Prognose: Aufschwung im Frühjahr
Wie geht es Tirols Betrieben aktuell? Welche Prognose gibt es für 2022? Wo liegen die größten Herausforderungen? Antworten auf diese Fragen liefert das Konjunkturbarometer.
Innsbruck | Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie treffen Tirol im Bundesländer-Vergleich überproportional. Die entgangene Wertschöpfung nach fast zwei Jahren Pandemie beträgt „netto“ rund 5 Milliarden Euro. Die Ursache für den Einbruch liegt im hohen Anteil an wirtschaftsbezogenen Dienstleistungen: Beherbergung, Gastronomie, Seilbahnwirtschaft und Handel.
Wirtschaftsleistung um 10 Prozent gesunken
Mit einem Minus von 10 Prozent sank die Wirtschaftsleistung in Tirol stärker als im Bundesschnitt (-6,7 %). Auf der anderen Seite erweisen sich die exportorientierte Industrie, das Gewerbe und die Bauwirtschaft einmal mehr als Träger der Konjunktur. Die hohe Nachfrage nach Qualitätsprodukten „Made in Tyrol“ führte zu einem neuen Exportrekord: Auf das Gesamtjahr 2021 gerechnet kann von einem Exportwachstum von etwas mehr als 1 Milliarde Euro ausgegangen werden. Somit dürfte die Tiroler Wirtschaft 2021 erstmals die Grenze von 14 Milliarden Euro an Warenexporten (nach 12,9 Milliarden 2020) erreicht haben.
Die weitere Prognose hängt stark von einem weiteren Lockdown ab. Wenn es gelingt, die Situation mit der Kombination der verfügbaren Maßnahmen zu kontrollieren, ist mit einem Anstieg der realen Bruttowertschöpfung im Jahr 2022 von rund 5 % bis 6 % im Vergleich zum Jahr 2021 zu rechnen.
Ein Drittel weniger Nächtigungen als 2019
Bei den Nächtigungen ist in der Wintersaison ein Rückgang von 25 % bis 35 % im Vergleich zur Vor-Corona-Wintersaison 2018/19 zu erwarten. Sollte allerdings im ersten Quartal ein Lockdown kommen, wird dieser Rückgang bei 50 % bis 65 % liegen. In diesem Fall dürfte die Wirtschaftsleistung in Tirol im Vergleich zum Jahr 2021 nur um rund 3 % bis 4 % steigen.
Tiroler Haushalte haben 1 Milliarde Euro gespart
Deutlich optimistischer sind die Erwartungen für Frühjahr und Sommer, da wie in den vergangenen Jahren mit einem abgeschwächten Infektionsgeschehen zu rechnen ist. Als Träger der Konjunktur erweisen sich erneut der produzierende Sektor und die Bauwirtschaft. Eine wichtige Konjunkturstütze im zweiten und dritten Quartal 2022 wird auch der private Konsum sein. Die Tiroler Haushalte dürften seit Beginn der Pandemie schätzungsweise rund eine Milliarde Euro zusätzlich gespart haben. Schließlich ergeben sich auch neue Chancen für den Sommer-Tourismus: Da Fern- und Überseereisen weiterhin nur reduziert stattfinden, wird Tirol in der Sommersaison als „corona-sichere“ Destination profitieren.
Arbeitskräftemangel und Energiepreise
Die drei größten betrieblichen Problemzonen für die Betriebe zeigt das WKÖ-Wirtschaftsbarometer: An erster Stelle steht für die Unternehmen der Arbeitskräftemangel (79 %), gefolgt von steigenden Energiepreisen (64 %) und stockenden Lieferketten (58 %). Eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt wird das Thema Langzeitarbeitslosigkeit.
Bild: Die Herausforderungen für Unternehmer sind enorm: WK-Präsident Christoph Walser (links) mit Stefan Garbislander, Leiter der WK-Abteilung für Wirtschaftspolitik und Strategie. Foto: WKO/Die Fotografen