Kitzbüheler Anzeiger
18.06.2022
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Regenbogenfahne nicht erwünscht

Seit mehr als 50 Jahren ist die Regenbogenfahne ein Zeichen für Toleranz und Akzeptanz – in Hochfilzen allerdings hat sie keinen Platz. Der Gemeinderat lehnte das Aufhängen der Fahne kategorisch ab. Als einzige Gemeinde im Pillerseetal übrigens. Der Verein „Queer Denker“ ist enttäuscht.

Hochfilzen | Sie flattert vom Bundeskanzleramt und hängt sogar an der Wiener Hofburg – die Regenbogenfahne. Seit über 50 Jahren gilt sie als Zeichen von Toleranz, Akzeptanz und symbolisiert weltweit sowohl Liebe und Gleichheit, als auch Hoffnung und Frieden. Auch im Bezirk hängt während des derzeit laufenden „Pride Month“ in vielen Gemeinden die Flagge an offiziellen Plätzen. Doch nicht jeder kann sich über Fahnen begeistern, wie sich jetzt am Beispiel Hochfilzen zeigt.

Seit kurzem gibt es mit dem Verein „Queer Denker“ einen Verein – vorerst sind die Verantwortlichen hauptsächlich im Pillerseetal engagiert – der Bewusstsein und Aufklärung im Bereich sexuelle Orientierung und Diversität fördern und zugleich eine Community für Homosexuelle, Transgender und alle anderen Orientierungen sein will. „Da dies auch heutzutage noch immer ein nicht ganz einfaches Thema ist, versuchen wir, dem in naher Zukunft etwas Aufschwung zu verleihen. Hierzu planen wir regionale Projekte, Workshops, Ausflüge und gemeinsame Treffen“, klärt Obfrau Michaela Walch aus Hochfilzen auf.

Für sein erstes Projekt wandte sich der Verein an die jeweiligen Gemeinden des Pillerseetales mit der Bitte, im Rahmen des „Pride Month“ die Regenbogenfahne hissen zu dürfen. Die Resonanz war durchgehend positiv. Ob in Fieberbrunn oder St. Ulrich – hier kauften die Gemeinden sogar die Fahnen selber an – bis hin zu St. Jakob und Waidring wurde nicht lange diskutiert. „Wir haben im Gemeinderat beschlossen, dass wir die Fahne, die ja wir ankaufen, jedes Jahr aufhängen werden“, erklärt dazu St. Ulrichs Bürgermeister Martin Mitterer. Und auch Walter Astner, Dorfchef in Fieberbrunn wundert sich, dass man darüber überhaupt diskutieren muss.

In Hochfilzen allerdings erteilte Bgm. Konrad Walk dem Ansinnen nach Rücksprache mit Vorstand und Bauausschuss eine Absage. Man wolle keinen Präzedenzfall schaffen, so Walk.Als die Anfrage einging, stand zudem noch keine Sitzung an, daher wurde die Causa vorerst noch im Gemeindevorstand besprochen.
Er vermutet, dass bei einer Genehmigung, dann auch andere Vereine auf das Aufhängen ihrer Fahne bestehen. Da werde dann die Tür für alles Mögliche geöffnet, so das Argument.
Nachdem Walk schon im Vorfeld über die Absage informierte, wurde die Causa jetzt auch noch im Gemeinderat beraten. Hier betonte Walk erneut, dass Vorstand und Bauausschuss aus genannten Gründen dagegen seien.

Als Ersatz: ein Bericht im Gemeindeblatt
Er wolle das Thema jedoch „versachlicht“ besprochen sehen, so der Dorfchef.
Den „Queer Denkern“ würde man dafür in der Gemeindezeitung eine halbe Seite kostenlos zur Verfügung zu stellen, um sich zu präsentieren. Denn die Entscheidung habe selbstverständlich nichts mit fehlender Toleranz zu tun. Im Rahmen der Diskussion wurde diese angesprochene Toleranz mehrfach betont. Walk erklärte überdies, dass es ja hier nicht um die Abstimmung dieser einen Fahne gehe, sondern darum, wie bei solchen Anfragen vorgegangen wird. „Wir sind neutral“ - das zu sagen, sei das gute Recht des Gemeinderates.

Dass keine Fahnenstange frei sei, war ein weiteres Argument, dem GR Manfred Obermoser (SPÖ) vehement widersprach. Da wäre natürlich noch eine leere Stange betonte er und stellte fest, „dass ich das jetzt nicht verstehe. Die Fahne von der IBU (Internationale Biathlon Union) hängt ja auch.“ Was da jetzt anders sei, könne er daher nicht nachvollziehen.
Nach einer emotionalen Diskussion stimmte der Gemeinderat dann den Vorstellungen des Vorstandes gemäß ab –mit zehn zu drei Stimmen wurde das Aufhängen der Fahne zur Enttäuschung der „Queer Denker“ abgelehnt. Margret Klausner

Bild: Andreas Pirnbacher, Laurenz Seiwald, Christina Leitner, Michaela Walch und Julia Zlöbl (v.l.) vom Verein „Queer Denker“ wollten die Regenbogenfahne auch in Hochfilzen aufhängen. Und bissen sich die Zähne aus. Foto: Queer Denker

 
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