Petition für Walde-Gams gestartet
Signe Reisch schießt scharf gegen das neue Logo und will die Walde-Gams zurück. TVB-Obmann Christian Harisch kontert: Bereits in den vergangenen 50 Jahren wurde eine modifizierte Variante der Gams genutzt.
Kitzbühel | Monatelang wurde getüftelt und entwickelt bis es Ende Juni so weit war – im Rahmen eines großen Events wurde die neue Ausrichtung der Marke Kitzbühel präsentiert. Der kantige Schriftzug mit dem Kopf der Gams auf dem Ü von Kitzbühel als neues Logo sorgt für Lob, Begeisterung aber auch viel Kritik.
Entsetzt ist die Hotelierin und ehemalige Präsidentin von Kitzbühel Tourismus, Signe Reisch, vom neuen Logo und hat eine Online-Petition (Wir wollen die originale Kitzbüheler Gams zurück) zum Erhalt gestartet. Nur wenige Tage nachdem die Petition online ging, haben bereits über 1.100 Personen unterschrieben.
„Es liegen auch Listen auf, die man analog unterschreiben kann“, erklärt Signe Reisch und betont, „dass ich niemanden bisher getroffen habe, dem das neue Logo gefällt.“ Sauer stößt Reisch überdies auf, dass „es eine Schweizer Agentur sein musste „als ob wir hier keine guten Agenturen hätten.“
Was viele Leute kritisieren, seien auch die mit dem neuen Markenauftritt verbundenen enormen Kosten. „Wir haben ein weltbekanntes Logo, das muss ich doch nicht gegen einen abgeschnittenen Kopf austauschen“, ist sie schockiert. Die Kitzbüheler Gams sei weit mehr als ein touristisches Logo – sie sei ein Kulturgut. „Ihre Abschaffung kommt einem Abriss unseres kulturellen Erbes gleich“, so Signe Reisch in ihrer Petition. Dieses Symbol habe über Jahrzehnte hinweg die Identität des Ortes geprägt und ist fest im Bewusstsein von Einheimischen und Gästen verankert. „Die Entfernung dieses Wahrzeichens untergräbt unsere gemeinsame Identität und schadet dem Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Gemeinschaft“, ist Signe Reisch überzeugt. Es sei fahrlässig gewesen, eine so gefestigte Marke wie die Kitzbüheler Gams durch eine unnötige Logoumgestaltung zu erschüttern.
Dass die Nächtigungszahlen in Kitzbühel seit Corona im Sommer wie im Winter sinken, ist für Reisch ein weiteres Argument, dass der eingeschlagene Weg zu überdenken ist.
Nächtigungszahlen im Sommer sinken
So seien im heurigen Sommer wieder tirolweit die Nächtigungszahlen um 6,5 Prozent gestiegen, in Kitzbühel hingegen zum relevanten Vergleichsjahr 2019 erneut um 12,5 Prozent gesunken.
An der Fassade der Staatsoper in Wien prangen inzwischen Plakate mit dem neuen Logo. „Da glaubt man ja, dass es sich um die Werbung einer Kräuterlimonade handelt. Und wenn schon ein Trachtenpärchen, hätte man nicht den Obmann des Trachtenvereins mit seiner Frau nehmen können? Die beiden wären authentisch“, glaubt Reisch. Nachsatz: „Jung und sexy ist zu 100 Prozent der falsche Weg. Kitzbühel spricht erfahrungsgemäß die Best Ager an. Warum halten wir nicht an der Tradition und Beständigkeit fest?“, fragt sie sich. Die Petition läuft übrigens noch rund sieben Wochen.
Scharf kontert der Obmann von Kitzbühel Tourismus, Christian Harisch, im Namen des TVB-Vorstandes und der Geschäftsführung: „Die Präsentation war der erste Schritt einer langen Reise“, so Harisch.
Die Auswirkungen auf die Markenwahrnehmung werde man in zwei, drei Jahren aber natürlich nicht schon nach zwei, drei Monaten feststellen, ist er sich sicher.
„Wir sind überzeugt, dass unsere Geschäftsführerin Viktoria Veider-Walser als ausgewiesene Markenexpertin mit ihrem Team und den begleitenden Experten auch in der weiteren Entwicklung sehr erfolgreich unsere Marke Kitzbühel in die Zukunft führen wird“, sagt Harisch.
Betreffend der Gams informiert der TVB-Obmann, „dass es uns nach langen Verhandlungen gelungen ist, die Rechte an der Gams von der Familie Berger-Walde zu erwerben. Selbstverständlich verbleibt das Symbol der Gams untrennbar mit Kitzbühel verbunden. Zur Klarstellung ist jedoch zu sagen, dass Kitzbühel Tourismus die letzten 50 Jahre eine vom Walde Original mehrfach modifizierte Version und nicht die Walde Gams verwendet hat.“ Der Unterschied sei klar ersichtlich.
Schritt für Schritt wird die Gams ersetzt
„Wir werden Schritt für Schritt die modifizierte und nicht originale Gams durch die „Walde Gams“ ersetzen“, klärt der Obmann auf. „Wir sehen den Erwerb der Rechte als großen Erfolg, von dem noch viele Generationen nach uns profitieren werden. Wir sehen es aber auch als große Verantwortung, die Walde Gams zu schützen und werden diese Aufgabe konsequent wahrnehmen.“
Alle Mitglieder und Vereine bekommen die Möglichkeit der unentgeltlichen, nicht kommerziellen Nutzung, aber auf keinen Fall das Recht, die Gams zu verändern, stellt er klar. Im Marketing ist es entscheidend, sich von anderen zu unterscheiden und Aufmerksamkeit zu generieren. „Das ist uns zweifelsfrei vor allem in Kitzbühel bereits gelungen und sind wir über Petitionen, Kritik und Lob gleichermaßen dankbar, weil wir dadurch in der Region unser beabsichtigtes Ziel erreicht haben und dieses auf den Märkten fortsetzen werden“, sagt Harisch.
Der Auftritt an der Fassade der Staatsoper Wien habe jedenfalls ebenfalls mehr Aufmerksamkeit erregt, als je eine Kampagne zuvor. Margret Klausner
Bild: Das neue Logo soll, so Christian Harisch, europaweit zu sehen sein – wie etwa hier an der Oper in Wien. Foto: Moritz Scheer