumen auszudrücken beschränkt. Die Malerei eröffnete ihr diesbezüglich eine neue Welt.
Möchte mit ihren Bildern das Schöne zeigen
Mit ihren Bildern wolle sie zeigen und aufmerksam machen, wie wunderschön die Welt sei. 2022 nahm sie an einer Gemeinschaftsausstellung im Kiewer Künstlerhaus teil. Doch dannkam der Krieg. Um 5 Uhr Früh, erzählt sie traurig. Nur mit ihrem Necessaire und Dokumenten in der Tasche machte sie sich mit ihrem Sohn auf die Flucht. Der hatte in seinem Rucksack nur Kuscheltiere und einen Socken, den zweiten fand er in der Eile nicht. Über die Zwischenstation Rumänien kamen die beiden schließlich nach Tirol, wo sie in St. Johann eine neue Bleibe fanden. Schön sei es hier, sie sei so dankbar hier in Sicherheit sein zu dürfen. Iryna sehnt sich aber nach ihrer Heimat. Dieser Zwiespalt, die vielen Facetten eines Lebens, der Schönheit, der Grausamkeit finden sich in Irynas Kunst.
Ihr ursprüngliches Ziel, die Schönheit der Welt zu zeigen, sei ihr nicht gänzlich verloren gegangen, doch der Krieg habe tiefe Spuren in ihr hinterlassen. Der Kontrast von Horror und Schönheit ist nun zentrale Botschaft ihrer Werke. So malt sie traumhafte Blumenbilder, in deren Farbpalette man versinken möchte, niedliche Eisbären oder die pittoreske Kitzbüheler Bergwelt. Aber auch schockierende und Gänsehaut verursachende Berichte aus ihrer ukrainischen Heimat, Gräberfelder, Bomben und verwundete Soldaten.
Beeindruckenderweise gelingt es der jungen Künstlerin, immer einen Hoffnungsschimmer in ihren Botschaften zu behalten. Denn es ist nie alles nur schlecht. So habe sie hier in St. Johann ihre große Liebe gefunden, verrät Iryna.
Wundpflaster in Kollagen verarbeitet
In ihrem neuesten Projekt „Ökologie des Bewusstseins“, das vom „Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists“ des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport gefördert wird, fügt Iryna ihrer Kunst noch weitere Facetten aus ihrem Interessensgebiet der Psychologie hinzu. Neu sind auch die Materialien wie Rechnungsbelege oder Wundpflaster, die in Kollagen verarbeitet und bearbeitet werden. Für diese spannenden und vielschichtigen Arbeiten ist die inspirierende Künstlerin noch auf der Suche nach einer Galerie.
Die Ausstellung ist noch bis März 2024 in der Homebase zu sehen. Jeden Mittwoch von 18.30 bis 21 Uhr gibt es zudem die tolle Möglichkeit, sich mit der Künstlerin bei einem Gläschen Wein über ihre Bilder zu unterhalten und damit in die vielschichtige Welt ihrer Kunst einzutauchen. es
Bild: Die ukrainische Künstlerin Iryna Iskra in der St. Johanner Homebase. Foto: Elisabeth Standl