Mit gehäkelten Netzen zum Neustart
Der Kitzbüheler Tennisverein feiert heuer gleich zwei Jubiläen: Vor 125 Jahren begann die Geschichte des Tennissports in Kitzbühel, und das Turnier findet bereits zum 80. Mal statt.
Kitzbühel | Skifahren und Tennis – Kitzbühel hat sich in beiden Sportarten einen Namen gemacht. Sowohl das Hahnenkammrennen als auch das Generali Open sind Weltspitze. Die historische Bedeutung Kitzbühels im Skisport ist weitgehend bekannt. Weniger geläufig ist jedoch die tiefe Verwurzelung des Tennissports in der Stadt. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden in Kitzbühel die ersten Tennisplätze. Um 1900 wurde beispielsweise am Rennfeld Tennis gespielt. Im Winter diente das Areal den Trabern für Pferderennen, während es im Sommer an Tennisspieler verpachtet wurde.
Etwa um 1920 wurde im Park des Hotels Schloss Kaps ein weiterer Tennisplatz errichtet. Der Sandplatz dort avancierte schnell zum Zentrum des Tennissports in der Region. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Tennisplätzen wurden bald die ersten Courts bei der Kapser Brücke gebaut, wo auch heute noch der Kitzbüheler Tennis Club beheimatet ist. Sogar am Hahnenkamm wurde in den 1930er Jahren Tennis gespielt – der dafür benötigte Sand stammte aus dem Straßenbau und wurde mühsam von der Stadt auf den Berg transportiert. Weitere Tennisplätze folgten beim Hotel Reischhof, beim Weißen Rössl und beim Grand Hotel.
Die Wiedergeburt nach dem Krieg
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Tennissektion dem Eishockey Club unterstellt. Auf der Sportanlage unterhalb des Schloss Kaps spielte man im Winter Eishockey und im Sommer Tennis. Diese Doppelbelegung führte zu Konflikten, besonders in den Übergangsmonaten, und endete schließlich in einem großen Krach.
Mitte der 1950er Jahre trennten sich schließlich die Eishockey- und Tennisspieler. Zu den Gründungsmitgliedern des neune Kitzbüheler Tennis Clubs zählten Hans Zwerger, Hubert und Josef Bodner, Herbert von Haslmayr, Hans Hölzl und Hellmuth Dieter Küchenmeister. Als 1965 das Kunsteisstadion am Lebenberg eröffnet wurde und 1971 die Fußballer, die bis dahin ebenfalls am Kapser Platz spielten, in die Langau übersiedelten, wurde auf der frei gewordenen Fläche die Tennishalle errichtet.
Erstes Turnier wenige Monate nach Kriegsende
Der gebürtige Innsbrucker Walter Föger gilt als Vater des Kitzbüheler Tennisturniers. Er kam 1924 in die Gamsstadt, wo sein Vater die Eislauf- und Tennisplätze betreute. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Föger zurück. Die Tennisplätze unterhalb des Schloss Kaps hatten sich während der Jahre in eine rote Sandwüste verwandelt, die von Stauden überwuchert war. Die Suche nach Mitspielern gestaltete sich während der Besatzungszeit als schwierig, und Föger kam die Idee, ein Tennisturnier zu organisieren.
Er machte die Plätze wieder bespielbar, seine Eltern häkelten Netze, und seine Schwester organisierte in Salzburg Tennisbälle. Nur vier Monate nach Kriegsende wurde in Kitzbühel schließlich das erste Turnier gespielt. Insgesamt kämpften 32 Teilnehmer um den Sieg, darunter die besten Franzosen, US-Amerikaner und Österreicher. Der Alpenländerpokal war geboren.
1970: Der Aufstieg in die „Königsklasse“
Fortan trafen sich die Tennisasse jedes Jahr in Kitzbühel. 1970 wurde der Alpenländerpokal in ein offenes Turnier mit einem Preisgeld von 25.000 Dollar umgewandelt. Mit Head fand man den ersten Hauptsponsor. Durch den Aufstieg des Turniers in die „Königsklasse“ wurden zahlreiche Modernisierungen notwendig. Es wurde ein Clubhaus und ein Center Court mit Holztribüne für 3.500 Zuschauer errichtet, die Anlage von sechs auf neun Plätze erweitert. Dafür steuerten nicht nur die Mitglieder Geld bei, auch viele Unternehmen stellten ehrenamtlich ihr Knowhow zur Verfügung.
Tennis erlebte einen regelrechten Boom, das Publikumsinteresse stieg enorm, das Turnier wurde immer professioneller, und der Center Court musste laufend erweitert werden. Mitte der 80er Jahre hatte sich Tennis als Ganzjahressport etabliert. Fast jedes Jahr gab es eine neue Baustelle. Auf Initiative von Olympiasieger Ernst Hinterseer entstand eine moderne Tennishalle mit drei Plätzen. 1991 wurde das neue „Casino Stadion“ mit Platz für 7.000 Zuschauer eröffnet. Drei Jahre später löste Generali Head als Hauptsponsor ab.
Zweimal als weltbestes Turnier ausgezeichnet
1999 kamen der Center Court II und der Grand Stand dazu, auch ein neues Clubhaus wurde errichtet. Das Turnier erhielt einen festen Platz in der Championship Series und wurde sowohl 1999 als auch 2002 als weltbestes Freiluftturnier ausgezeichnet.
Der Bau des Kitzbüheler Sportparks läutete 2004 die letzte große Bautätigkeit ein. Es wurden insgesamt sieben neue Tennisplätze errichtet und die Tennishalle renoviert.
Heute blickt Kitzbühel stolz auf 125 Jahre Tennisgeschichte zurück und feiert gleichzeitig das 80. Generali Open – ein doppeltes Jubiläum, das die tiefe Verwurzelung des Tennissports in der Gamsstadt eindrucksvoll unterstreicht. Sabine Huber
Mehr über das Turnier, den Neustart 2010 und die aktuellen Entwicklungen lesen Sie HIER.
Bild: Der Alpenländerpokal 1956 lockte bereits zahlreiche Tennisfans nach Kitzbühel. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Turnier ständig weiter und die Holztribüne wurde bald zu klein. Fotos: KTC-Archiv/Sturm, Russegger