Mit viel Herzblut und Motivation zum Erfolg
Fast unbemerkt von der öffentlichen Wahrnehmung ziehen in der St. Johanner Badewelt die Schwimmer des WSV St. Johann ihre Bahnen – und das mit bemerkenswerter Hingabe und großem Erfolg.
St. Johann | Derzeit zählt der WSV St. Johann 70 aktive Schwimmer, 25 davon sind mit einer Wettkampflizenz ausgestattet. Der Jüngste ist fünf Jahre alt, die Älteste 73. Obmann und Trainer der Leistungsgruppe ist der 25-jährige St. Johanner Salvatore Mercuri.
Während die Kleinen zweimal pro Woche zum Training ins Schwimmbad kommen, stehen bei der Leistungsgruppe zwischen vier und fünf Einheiten pro Woche am Programm. Nicht nur für die Sportler, sondern auch für den Trainer ein gewaltiges Pensum. „Ich arbeite bis 17 Uhr, danach stehe ich bis 20 Uhr am Beckenrand – jeden Tag außer Mittwoch, da haben wir trainingsfrei. Jeden zweiten Samstag muss ich arbeiten, wenn nicht, ist Schwimmtraining. Heuer komme ich insgesamt auf fünf freie Samstage im ganzen Jahr“, beschreibt Salvatore.
Obmann und Trainer aus Überzeugung
Der gebürtige St. Johanner hat seine Liebe zum Schwimmsport im Alter von fünf Jahren entdeckt und feierte österreichweit Erfolge. Vor sechs Jahren stieg er nach einer kurzen Pause wieder ins Training ein. Als sich kein Obmann fand, erklärte er sich bereit, die Funktion zu übernehmen. Als dann auch kein Trainer mehr gefunden wurde, übernahm er auch diesen Job. „Schwimmen ist mein Leben. Ich habe meine Freundin durch den Sport kennengelernt und ich möchte, dass auch meine Tochter – sie ist jetzt fünf Jahre alt – auch noch einen Verein hat, bei dem sie schwimmen, trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen kann“, erklärt „Salva“ seine Motivation.
Nur mit harter Arbeit zum Erfolg
Die Schwimmer wissen, was sie an ihrem Coach haben. Ohne ihn gäbe es den Verein und das Training wahrscheinlich nicht. Und obwohl sie „nur“ fünf Trainingseinheiten pro Woche absolvieren – andere Schwimmer auf demselben Leistungsniveau trainieren bis zu zehnmal – können die St. Johanner mit den besten Athleten Österreichs mithalten. Mit Sissi (Jahrgang 2009) und Marlies (2011) Brenner haben es sogar zwei Mädels in den Tirol-Kader geschafft. „Das macht uns stolz, denn sonst kommen die Kader-Schwimmer fast nur aus den Großvereinen in Innsbruck. Die Zeitlimits, die dafür erbracht werden müssen, sind wirklich hart und verlangen enorme Vielseitigkeit. Denn es wird die Leistung in allen vier Schwimmdisziplinen bewertet“, weiß Trainer Salvatore.
Sport ist eine gute Schule fürs Leben
Die beiden Mädels zählen aber auch österreichweit zu den Besten. In den letzten Jahren konnten sie sich gemeinsam mit ihrer großen Schwester Heidi und Leonie Fuchs immer für die Österreichischen Meisterschaften qualifizieren und Sissi holte bereits siebenmal Bronze. Außerdem konnten sie vergangene Saison einige der viele Jahre bestehenden Vereinsrekorde knacken.
Nicht nur der Trainer, auch die Mädels müssen für diese Erfolge hart arbeiten. „Sie gehen von der Schule direkt zum Training und kommen erst abends heim. Dann heißt es noch Hausaufgaben machen. Vor Schularbeiten wird auch schon mal bis Mitternacht gelernt“, verrät Mama Desiree Brenner. Dennoch unterstützt sie ihre drei Mädels so gut es geht. „Der (Schwimm)-Sport ist eine gute Schule fürs Leben. Die Kinder lernen, mit Niederlagen umzugehen und an Zielen zu arbeiten. Es braucht viel Disziplin, um alles unter einen Hut zu bringen. Aber sie haben auch eine super Gemeinschaft und jeder hilft jedem, quer durch alle Altersschichten“, erzählt sie.
Winzige Details machen den Unterschied
Der Schwimmsport insgesamt habe sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Das Leistungsniveau gerade im Kinder- und Jugendbereich sei besonders hoch.
Bei Wettkämpfen entscheiden Hundertstelsekunden über Sieg oder Niederlage. Schon winzigste Details können den Unterschied ausmachen, betont Salvatore. „Das fängt damit an, wie du mit dem Finger ins Wasser tauchst und endet damit, wie dein Verhältnis zwischen Druck- und Zugphase ist.“
Als wären all diese Details nicht schon Arbeit genug, kommt noch hinzu, dass fast alle Schwimmer in mehreren Disziplinen antreten. „Kraul, Brust, Rücken und Delphin erfordern komplett unterschiedliche Techniken. Und dann gibt es ja auch noch Kurz- und Lang-Distanzen, auch dafür braucht es unterschiedliche Techniken. Im Grunde genommen ist jeder Athlet einzigartig und braucht eine individuelle Betreuung. Das macht es für den Trainer so schwierig“, bringt es der Schwimm-Coach auf den Punkt.
Schmaler Grat zwischen Sieg und Niederlage
Beim Wettkampf entscheidet schlussendlich auch die Tagesform. Mentale Stärke wird umso wichtiger, je enger es hergeht. Und jeder noch so kleine Fehler wird hart bestraft. Zeitnehmer, Wendenrichter, Schiedsrichter, Startrichter und einige mehr haben jeden Schwimmer genauestens im Blick und eine „falsche Wende“ oder ein unsymmetrischer Beinschlag haben schon öfter sicher geglaubtes Gold dahinschmelzen lassen.
Die Vorbereitung auf die bevorstehende Saison ist schon wieder voll im Gange. Der Schwimmsport befindet sich erstmals seit Langem wieder etwas im Aufwind. Vielleicht kommt damit auch die Anerkennung zurück, die sich die Schwimmer für ihren Einsatz und ihr Engagement verdient hätten. Sabine Huber
Bild: Marlies Brenner und ihre Kolleginnen vom WSV St. Johann zählen zu den besten Schwimmerinnen Tirols. Sie trainieren fast täglich, um die strengen Zeitlimits in allen vier Disziplinen zu schaffen. Foto: Privat