Kitzbüheler Anzeiger
03.08.2024
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Philippiner verstärken Pflegerteam

Der Pflegenotstand bereitet auch dem Obmann des Pflege- und Altenwohnheimverbandes St. Johann, Hubert Almberger, Sorgen. Jetzt wird Pflegepersonal von den Philippinen engagiert. 

St. Johann, Oberndorf | Das Schlagwort „Pflegenotstand“ macht auch vor dem Bezirk Kitzbühel nicht halt. Trotz der Gründung des „Medicubus“, der Gesundheits- und Krankenpflegeschule in St. Johann, die jährlich etliche gut ausgebildete Pflegekräfte in die Berufswelt entlässt, reicht es hinten und vorne nicht.

Einer, der vom Personalnotstand ein Lied singen kann, ist St. Johanns Vize-Bürgermeister Hubert Almberger. Er ist Obmann des Pflegeheimverbandes St. Johann-Oberndorf. Zum Verband gehören das Pflegeheim neben dem Bezirkskrankenhaus sowie das relativ neue Heim in Oberndorf. Das Altenwohnheim am Schwimmbadweg wird nur von der Gemeinde St. Johann betrieben. 

Der Ansturm auf die Betreuungseinrichtungen ist auch in St. Johann groß. Derzeit stehen rund 125 Menschen auf der Warteliste für einen Platz im Pflegeheim, 60 davon sind Akutfälle. Dass am Ausbau der Betreuungseinheiten gearbeitet wird, zeigen die intensiven Planungen für das „Haus der Generationen“, in dem 34 Einheiten für Betreutes Wohnen Platz finden sollen.

Derzeit sind, so Hubert Almberger, im Pflegeheim 51 Menschen, die liebevoll betreut werden. In Oberndorf verbringen 61 Menschen ihren Lebensabend in der Einrichtung.

Altenwohnheime, so wie es sie derzeit noch gibt, gehören bald der Vergangenheit an. Zukünftig wird es nur noch „Betreutes Wohnen“ geben – die Menschen leben in eigenen Wohnungen, werden betreut, können gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen und leben so selbstständig wie möglich. In den neueren Einrichtungen, etwa in Hopfgarten oder in Kössen, wird das bereits so gehandhabt.

Dass das „Betreute Wohnen“ die Zukunft in der Altenpflege sein wird, bestätigt auch Hubert Almberger. „Wir haben in St. Johann aufgrund des Personalmangels inzwischen einen Stock sperren müssen“, erklärt der Pflegeheimobmann. 17 Betten können nicht belegt werden, weil die Pfleger fehlen. Eine schwierige Situation, weil es oft wirklich schwere Fälle sind, die unbedingt einen Pflegeplatz benötigen würden und die Angehörigen an ihre Grenzen stoßen. „Die Mitarbeiter unseres Sozialsprengels leisten tolle Arbeit, aber sie können natürlich nicht alles abfedern“, stellt Almberger klar, der aber auch froh ist, dass inzwischen Pflegepersonal aus dem Osten in Tirol im Einsatz ist.

In den Einrichtungen in St. Johann und Oberndorf sind über 100 Menschen beschäftigt. Zwei Drittel davon sind Teilzeitkräfte. Früher sei das noch anders gewesen, ist für Almberger nicht unbedingt der Verdienst – oft werde der Pflegemangel ja mit niedrigen Gehältern begründet – die Ursache. Die Coronapandemie habe etwa tiefe Spuren hinterlassen, weiß er. Natürlich müsse die Bezahlung passen, aber es gelte auch, den Pflegekräften die richtige Wertschätzung entgegenzubringen. Er habe überdies die Erfahrung gemacht, dass viele der Absolventen von Pflegeschulen lieber in die Spitäler gehen. 

Leasingpersonal kostet doppelt so viel 
Inzwischen hat der Pflegeheimverband Leasingpersonal engagiert, anders würde es nicht gehen. „Dazu muss man aber auch sagen, dass uns diese Pflegekräfte das Doppelte kosten“, betont Almberger. „Wir haben uns jetzt entschlossen, dass wir über die Rot-Weiß-Rot-Card Mitarbeiter aus Drittländern nach St. Johann holen“, informiert Almberger. Es gebe Einrichtungen, die bereits Erfahrung damit haben, auch in Tirol. „Wir starten jetzt mit vier Mitarbeitern von den Philippinen, die bereits dabei sind, Deutsch zu lernen und selbstverständlich voll ausgebildete Pflegekräfte sind. Der Prozess, damit ihre Diplome auch in Österreich anerkannt werden, läuft bereits“, klärt der Obmann auf. Sie sollen im Frühjahr 2025 ihre Arbeit aufnehmen. Ein erstes Kennenlernen wird es im Rahmen von Videokonferenzen geben. 

Sorgen bereitet Almberger jedoch die Wohnsituation, da die Kosten in der Region hoch seien. Almberger ist daher derzeit bereits auf der Suche nach einer adäquaten Wohnung bzw. einem Haus, wo die vier asiatischen Kräfte als Gruppe zusammenwohnen können. „Diese Gemeinsamkeit wäre schon sehr wichtig“, betont er. Die vier Pfleger verdienen selbstverständlich gleich viel wie heimisches Personal, betont er. Funktioniert das Modell, kann er sich vorstellen, weitere ausländische Pflegekräfte nach St.Johann zu holen.  M. Klausner

Bild: Im St. Johanner Pflegeheim werden derzeit 51 Personen betreut. Weitere 17 Menschen hätten eigentlich Platz, allerdings fehlt das notwendige Personal. Foto: Klausner/KA-Archiv

 
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