Kitzbüheler Anzeiger
04.02.2023
News  
 

Nach Betrugsanruf sitzt Schock tief

Diesen Anruf wird die St. Johannerin  Monica Joast ihr Leben lang nicht vergessen: Dreiste Betrüger riefen am Festnetz an und gaukelten den Unfall ihres Sohnes vor. Auch Tage später ist die alte Dame noch geschockt. Die Polizei bittet um Vorsicht.

St. Johann | Derzeit erhalten immer mehr Menschen auch im Bezirk Anrufe von Kriminellen, die sich als Polizisten ausgeben – zum klassischen Polizistentrick kommt jetzt eine neue Betrugsmasche hinzu. Ein potentielles Opfer war die St. Johannerin Monica Joast.
Als die alte Dame an einem Abend am Festnetz abhob, erlebte sie einen der schlimmsten Momente überhaupt: Es spreche die Polizei und ob sie mit Frau Joast verbunden sei.  Man nannte ihr Geburtsdatum. Ein schlimmer Unfall, in den ihre Tochter verwickelt sei, sei passiert, erklärte man ihr. Hier wurde Joast schon das erste Mal stutzig, da die Tochter in den USA lebt.

Dann war plötzlich die Rede vom Sohn. „Trotzdem war es dermaßen realistisch“, schildert die studierte Historikerin die furchtbaren Minuten, „es waren Geräusche zu hören, die auf einen Unfall hinweisen.“ So hätten Sirenen geheult und Menschen im Hintergrund geschrien. Der St. Johannerin wurde das perfekte Unfallszenario vorgespielt. Als sie sich Tage später an diese furchtbaren Minuten erinnert, ist sie nach wie vor schockiert. Glück im Unglück: Als die Anrufer gerade zu den Details kommen wollten, kam Sohn Arno zur Tür herein, sah seine entsetzte Mutter und riss ihr den Hörer aus der Hand. Als er dann selbst ins Telefon hineinschrie, wurde aufgelegt. Mutter und Sohn informierten sofort die Polizei – chancenlos, der Anruf konnte nicht rückverfolgt werden. Besonders schockierend war für Joast die so realistische Vorgangsweise dieser Betrüger. „Da kann man ein noch so nüchterner Mensch sein, das glaubt man in dem Moment“, erzählt sie. Eine schlaflose Nacht war die Folge dieses grausigen Anrufes.

68-jähriger Mann büßte vierstelligen Betrag ein
Immer wieder werden auch vor allem alte Menschen im Bezirk mit solchen Anrufen gequält, in der Hoffnung Geld zu erbeuten. Gelungen ist das bei einem 68-jährigen Deutschen, der in Oberndorf lebt. Ein Unbekannter hatte mit ihm via Kurznachrichtendienste Kontakt aufgenommen und sich als Sohn ausgegeben, der eine neue Telefonnummer habe. Der vermeintliche Sohn ersuchte den alten Herren um dringende Geldüberweisungen zweier Rechnungen auf ein deutsches bzw. litauisches Konto. Ein hoher vierstelliger Betrag wechselte den Besitzer. Nachdem der Betrüger eine weitere Überweisung forderte, wurde der Mann stutzig und erstattete Anzeige.

Immer wieder kommt es auch im Bezirk derzeit zu solchen betrügerischen Anrufen. Die Betrüger arbeiten mit realistischen Szenarien, bestätigt auch Bezirkspolizeikommandant Martin Reisenzein. „Wenn wirklich etwas Schlimmes passiert, kommt bei uns im Ernstfall die Polizei ins Haus“, klärt der Polizist auf. Auch würden echte Beamte niemals Kautionen verlangen. Und sollte einem Angehörigen im Ausland etwas passieren, geht der Weg ebenfalls immer über die inländische Polizei. Ältere Menschen seien in einer solchen Situation oft überfordert. „Und damit rechnen die Täter natürlich. Daher sollte sofort aufgelegt werden“, erklärt Reisenzein: Gerade in den letzten Wochen warne daher die Polizei vermehrt vor betrügerischen Anrufen. Es sei leider relativ leicht möglich, eine Telefonnummer zu manipulieren, die beim Angerufenen eine falsche Nummer anzeigt. „Bei 133-Nummern ist in jedem Fall Vorsicht geboten“, warnt der Polizeichef. Margret Klausner

Bild: Der Sohn bzw. die Tochter sei in einen Unfall verwickelt, gaukeln die Anrufer den Betroffenen vor – es sei eine Kaution notwendig. Mit Anrufen wie diesen sorgen Betrüger vor allem bei alten Menschen für Angst. Symbolbild: Pixabay

Prävention
➤ Von Anrufern nicht unter Druck setzen lassen: Es sei gerade ungünstig, Rückruf anbieten.
➤ Sofort das Telefonat beenden
➤ Die Polizei übernimmt und verwahrt kein Geld oder Wertgegenstände.
➤ Sollte der Anrufende Geld oder Kontoguthaben ansprechen: sofort auflegen.
➤ Die Polizei bittet keinesfalls um Überweisungen.
➤ Sofort den vermeintlich verunfallten bzw. verhafteten Angehörigen kontaktieren.
➤ Bei Anruf einer Servicehotline keinesfalls Tastenkombinationen in das Telefon eingeben, sondern sofort auflegen.
➤ Niemals Fernwartung auf dem Computer zulassen.
➤ Der Anrufer soll Namen und Telefonnummer angeben.
➤ Im Schadensfalls sollte sich die Opfer in jedem Fall an die nächste Polizeidienststelle wenden.

 
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