Mit Mut und Ehrgeiz an die Spitze
Volles Risiko und keine Fehler – nur dann können Downhill-Biker ganz vorne mitmischen. Bei Emma Bindhammer geht dieser Plan meistens auf.
St. Johann | Im August feierte Emma Bindhammer ihren größten Erfolg. Bei der Junioren EM der Downhiller in Chambery eroberte die Bikerin der Radunion St. Johann sensationell den dritten Platz. Vor einem Jahr hätte die 17-Jährige davon noch nicht zu träumen gewagt, schließlich hat sie erst 2023 den Downhill-Sport für sich entdeckt. Seither geht es mit der Karriere der jungen Kirchbichlerin, die derzeit eine Lehre als Sportartikelverkäuferin absolviert und die Berufsschule Kitzbühel besucht, steil bergauf.
„Schon als Kind hat mich mein Papa zum Radfahren mitgenommen. Später bin ich einer Radgruppe beigetreten und habe erste Rennerfahrung gesammelt“, erinnert sich Emma und erzählt weiter: „Als ich das erste Mal bei einem Enduro-Bewerb am Start war, hat sich gezeigt, dass mir vor allem die Bergab-Passagen gut liegen. Nachdem ich dann auch einen richtigen Downhill gefahren bin, habe ich gewusst: das ist es, was ich machen möchte.“
Seither tritt Emma ab und zu noch zu Trainingszwecken den Berg hinauf, aber ihre große Leidenschaft gehört der Abfahrt. 2023 stand sie bereits bei einigen Downhill-Bewerben in Österreich am Start, heuer ging ihr Stern auch international auf. „Das ist so schnell gegangen, plötzlich wurde alles professioneller und größer“, meint sie. Eigentlich war das Ziel für heuer „nur“ beim Rookies Cup vorne mitzumischen und sich langsam an den Sport heranzutasten. Der Plan ging mehr als auf: Am Wochenende sicherte sich Emma mit Rang fünf den Gesamtsieg im Rookies Cup. Und inzwischen ist sie nicht nur EM-Bronzemedaillengewinnerin, sondern auf dem besten Weg, ins Österreichische Nationalteam aufgenommen zu werden.
Schon bald im Downhill-Weltcup am Start
„Emma ist eine fleißige Arbeiterin, was ihre stetige Weiterentwicklung beweist. Ihre Stärken liegen in der Athletik, bei großen Sprüngen und in High Speed Abschnitten ist sie voll dabei“ bringt Coach Kurt Exenberger das Potential der jungen Sportlerin auf den Punkt. „Ich freue mich schon auf ihre weiteren Fortschritte, es geht Richtung Weltcup“, wagt der erfahrene Trainer, der schon Lisi Osl an die Weltspitze führte, einen kleinen Ausblick.
Emma Bindhammer selbst sieht ihre große Stärke vor allem in ihrem Ehrgeiz. „Ich probiere alles so lange, bis es klappt. Außerdem mache ich auch abseits der Trails viel für meine Performance.“ Dafür muss die Kirchbichlerin früh aufstehen, denn neben dem Schulweg nach Kitzbühel und der Arbeit während der Wintersaison bleibt nur ganz in der Früh Zeit für Training. Bereits am Donnerstag oder Freitag ist Anreise zu den Rennen.
Die 17-Jährige arbeitet aber auch an ihren Schwächen: „Downhillen ist vor allem Kopfsache. Man muss auf den Punkt genau bereit sein, sonst kann drei Minuten später alles vorbei sein. Vor einem Rennen bin ich immer so nervös, dass ich oft gar nicht mehr ansprechbar bin. Ich mache mir selber viel Druck. Das ist schon besser geworden, aber daran muss ich sicher noch arbeiten“, erzählt sie.
Auch im Hinblick auf nächste Saison, wenn die ersten Weltcup-Rennen auf dem Programm stehen – zwar noch in der Juniorenwertung, aber auf denselben Strecken wie die besten Biker der Welt.
Stürze und kleinere Blessuren gehören dazu
„Zur Elite ist schon noch ein großer Unterschied, aber auch die Nachwuchsfahrer werden immer besser. Die Strecken sind inzwischen extrem schwierig und jede Fahrt ist anders – je nachdem wie viele Starterinnen vorher gefahren sind oder wie das Wetter ist“, erklärt Emma.
Der ein oder andere Sturz lässt sich dabei nicht vermeiden. „Das gehört dazu, aber dank Protektoren sind wir schon gut geschützt. Meine Beine sind aber irgendwie immer ein bisschen demoliert“, schmunzelt die 17-Jährige, die vielleicht bald neben ihrem großen Vorbild, Weltcup-Gesamtsiegerin Valentina Höll, um Punkte kämpfen wird. sh
Bild: Emma Bindhammer verlässt sich nicht auf ihr Talent, sondern arbeitet hart am Erfolg. Die 17-Jährige gibt bei jedem Rennen hundert Prozent. Fotos: Privat