Neue Strompreisbremse dämpft die Tarife
Wird der Strom in Kitzbühel bald deutlich teurer?, fragen sich die Privatkunden der Stadtwerke. Die Unsicherheit ist groß, doch die Stadtführung beruhigt: „Mit der neuen Strompreisbremse des Bundes wird der Tarif für Niedrig-Verbraucher sogar günstiger.“
Kitzbühel | Die Energiekrise hat das öffentliche Leben fest im Griff. Die Kommunen suchen fieberhaft nach Einsparungspotenzialen und auch in den Haushalten ist man um eine Senkung des Stromverbrauchs bemüht, zumal die Teuerungswelle einen saftigen Anstieg der Tarife befürchten lässt. Fakt ist: Die Lage im Stromhandel hat sich seit Herbst 2021 zugespitzt, eine Entspannung am Markt ist auch laut Expertenmeinung nicht absehbar. Vom internationalen Strommarkt besonders abhängig ist die Stadt Kitzbühel: Nur 9 Prozent des Stromverbrauchs stammen aus eigener Erzeugung, die verbleibenden 91 Prozent werden an der Börse in Leipzig zugekauft, der Kitzbüheler Anzeiger hat berichtet.
Für die Stadtwerke Kitzbühel bedeutet diese Abhängigkeit massive Mehrkosten, bestätigen Stadtwerke-Chef Jörg Kickenweitz und Bürgermeister Klaus Winkler auf Anfrage. Der Strom müsse jetzt erheblich teurer zugekauft werden als in der Vergangenheit. In Zahlen ausgedrückt: „Im Jahr 2019 wurde Strom um knapp sechs Millionen Euro zugekauft, ein Jahr später um 6,2 Millionen Euro und 2021 um 8,3 Millionen Euro“, präzisiert Kickenweitz.
2021: Stadtwerke-Minus betrug eine Million Euro
Diesem Mehraufwand von rund zwei Millionen Euro (2021) steht jedoch ein von den Stadtwerken erwirtschaftetes Umsatzplus von einer Million Euro gegenüber. „Für das Jahr 2021 beträgt der Abgang der Stadtwerke somit eine Million Euro“, hält Stadtchef Winkler fest.
An die Konsumenten wurden Teuerungen im Vorjahr allerdings noch nicht weitergegeben: Eine Strompreiserhöhung im vergangenen Jahr habe man bewusst nicht gemacht, um die Bevölkerung, die durch die Coronakrise ohnehin schon genug gefordert ist, zu unterstützen.
Doch mittlerweile hat der Strom an den Börsen exorbitante Höhen erreicht. Im Jahr 2022 haben die Stadtwerke Kitzbühel im Stromhandel bis einschließlich Juli ein Minus von 2,1 Millionen verzeichnet. Eine genaue Prognose über die tatsächlichen Verluste des Jahres 2022 abzugeben, sei derzeit aufgrund der Marktsituation nicht möglich, erläutert Kickenweitz.
Tariferhöhung wird abgefedert
„Bis 1. September hatten wir weder eine vertragliche noch gesetzliche Möglichkeit, den Verkaufspreis an die Einkaufspreise im notwendigen Ausmaß anzupassen“, schildert der Stadtwerke-Chef, dies stehe allerdings mit 1. November an. Schon in Kürze wird den Kitzbüheler Haushalten daher ein Schreiben ins Haus flattern, in dem der städtische Stromversorger über die bevorstehenden Preiserhöhungen informiert. Ab 1. November kostet die Kilowattstunde 38 Cents statt bisher 12,21 Cents (seit 1. Juni 2022), davor wurden 6,99 Cents/kWh eingehoben (bis 31. Mai 2022).Doch ab 1. Dezember setzt die Strompreisbremse des Bundes an, die den Haushaltskunden für die ersten 2.900 kWh jährlich einen Preis von 10 Cents pro Kilowattstunde deckelt. Kickenweitz: „Das heißt, dass ein Haushalt bis zu diesem Grenzwert lediglich 10 Cent pro Kilowattstunde bezahlt, statt den bisher 12,21 Cents.“
56 % der Haushalte unter 2.900 kWh
Die Differenz (28 Cents) zum „echten“ Preis trägt der Bund. Die gute Nachricht: Etwas mehr als 56 Prozent der Kitzbüheler Haushaltskunden - sie verbrauchen jährlich weniger als 2.900 kWh - werden aufgrund der Strompreisbremse den höheren Verkaufspreis gar nicht bemerken, da sie ab 1. Dezember wieder weniger für die elektrische Energie bezahlen müssen. Massive Nachzahlungen haben hingegen jene zu erwarten, die mehr als 2.900 kWh jährlich verbrauchen.
