Neue Operationsmethode am BKH St. Johann i.T.
Hoffnung für Patienten mit Knorpelschäden im Kniegelenk verspricht eine neue, hochmoderne OP-Methode, die jetzt im Bezirkskrankenhaus (BKH) St. Johann i.T. angeboten wird. Mittels Knorpelzelltransplantation können auch größere Schäden erfolgreich behandelt werden.
Spitzenmedizin in Tirol: Arthroskopische Knorpelzelltransplantation behebt Knieschäden
Knorpelschäden gehören zu den problematischsten Begleiterscheinungen von Sportverletzungen und anderen Unfällen. Gelenksknorpel hat nämlich kaum Regenerationsfähigkeiten – ist der Knorpel einmal weg, gibt es keinen Weg zurück. Gelenksknorpel wächst einfach nicht nach. Seit vielen Jahren wird an Methoden geforscht, Knorpeldefekte zu heilen und nicht nur Symptome zu lindern.
Arthroskopische Knorpelzelltransplantation derzeit nur am BKH St. Johann
Ein Durchbruch gelang mit der Entwicklung der autologen (körpereigenen) Knorpelzelltransplantation (ACT), die einige internationale Spezialkliniken und Kniezentren seit über zehn Jahren mit großem Erfolg durchführen – und die nun am BKH St. Johann als derzeit einziges Zentrum in Tirol als minimalinvasive arthroskopische OP angewendet wird.
Kein Zufall, dass diese innovative Methode in St. Johann zum Premiereneinsatz kommt – hat doch die orthopädisch-traumatologische Abteilung am BKH einen hervorragenden Ruf und ist mit 86 stationären Betten, drei Operationssälen und mehr als 20 ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die zweitgrößte Tirols. Zudem liegt das BKH im Herzen einer Winter- und zunehmend Ganzjahressportregion – Sportunfälle und deren Folgen sind also das "tägliche Brot" für Abteilungsvorstand Prim. Alexander Brunner, der sich mit seinen Oberärzten Martin Eichinger und Alexander Soboll in das Thema ACT vertieft hat, welche jetzt erfolgreich die ersten arthroskopischen Knorpelzelltransplantationen durchgeführt haben.
Eine junge Frau mit einem massiven Knorpelschaden im Knie war die erste Patientin am BKH, bei der die Knorpelzelltransplantation erfolgreich angewendet wurde – mittlerweile wurden bereits vier weitere PatientInnen mit der neuen Methode behandelt. Unterstützt wurde das „Knie-Team“ des BKH St. Johann dabei von OA Florian Obwegeser vom LKH Feldkirch, der sich für den kollegialen Wissenstransfer zur Verfügung stellte.
Methode der Zukunft
Für Brunner ist klar: „Die Knorpelzelltransplantation ist für die Behandlung von Knorpelschäden die Methode der Zukunft." Allerdings ist nicht jede/r PatientIn und jede Verletzung für diese Methode geeignet, schränkt der Primar ein: „Eher ist die ACT für jüngere PatientInnen (bis ca. 50 Jahre) und für SportlerInnen geeignet – auch das Verletzungsmuster muss passen". Ob die Behandlung für den jeweiligen Patienten geeignet ist, lässt sich erst nach Beurteilung durch die behandelnden Mediziner nach einer eingehenden Voruntersuchung sagen.
Echte Heilung statt Symptomlinderung
Die Behandlung selbst erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird in einem ersten kleinen Eingriff eine geringe Menge Knorpelgewebe entnommen (Biopsie). In einem Speziallabor werden die Knorpelzellen vermehrt – nach ca. 6-8 Wochen wird das körpereigene Zellgewebe in einer zweiten OP eingesetzt, verwächst mit dem gelenksnahen Knochen und füllt den Defekt mit neuem Knorpel auf. Etwa sechs Wochen nach diesem Eingriff kann das Gelenk leicht belastet und nach drei Monaten wieder mit leichtem Sport begonnen werden. Danach wird die Belastung stufenweise gesteigert – nach rund einem Jahr ist die implantierte Knorpelfläche voll eingeheilt und kaum von dem umliegenden unverletzten Knorpel zu unterscheiden.
Primar im „Selbstversuch“
Dass Prim. Brunner von der Methode überzeugt ist, hat auch einen persönlichen Hintergrund – er war selbst Betroffener. Aufgrund eines Knorpelschadens litt der Mediziner unter chronischen Knieschmerzen und entschied sich, den Defekt mittels Knorpelzelltransplantation (ACT) zu korrigieren – aus Überzeugung von diesem innovativen Ansatz und sozusagen als finale Überprüfung der Methode ließ er den Eingriff von dem in Westösterreich führenden Spezialisten OA Florian Obwegeser am LKH Feldkirch durchführen. Das Resultat ist sehr überzeugend – Prim. Brunner reflektiert: „Ich bin nach Jahren endlich wieder beschwerdefrei. Es erfordert allerdings Geduld, da das neue Gewebe sich erst harmonisch in den Defekt integrieren muss, damit die Belastung dann schrittweise und behutsam gesteigert werden kann.“
Bild: Das OP Team OA Dr. Martin Eichinger, OA Dr. Alexander Soboll und Prim. Dr. Alexander Brunner mit Patientin Stefanie Pirkl bei der Besprechung der Nachbehandlung nach erfolgreich durchgeführter OP mittels Knorpelzelltransplantation (ACT). Foto BKH/Egger