Nikolaus aus Leidenschaft
„Im Vergleich zu früher hat sich vieles gewandelt, aber eines ist unverändert geblieben. Das sind die strahlenden Augen der Kinder, wenn ich sie besuche“, schildert Robert Erber, der als Nikolaus eine Berufung gefunden hat.
Kirchberg | Seit 2004 beglückt der Kirchberger die Kinder aus dem Bezirk mit seinen Hausbesuchen. Entstanden sei dies aus einer Not heraus, schildert der 54-jährige Postbeamte. „Ich war in Fieberbrunn bei der Brauchtumsgruppe Wildseeloderpass und die hatte keinen Nikolaus. Da habe ich mich dazu bereit erklärt, das zu machen.“
Mit dem Krampus in einer Verkehrskontrolle
In den mittlerweile 18 Jahren seiner Tätigkeit, in denen er bis zu 15 Hausbesuche an einem Tag absolviert, ist naturgemäß nicht immer alles reibungslos verlaufen. „Mein Krampus und ich waren einmal spät dran, mussten uns beeilen und wurden durch eine Verkehrskontrolle gestoppt“, schmunzelt Erber. „Als der Polizist aber gesehen hat, wer der Lenker und sein Beifahrer waren, ließ er Milde walten, wünschte uns eine gute Weiterfahrt und der Krampus und ich im Nikolauskostüm kamen noch rechtzeitig zu den Kindern.“
Nikolaus mit Talent zum Improvisieren
Routine ist bisher noch nicht aufgekommen. Jeder Besuch sei etwas Besonderes, weil es eben in jedem Haus anders und immer wieder spannend, vor allem aber ergreifend ist. „Bei so vielen leuchtenden Kinder- und auch Erwachsenenaugen ist der Nikolaus fast so aufgeregt wie die Kinderlein“, berichtet Erber, der auch improvisieren muss.„Kurz bevor wir einmal in ein Haus gingen, ist mir der Stab auf den Boden gefallen und natürlich gebrochen. Also musste ich mich einschleichen und die Mutter um Klebeband fragen, damit wir den Stab notdürftig reparieren konnten“, plaudert Erber aus dem Nähkästchen. Er erinnert sich auch daran, wie er sich – in großer Eile – einmal einen Finger in der Autotür eingeklemmt hat. „Das war an sich schon schmerzhaft genug, aber noch schlimmer war, dass meine weißen Handschuhe ganz blutig waren.“
Hat sich in den vielen Jahren seiner Tätigkeit etwas verändert? „Es ist einfach schön, wenn ich das Brauchtum durch mein Wirken aufrechterhalten kann. Speziell in den bäuerlichen Familien werden noch ganz traditionell Sackerl mit Mandarinen und Nüssen verschenkt, während ich bei anderen Familien schon manchmal meine liebe Not habe, die vielen Geschenke überhaupt in meinen Sack zu bekommen. Aber es ist eben alles individuellund das ist das Schöne daran“, zeigt sich Erber gerührt.
Alle Jahre wandern auch etliche Schnuller in seinen Nikolaussack. „Ich heben sie immer auf. Wenn sich die Eltern melden sollten, weil es mit dem Schnullerverzicht doch noch nicht geklappt hat, bringe ich sie wieder zurück“, berichtet der passionierte Nikolaus, der sich auf diese spezielle Zeit im Jahr besonders freut. Weil er dann mit seinem Krampus, manchmal sogar von einem Engel begleitet, den Kindern die Geschichte vom Heiligen Nikolaus erzählen kann. Elisabeth Schill
Bild: Nikolaus und Krampus „auf Tour“ in Kirchberg. Foto: Erber