„Mit dir red ich nit, du bist a Frau“
Die Studie des Momentum Instituts thematisierte kürzlich frauenfeindlichen Hass gegenüber Politikerinnen. Wir haben Lokalpolitikerinnen nach ihren Erfahrungen gefragt.
Bezirk | „Von Hure bis hysterisch – wie weibliche Nationalratsabgeordnete in Österreich beschimpft werden“ lautet der provokante Titel der Studie des Momentum Instituts. Autorin Ingrid Brodnig zeigte auf, dass 73 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden weiblichen Abgeordneten mit frauenfeindlichem, sexualisiertem Hass konfrontiert waren/sind. Rund ein Drittel der teilnehmenden Politikerinnen schaltet aufgrund von Hassnachrichten und Beschimpfungen die Polizei ein.
Zieht sich frauenfeindlicher Hass durch alle Politik-Ebenen? Wir haben sieben Lokalpolitikerinnen aus dem Bezirk dazu befragt. Vier davon haben uns ihre Erfahrungen geschildert.
Auf Facebook blockiert
Die SPÖ Landtagsabgeordnete Claudia Hagsteiner sagt, sie blieb von wüsten Beschimpfungen bislang verschont. „Auf Facebook habe ich aber schon die ein oder andere sexistische Nachricht erhalten. Ich blockiere diese Menschen dann sofort, weil es nichts bringt mit denen zu diskutieren“, so Hagsteiner. Falls sie gröberen Anfeindungen ausgesetzt wäre, würde sie nicht zögern und die Polizei einschalten:„Ich finde es z.B. sehr gut, dass die Grüne-Abgeordnete Sigrid Maurer die an sie gerichteten Hassnachrichten öffentlich gemacht und auch ein Gerichtsverfahren nicht gescheut hat. So etwas darf in unserer Gesellschaft einfach nicht akzeptiert werden, Frauen dürfen sich das nicht gefallen lassen.“
„Männer genießen mehr Respekt“
Die St. Ulricher Bürgermeisterin Brigitte Lackner (VP) schildert, dass ein Mann nicht mit ihr sprechen wollte: „De Burgermoasterin is a Frau, mit der red‘ i nit“. Lackner kennt frauenfeindliche, sexualisierte Anfeindungen verbal und in Briefen. Die Polizei hat sie deswegen aber noch nie eingeschaltet. Ob ihre männlichen Bürgermeister-Kollegen auch solche Anfeindungen kennen? „Ich glaube eher nicht, Männer genießen mehr Respekt. Vielleicht reagieren die Männer autoritärer?“, sagt Lackner.
„Zugezogen“ und auch noch im Gemeinderat
Eine „Zugezogene“ und politisch engangiert – die Oberndorfer Gemeinderätin Sabine Trabi (Bürgermeisterliste) erzählt, dass sie am Anfang schon zu kämpfen hatte: „Zu Beginn vor gut 18 Jahren war es für einige Oberndorfer ein no go, dass eine Frau, die nicht aus Oberndorf und noch nicht mal aus Tirol ist und keinen eigenen Besitz, sondern nur eine Mietwohnung hat, in den.Gemeinderat kommt“, erzählt sie. Sie sei aber „gut durchgekommen“.
Die parteifreie St. Johanner Gemeinderätin Claudie Pali erzählt ebenfalls von ihren Anfänge in der Politik, wo sie bei einer öffentlichen Veranstaltung als „dummes blondes Schaferl“ bezeichnet wurde – aber nicht etwa von einem Mann, sondern einer anderen weiblichen Politikerin. „Daran werde ich mich vermutlich ewig erinnern. Auch, dass ich zu blöd zum Kinder kriegen bin, war in den letzten fünf Jahren mit dabei – wiederum übrigens von einer Frau geäußert“, erzählt Pali.
Ohren auf Durchzug gestellt
Dass man, vor allem als aktive und einsatzfreudige Politikerin, als hysterisch, selbstbeweihräuchernd, naiv und dumm hingestellt wird, höre sie mittlerweile schon gar nicht mehr: „Es war allerdings ein harter, mit vielen Tränen bereicherter Weg bis ich es geschafft habe, die Ohren auf Durchzug zu stellen.“
Pali ist überzeugt, dass männliche Politiker auch Anfeindungen ausgesetzt sind, aber auf eine andere Art und Weise als Frauen. „Frauen versucht man da anzugreifen, wo sie am Verletzlichsten sind – auf der emotionalen Ebene. Männer hingegen sind eher in Sachen Erfolg, Stolz und Ehre angreifbar und deshalb meiner Meinung nach nicht so leicht verletzbar wie wir Frauen“, sagt sie.
Appell für mehr Frauen in der Politik
Die Studie „Von Hure bis hysterisch“ des Momentum Instituts stellte übrigens fest, dass jede vierte Abgeordnete manche Äußerungen nicht tätigt, da sie befürchtet entsprechende Reaktionen zu ernten. „Das ist fatal, denn die Politik braucht die Stimme der Frauen mehr denn je. Ich kann nur jede Frau dazu ermutigen in die Politik zu gehen“, sagt dazu LAbgde. Claudia Hagsteiner. Ein dickes Fell in der Politik brauchen wohl Frauen als auch Männer.Johanna Monitzer