Steuern und Abgaben wurden insgesamt gesenkt - die erneuerbare Förderpauschale und der erneuerbare Förderbeitrag entfallen im Zeitraum 1. Jänner bis 31. Dezember 2022 - und die Elektrizitätsabgabe wurde von 1,5 Cents/kWh auf 0,1 Cents/kWh reduziert (1. Mai 2022 bis 30. Juni 2023). Die heuer im April festgesetzten, monatlichen A-Conto-Zahlungen werden vorläufig nicht verändert, stellt Kickenweitz klar.
Appell zum Stromsparen ergeht an alle
Trotz der Strompreisbremse appellieren sowohl der Bürgermeister als auch der Stadtwerke-Chef an alle Kitzbüheler, Strom einzusparen. „Mindestens 20 Prozent - egal ob Groß- oder Kleinkunde“. Darüber hinaus soll der Stromverbrauch von Luxusanwesen eingeschränkt werden. Die rechtlichen Möglichkeiten lasse die Stadtgemeinde gerade prüfen, bekräftigt Winkler, der wiederholt von einem „Luxusenergieverbrauch“ spricht. „Es kann nicht sein, dass unsere Bürger Strom sparen müssen, obwohl die Möglichkeiten immer geringer werden, und andere hingegen den Strom vergeuden.“
Liste UK kritisiert Energiemanagement
Kritik an dem bisherigen Energie-Management der Stadtgemeinde kommt von der Liste „Unabhängige Kitzbüheler (UK)“: Stadtrat Andreas Fuchs-Martschitz ist insbesonders die Kunsteiserzeugung im Sportpark für die Ausübung von Eishockey- und Curling-
sport während des Sommers ein Dorn im Auge. „Dieser Spaß hat der Stadt ein kleines Vermögen gekostet“, sagt er gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger und verweist auf die aktuelle Inflationsrate und explodierende Energiekosten, mit denen die Kitzbüheler konfrontiert sind. „Wir sollen kalt duschen und die Wohnung auf 19 Grad heizen, gleichzeitig leisten wir uns den Größenwahn, im August Eis zu machen.“ Fuchs-Martschitz: „Es ist zu befürchten, dass die Stadtwerke auf ein sattes Minus am Jahresende zusteuern werden.“ Alexandra Fusser
Bild: In der Stadt Kitzbühel werden jährlich 90 Gigawattstunden (90 Millionen kWh) aufgebraucht. Die Stadtwerke müssen 91 Prozent des benötigten Stroms an der Börse zukaufen, 9 Prozent werden erzeugt. Foto: Hoyer
Daten & Fakten - Energiekosten für Sportpark
Dass heuer im Sommer Kunsteis erzeugt worden ist, stößt offenbar nicht überall auf Verständnis. Stadtamtsdirektor Michael Widmoser gibt auf Anfrage die Kosten für Strom und Gas im Sportpark bekannt: Im Jahr 2021 wurden insgesamt 71.033 Euro netto für Strom aufgewendet, davon betrugen die Stromkosten im August (2021) 9.156 Euro netto. Im Vergleich dazu sind mit 7.812 Euro netto die Stromkosten im heurigen August niedriger ausgefallen, da Abgaben und Steuern gesenkt bzw. ausgesetzt wurden. Widmoser: „Die Energiepreiserhöhung kommt erst.“ Für das Gas im Sportpark wurden 2.500 Euro im August 2021 ausgegeben. Aufgrund der Gaspreiserhöhung im Jänner sind die Kosten aber sprunghaft angestiegen und werden von Widmoser mit 5.300 Euro (August 2022) beziffert.
Zu berücksichtigen sei außerdem, dass im August und September die Eishalle sehr gut gebucht ist und die Einnahmen daher höher sind, erklärt Widmoser.Alexandra Fusser