Pepi Neubauers „schneidiger Ritt“
Fast so wild wie die Streif war Josef „Pepi“ Neubauer in seinen Jugendjahren. Der 1945 in Kirchberg geborene Sportler ist zeitlebens mit dem Skisport verbunden. Wie damals üblich, erlernte er schon im Windelalter das Skifahren – ganz klassisch auf einem Schneehügel hinter dem Elternhaus.
Kirchberg | Der gelernte Installateur lebt seit mittlerweile 52 Jahren in Naples, New York, wo er mit Sohn Karl und Ehefrau Anni eine Destillerie betreibt. Nach wie vor präsent sind aber die Erinnerungen an seine Kinder- und Jugendzeit, die auch eng mit Kitzbühel und dem Hahnenkamm verbunden sind. „Ich war zuerst beim Kirchberger, dann beim Kitzbüheler Ski Club. Meine Teamkollegen damals waren Herbert Huber, Rudi Sailer und Michael Schwaiger. Wir gehörten zusammen dem Tiroler Kader an,“ erinnert sich Pepi zurück.
Mit einem Sturz bei der Qualifikation zur Abfahrt in Lienz 1963 nahm die Rennläufer-Karriere Neubauers ein jähes Ende. Die damalige Nachwuchshoffnung aus Kirchberg zeigt sich darüber im Nachhinein aber nicht wehmütig. Es haben sich dadurch neue Wege für ihn aufgetan, für die er heute dankbar ist: „Wer weiß, vielleicht wäre ich ohne den Sturz gar nie nach Amerika gekommen“, sagt der Kirchberger nachdenklich.
15-jährig als Vorläufer auf der Streif
Vor seinem Sturz, bei dem sich Neubauer einen mehrfachen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte, durfte er aber als Jugendlicher die Faszination Streifabfahrt hautnah erleben. Als Vorläufer ging er von der Alten Schneise, die als Start für das damalige Damen-Rennen diente, ins Rennen. „2,20 Meter lang waren meine Holzski damals. Sie waren von Sport Ober und 22-fach verleimt“, erzählt Neubauer schmunzelnd. „Im Starthaus – ich kann mich noch gut daran erinnern – stand ich neben Hugo Nindl. Ich war ohnehin schon so aufgeregt und nervös vor dem Start und dann waren da auch noch alle Superstars.“
„Wenn du unten bist, hast die Hosen voll“
Sekunden, bevor sich der blutjunge Kirchberger aus der Starthütte katapultierte, kam zu allem Überfluss noch Nindls legendärer Spruch: „Bua, wenn du da unten bist, dann garantier ich dir, dann hast die Hosen voll.“
So wenig hilfreich diese Aussage auch damals war, Pepi Neubauer erinnert sich gerne an den unkomplizierten, netten Umgang, den die Stars seiner Zeit an den Tag legten: „Das war alles so leger, man ist mit allen Rennläufern gemeinsam zur Besichtigung runtergerutscht und sie haben mit jedem geredet und uns Tipps gegeben, das war schon etwas Besonderes“, schwelgt der Kirchberger in Erinnerungen. „Die Skifahrer waren unsere Stars, der Schranz oder der Kili – zu denen haben wir aufgeschaut.“ Nach der Piste habe man sich im Stadl wieder getroffen, weiß Pepi zu berichten. „Auch im Zielauslauf waren wir ganz nah dabei. Bei den heutigen hohen Geschwindigkeiten ist das undenkbar“. Ganz nah und immer vorn dabei war Pepi alljährlich durch seinen Vater, der einer der Verantwortlichen bei der Zeitnehmung war.
Welche Wirkung die Rennen auch in Nordamerika haben, weiß Pepi nur zu gut: „Golf, Football, Basketball oder Baseball stehen bei den Amerikanern ganz oben auf der Liste, aber die meisten sportbegeisterten Menschen kennen auch Kitzbühel und vor allem die Streif.“
In Europa ist der Hype um die Rennen in der Gamsstadt ungebrochen, doch auch für Pepis US-Skifreunde ist Kitzbühel das Sportereignis des Jahres. So seien auch davon begeistert, „dass sich die Stadt ihren einzigartigen Charme bewahrt hat“.
Beruflich hat sich Pepi Neubauer bereits in den Ruhestand verabschiedet, beim FIS Masters Cup ist er hingegen nach wie vor erfolgreich: „Auch wenn es in jungen Jahren mit der Rennläuferkarriere nicht nach Wunsch geklappt hat, bin ich mittlerweile trotzdem stolzer mehrfacher Masters Weltmeister sowie Goldmedaillengewinner bei den Winterspielen 2020 in Innsbruck.“ Elisabeth Schill
Bild: Pepi Neubauer galt einst als Nachwuchshoffnung. Foto: Archiv Neubauer