Raketenhagel wird verhaltener
Die Zeit der großen Silvester- und Neujahrsspektakel ist vorbei - zumindest zum bevorstehenden Jahreswechsel. Nicht nur wegen Corona, sondern auch aus steigendem Umweltbewusstsein.
Kitzbühel | Funkensprühende Fontänen und ohrenbetäubende Böller: Feuerwerke gehören zur Silvesternacht wie das Läuten der Pummerin oder der Donauwalzer. Pyrotechnikshows und Silvesterpartys zählen in der Tourismusbranche daher zu beliebten Attraktionen, die man Gästen und Einheimischen zur Unterhaltung rund um den Jahreswechsel bieten will. Corona samt Veranstaltungsbeschränkungen, aber auch steigendes Umweltbewusstsein, machen den Feuerwerksspektakeln aber einen Strich durch die Rechnung: Schon im Vorjahr - damals Lockdown drei - hat man von der öffentlichen Seite sehr oft darauf verzichtet. Größtenteils auch bei privaten Zusammenkünften, sofern überhaupt erlaubt.
In Kitzbühel setzt man auf „Klang“-Alternative
Das Jahr 2022 wird allem Anschein nach abermals ohne lauten Krawall beginnen. Steigende Infektionszahlen, die vorverlegte Sperrstunde und Veranstaltungsbeschränkungen geben den Rahmen für die öffentlichen Spektakel vor. Das Kitzbüheler Neujahrsfeuerwerk, einst ein Mega-Event mit bis zu 30.000 Besuchern, wurde schon vor Wochen abgesagt. Kitzbühel Tourismus setzt stattdessen auf ein musikalisches Klangfeuerwerk in der Innenstadt.
Das Abfeuern von Feuerwerkskörpern im Ortsgebiet verbietet ohnehin das bundesweit geltende Pyrotechnikgesetz. Sonstige Feuerwerksspektakel bedürfen einer Genehmigung von Seiten der Verwaltungsbehörde. Im Bezirk wurden heuer lediglich sechs Anträge für Großfeuerwerke von der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel bewilligt, heißt es dazu von Dr. Martin Grander. Das sei weniger als in der Vor-Corona-Zeit. Da Ansuchen und Genehmigung spätestens eine Woche vor Silvester abgeschlossen sein müssen, ist mit keinen zusätzlichen Feuerwerksshows im Bezirk zu rechnen.
Empfindliche Strafen: bis zu 3.600 Euro
Wer hingegen beim sogenannten „Schwarz“-Abfeuern genehmigungspflichtiger Feuerwerkskörper erwischt wird, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. „Der Strafrahmen geht hier bis zu 3.600 Euro“, bestätigt Grander.
In Österreich werden in der Silvesternacht alljährlich viele Millionen Euro in Form von Raketen und anderen Knallkörpern in die Luft geblasen. Doch nicht alle haben bekanntlich Freude damit: Das lautstarke Spektakel belastet Menschen, Tiere und Umwelt, weshalb über die Sinnhaftigkeit von Feuerwerken immer wieder öffentlich debattiert wird.
Das Land Tirol appelliert daher an die Bevölkerung und ruft zum Verzicht auf. Neben der gesundheitsgefährdenden Feinstaubbelastung entsteht eine beträchtliche Menge an Restmüll, der großteils abgebrannt und zerstückelt in der Natur verstreut wird. Die enthaltenen toxischen Schwermetallpartikel wie Blei, Nickel, Arsen und Cadmium werden zunächst durch die Explosion in der Luft freigesetzt, nach dem Absinken gelangen sie in Boden und Gewässer und damit auch in den Nahrungskreislauf von Menschen und Tieren.
Und nicht zuletzt endet das pyrotechnische Silvesterspektakel für viele Menschen mit erheblichen Augen- und Ohrenverletzungen sowie schwersten Verbrennungen im Krankenhaus, was das ohnehin schon schwer strapazierte Gesundheitssystem noch mehr belastet.
Deutlich weniger Feinstaub im Vorjahr
Im Vorjahr ist es in Tirol zu einem massiven Rückgang der Feinstaubbelastung gekommen. „Der Tagesmittelwert lag bei allen Luftgütemessstellen teilweise sogar deutlich unter dem Grenz-wert.“ Dass viel weniger Feuerwerkskörper gezündet worden seien als in der Vergangenheit führt die grüne Landespolitikerin auf die geltenden Corona-Maßnahmen im Lockdown, aber auch auf die zunehmende Sensibilität und das gestiegene Umweltbewusstsein in der Bevölkerung zurück. Alexandra Fusser
Bild: Mit Raketen und Böllern wird das neue Jahr traditionell lautstark begrüßt. Pyrotechnik-Spektakel sind heuer die Ausnahme, die Politik ruft die Bevölkerung zum Verzicht auf. Foto: Kitzbühel Tourismus/Werlberger